Der FC Verden 04 steckt in der Fußball-Oberliga tief im Abstiegskampf. Das 2:2-Unentschieden bei Lupo Martini Wolfsburg sorgte am vergangenen Sonnabend für lange Gesichter, denn die Reiterstädter kassierten den Ausgleich gegen einen direkten Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt erst in der sechsten Minute der Nachspielzeit. Es war bereits das elfte Unentschieden in dieser Saison. Der eine Punkt sei zu wenig, sagte Trainer Frank Neubarth nach der Partie. Weitere Gelegenheiten, um die ersehnten Siege für den Klassenerhalt einzufahren, wird der 62-Jährige nicht bekommen. Der FC Verden 04 hat Frank Neubarth mit sofortiger Wirkung freigestellt. Für den bisherigen Coach übernimmt bis zum Saisonende interimsweise Co-Trainer Jan Sievers. Das hat der FCV am Montag mitgeteilt.
Die Entscheidung ist den Verantwortlichen alles andere als leicht gefallen. Das macht Nicolas Brunken im Gespräch mit unserer Zeitung deutlich. "Es ist schade. Wir hätten uns gewünscht, dass wir am Ende der Saison gemeinsam den Klassenerhalt feiern", sagt Verdens Sportlicher Leiter. Die Entlassung von Frank Neubarth habe allein sportliche Gründe. "Wir haben zu wenig Siege und haben die Entscheidung vorgezogen, um uns nicht nachsagen zu lassen, dass wir nichts versucht haben. Daher greifen wir jetzt nach dem letzten Strohhalm. Vielleicht löst diese Entscheidung noch mal etwas aus", erhofft sich Brunken einen Impuls im Kampf um den Klassenerhalt.
Ursprünglich sollte Frank Neubarth noch bis zum Saisonende beim FC Verden 04 auf der Bank sitzen. Mitte Januar hatten die Verdener bekannt gegeben, dass sich die Wege des erfahrenen Trainers und des Vereins nach sechs erfolgreichen Jahren im Sommer trennen werden. Knapp einen Monat später stellten die Reiterstädter mit Tim Ebersbach den neuen Trainer für die Saison 2025/2026 vor. Unter der Regie von Neubarth sollte in den verbliebenen Spielen der Klassenerhalt eingefahren werden.
Doch es läuft in dieser Saison nicht wie gewünscht. Zwar agieren die Reiterstädter in ihren Spielen mit den Gegnern meistens auf Augenhöhe, schaffen es aber häufig nicht, dies in Siege umzumünzen. Das stellte sich gleich zu Beginn der laufenden Serie heraus, als die Neubarth-Elf die ersten vier Begegnungen jeweils knapp verlor. Zwischenzeitlich waren die Reiterstädter mal fünf Spiele in Serie ungeschlagen. Nach einem 5:2-Sieg Ende Februar gegen den SSV Vorsfelde sprang der FCV sogar auf einen Nichtabstiegsplatz. Es war jedoch der bislang letzte Sieg. Seit vier Spielen – neben zwei Remis verloren die Verdener zwei Partien – wartet das Team auf einen Dreier. Auf die Ergebniskrise folgte nun die Entlassung von Frank Neubarth.
Der scheidende Trainer geht mit seiner Freistellung professionell um. "Das kann ich alles nachvollziehen. Es ist ein neuer Impuls", erzählt Frank Neubarth im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Entlassung sei für ihn nicht so überraschend gekommen, nachdem Anfang des Jahres bekannt gegeben wurde, dass sich die Wege im Sommer trennen. "Es war klar, dass es schwer durchzuhalten ist. Die Dinge verändern sich. Und die Ergebnisse waren nicht so, dass es klasse lief", sagt Neubarth.
Frank Neubarth hatte die Reiterstädter im April 2019 als Nachfolger von Sascha Lindhorst übernommen. Seinerzeit befand sich der Klub in der Landesliga – wie momentan eine Etage höher – in akuter Abstiegsnot. Neubarth bewahrte die Reiterstädter vor dem Abstieg in die Bezirksliga. Danach ging es beim FCV nur in eine Richtung – und zwar nach oben. Neubarth, der einst für den SV Werder Bremen in der Bundesliga als Spieler auflief und schon beim FC Schalke 04 an der Seitenlinie stand, formte aus einem Abstiegskandidaten ein Spitzenteam.
In den Saisons 2021/2022 und 2022/2023 waren die Verdener mit Platz zwei jeweils dicht dran am Aufstieg in die Oberliga. Im dritten Anlauf klappte es: Der FCV spielte eine außergewöhnliche Saison 2023/2024 und wurde ungeschlagen Meister. Der Aufstieg in die Oberliga war damit perfekt. Es war zugleich der Höhepunkt der Erfolgsgeschichte von Frank Neubarth und dem FC Verden 04.
Auf die sechs Jahre beim FCV blickt Frank Neubarth sehr positiv zurück. "Es war eine tolle Zeit. Damit hätte keiner am Anfang gerechnet. Die Jahre vor dem Aufstieg waren eine stetige Entwicklung. Das sind alles gute Jungs mit einer tollen Einstellung, es war eine sehr harmonische Atmosphäre", sagt der 62-Jährige. Auch Nicolas Brunken betont, dass die sechs gemeinsamen Jahre zu hundert Prozent positiv verlaufen seien. "Frank hat super Arbeit geleistet", findet der Sportliche Leiter zum vorzeitigen Ende der Erfolgsgeschichte noch einmal warme Worte.
Am kommenden Wochenende wartet auf den FC Verden 04 mit dem Heimspiel gegen den VfV Borussia 06 Hildesheim die nächste schwere Aufgabe. Bei diesem Spiel wird die Mannschaft nicht mehr von Frank Neubarth, sondern erstmals von Jan Sievers gecoacht. "Jan leitet seit Montag das Training und hat das Vertrauen. Wir wollen die Saison mit ihm beenden", gibt Nicolas Brunken bekannt.
Unter dem bisherigen Co-Trainer wollen die Reiterstädter in den acht verbliebenen Spielen versuchen, möglichst viele Punkte zu holen, damit doch noch der Klassenerhalt gelingt. "Wir hoffen, dass wir die Spiele positiver gestalten können", sagt Nicolas Brunken. Auch Frank Neubarth hofft, dass der Ligaverbleib noch gelingt: "Die Jungs haben sich nie hängen lassen. Den Vorwurf kann man ihnen nicht machen. Ich drücke den Jungs die Daumen, dass sie es noch schaffen."