Das Orkantief „Xaver“ trifft heute auf Norddeutschland. Orkanböen bis Windstärke 12 und Hochwasser bis zu drei Meter über Normal sind prognostiziert. Fähren, Züge und Schulen werden vielerorts ausfallen. ++++ Alle aktuellen Ereignisse finden Sie hier ++++
Eine schwere Sturmflut und Orkanböen bis zu zwölf Windstärken kommen auf die Küste zu. Die Prognose für das Hochwasser liegt für die Nacht von heute auf morgen zwischen 2,25 Meter über dem Normalwert auf Norderney und drei Meter mehr in Cuxhaven. Die Fähren zu zahlreichen Inseln werden heute eingestellt. Die Behörden warnen vor herabfallenden Ästen und umgestürzten Bäumen. Wer könne, solle daheim bleiben. Die Bahn rechnet damit, dass besonders im nördlichen Niedersachsen sowie in Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein Züge ausfallen. Der ADAC rät zur Vorsicht, denn mit dem Sturm wird auch eine bis zu sechs Zentimeter hohe Schneedecke erwartet.
In vielen Städten und Landkreisen in Ostfriesland sowie an Schleswig-Holsteins kompletter Westküste fällt die Schule heute aus. In der Region haben Schüler in den Landkreisen Diepholz, Oldenburg, Vechta, Cloppenburg, Emsland, Wesermarsch und Cuxhaven sowie in der Stadt Delmenhorst sturmfrei. Einen Überblick gibt es auf der Internetseite der Verkehrsmanagementzentrale. Die Stadt Oldenburg sperrt sämtliche Sportplätze.
Der Deutsche Wetterdienst warnt die Betreiber von Weihnachtsmärkten. Spätestens am Donnerstagnachmittag sollten die Buden und Stände gesichert sein. Wie der Bremer Weihnachtsmarkt bleiben am Donnerstag auch der Oldenburger Lamberti-Markt, der Hamburger Dom und der Kieler Weihnachtsmarkt geschlossen.
Der Niedersächsische Landesbetrieb für Küstenschutz ging am Mittwoch davon aus, dass Strände und Hafenflächen heute überflutet werden. „Wir werden fünf Tiden hintereinander erhöhte Wasserstände haben“, sagte Sprecherin Herma Heyken. Problematisch sei der starke Nordwestwind. „Dann läuft das Wasser gar nicht erst richtig ab.“ Vor allem die Dauer des Tiefs dürfte die Einsatzkräfte vor Herausforderungen stellen. Auf den ostfriesischen Inseln wurden gestern Sandsäcke verteilt.
Nach Einschätzung des Deutschen Wetterdienstes wütet der Orkan voraussichtlich in Schleswig-Holstein am stärksten. Aber auch Hamburg ist auf die Unwetterfront vorbereitet. Die Erinnerungen an den Oktober-Orkan „Christian“ mit umgestürzten Bäumen, abgedeckten Dächern und abgetragenen Sandstränden im Norden sind noch frisch im Gedächtnis. Jetzt bringt „Xaver“ die Nikolausflut.
Für Donnerstagnachmittag wird an der Nordseeküste mit Böen der Stärke 12 gerechnet, sagte der DWD-Meteorologe Rüdiger Hartig. In der Nacht zu Freitag werde es so weitergehen. An der Nordsee sind nach Einschätzung des Deutschen Wetterdienstes extrem starke Böen von mehr als 140 Kilometern je Stunde möglich. Vielleicht sogar noch mehr.
Die höchste der Sturmfluten wird nach bisheriger Einschätzung des Bundesamtes für Seeschifffahrt in der Nacht zum Nikolaustag in Ostfriesland und an der Nordseeinsel Borkum erwartet. Bei der Reederei AG Ems gibt es aber bislang keine Überlegungen, den Fährbetrieb zur Insel Borkum einzustellen. Juist und Norderney sowie Helgoland und die nordfriesischen Inseln und Halligen werden heute und morgen dagegen vom Festland abgeschnitten sein.
„Xaver“ könnte auch den Verkehr auf der meist befahrenen künstlichen Seeschifffahrtsstraße der Welt zum Erliegen bringen, da die Schleusen im Nord-Ostsee-Kanal bei Sturmflut die Funktion von Deichen haben: „Ab einem Pegelstand von acht Metern werden die Schleusen geschlossen“, sagte Thomas Fischer vom Wasser- und Schifffahrtsamt Brunsbüttel. Auf der Elbe werden die Kapitäne der Fähren von Glückstadt nach Wischhafen entscheiden, bei welchen Windstärken sie ihr Schiff noch sicher lenken können. Der Sylt-Shuttle der Bahn, der als Autoreisezug die Nordseeinsel mit dem Festland verbindet, wird bei Windgeschwindigkeiten von mehr als 117 Kilometern pro Stunde den Verkehr einstellen, sagte eine Bahnsprecherin. Wegen des Orkantiefs seien im ganzen Norden zusätzliche Mitarbeiter in Bereitschaft.
Auch die Seenotretter haben sich auf den Sturm vorbereitet.