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Knollenblätterpilz Lebensbedrohliche Vergiftung nach Pilzgenuss

Sie sehen aus wie Champignons. Doch ihr Verzehr kann tödlich sein: Knollenblätterpilze. Eine junge Frau aus Ganspe hat nach deren Verzehr Schlimmes durchgemacht.
07.11.2022, 19:00 Uhr
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Lebensbedrohliche Vergiftung nach Pilzgenuss
Von Barbara Wenke

Mikaela Loosen ist froh, dass die Pilzsaison vorbei ist. Sie möchte nicht, dass sich wiederholt, was jüngst einer geflüchteten Familie aus Syrien nach einem Pilzfund auf dem Warflether Sand passiert ist. Nach dem Genuss der selbst gesammelten Pilze erlitt die junge Kurdin eine Lebensmittelvergiftung und konnte nach dramatischen Tagen nur dank einer Lebertransplantation gerettet werden.

Mikaela Loosen weiß von den Vorfällen, weil sie in Bardenfleth im Auftrag der Ländlichen Erwachsenenbildung (LEB) geflüchtete und asylsuchende Personen unterrichtet und ihnen auch im Alltag mit Rat und Tat zur Seite steht. "Wir machen Sozialarbeit", sagt die Bardenfletherin, die Teil einer zehnköpfigen Unterstützergruppe, der Berner Runde, ist.

In den zurückliegenden Tagen hat die Ehrenamtliche viel mit Krankenhaus-Ärzten und Pflegepersonal telefoniert. "Normalerweise bin ich gar nicht legitimiert, etwas zu erfahren", sagt die Bardenfletherin. Doch die Ärzte seien froh gewesen, jemanden gefunden zu haben, der sich kümmert.

Eventuell war Loosens Engagement sogar das Zünglein an der Waage und die junge Kurdin, Mutter zweier kleiner Jungen, verdankt der Bardenfletherin ihr Leben. "Die Chancen auf eine Transplantation sind aufgrund der sprachlichen Hürden bei der Nachsorge für Nichtdeutsche nicht besonders gut", hat Mikaela Loosen bei ihren vielen Telefonaten erfahren. "Die Ärzte sagten: ‚Gut dass wir wissen, dass sie jemanden im Hintergrund hat.’"

Vor circa neun Monaten traf die vierköpfige Familie aus Aleppo nach einer Jahre langen Flucht in der Gemeinde Berne ein. Mittlerweile wohnt sie in Ganspe. An einem sonnigen Tag sind die jungen Eheleute mit ihren Kindern über den Warflether Sand spaziert. Dabei entdeckten sie in der Nähe des schwarzen Leuchtturms champignonähnliche Pilze und nahmen zwei Handvoll mit.

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Zu Hause verspürte aber nur die junge Mutter Appetit. Dass es sich bei den Fundstücken um giftige Knollenblätterpilze statt um essbare Champignons handelte, wusste die Köchin nicht. Zumal die Pilze gut schmeckten. Sechs Stunden nach dem Verzehr bekam die Gansperin Bauchschmerzen. Als diese kaum noch auszuhalten waren, brachte ein Krankenwagen die Frau ins St. Bernhard-Hospital nach Brake.

Da die junge Mutter bereits in den Monaten zuvor häufig unter Bauchschmerzen gelitten hatte, führte sie die aktuellen Beschwerden zunächst nicht auf den Verzehr der Pilze zurück. Nachdem ein arabisch sprechender Arzt jedoch Fotos der Pilze auf dem Handy der Gansperin gesehen hatte und diese als Ursache vermutete, wurde die junge Frau mit einem Hubschrauber ins Krankenhaus nach Hannover geflogen. Dort wurde eine Blutwäsche vorgenommen, denn die Leber begann bereits zu versagen. Die junge Mutter hatte Glück im Unglück, dass eine Spenderleber zur Verfügung stand und sie am Dienstag operiert werden konnte.

Mikaela Loosen hat am Wochenende noch einmal auf dem Warflether Sand nachgeschaut, ob in dem Wäldchen an der Weser weitere Exemplare des giftigen Knollenblätterpilzes gedeihen. Sie hat nur noch einen gefunden und hofft nun, dass die Gefahr, die von ihnen ausgeht, zumindest für dieses Jahr gebannt ist.

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