Keine größeren Schäden durch Orkan "Xaver". Es gibt keine Verletzten. Das Weserstadion bleibt vom Hochwasser verschont.
Der maximale Wasserstand in Bremerhaven pendelte sich am Freitag kurz vor 3 Uhr morgens auf etwa 3,15 Meter über mittlerem Hochwasser ein. "Damit war diese Sturmflut die dritthöchste, die Bremerhaven seit 1907 erlebt hat", sagte BremenPorts-Geschäftsführer Robert Howe.
Die Sturmfluten in den Jahren 1962 und 1976 waren an der Wesermündung höher aufgelaufen. Für den Nachmittag des Nikolaus-Tages bereitete sich BremenPorts auf eine weitere Sturmflut mit deutlich geringeren Wasserständen vor.
++++++++
Der Bremer Weihnachtsmarkt wird am Freitag wieder geöffnet. Das Stadtamt und die Sicherheitsbehörden haben sich dazu nach einer Bewertung der aktuellen Lage entschieden.
Der Weihnachtsmarkt öffnet ab 10 Uhr, der Schlachtezauber ab 11 Uhr.
++++++++
Das Fußballspiel Werder Bremen gegen Bayern München am Samstag ist nicht durch das Hochwasser gefährdet. Das Weserstadion blieb vom Orkan "Xaver" verschont. "Wir räumen alles wieder in das Erdgeschoss zurück, was wir am Freitag wegen des Sturms nach oben getragen haben", sagte Mediendirektor Tino Polster dem WESER-KURIER.
"ENTWARNUNG! Hochwasser bleibt unter der Deichkrone, #Werder und das Weser-Stadion bleiben verschont! Bayern-Spiel findet statt", twitterte Werder am Freitagmorgen.
++++++++
Gegen kurz nach 5 Uhr am Freitagmorgen erreichte das Hochwasser durch Orkantief „Xaver“ seinen höchsten Stand in Bremen: Über fünf Meter Gesamthöhe und 2,61 Meter über dem mittleren Tidehochwasser, sagte der Bremer Hochwasserschutz. Am Nachmittag wird durch den abflauenden Wind ein Stand unter fünf Meter erwartet.

Innensenator Ulrich Mäurer bei nächtlicher Pressekonferenz zum Sturmtief "Xaver" am Weserstadion.
„Wir hatten keinen großen Spielraum mehr“, sagte Feuerwehr-Chef Karl-Heinz Knorr auf einer nächtlichen Pressekonferenz am Weser-Stadion. Innensenator Ulrich Mäurer: „So wie es aussieht, sind wir mit einem blauem Auge davon gekommen.“ Die Weser hätte nur 30 Zentimeter höher steigen müssen und weite Teile der Pauliner Marsch und somit auch des Stadions wären überflutet worden. Die Folge wären Schäden in Millionenhöhe am Stadion und den Kunstrasenplätzen gewesen.
+++++++
Auf der A1 kam es in der Nacht zu Freitag bei Sturm und Schneeschauern zu mehreren Verkehrsunfällen. Im Bereich Hollenstedt geriet ein Sattelzug auf der schneebedeckten Fahrbahn ins Rutschen, krachte in die Seitenschutzplanke und blieb quer zur Fahrbahn stehen.
Die Autobahn in Richtung Hamburg musste für drei Stunden gesperrt werden. Der Fahrer, ein 26-jähriger Niederländer, erlitt Schnitt- und Platzwunden an Kopf und Händen. Den
Schaden am Sattelzug schätzt die Polizei auf weit über 100.000 Euro.
++++++++
Laut Angaben von Polizei und Feuerwehr kam es in Bremen bisher zu keinen dramatischen Einsätzen. Sie berichten von umgestürzten Bäumen, abgenickten Ästen, umgefallenen Baustellenabsperrungen oder herabstürzenden Dachziegeln. Bis in die frühen Morgenstunden rückte die Feuerwehr rund 40 Mal aus – 100 Einsatzkräfte standen zur Verfügung. Die Polizei zählte von Donnerstagvormittag bis Freitag 6 Uhr insgesamt 38 Unwettereinsätze. Der Hochwasserschutz meldete zudem, dass auf beiden Seiten der Weser mehrere Autos abgeschleppt werden mussten.
++++++++
Der Fernverkehr der Deutschen Bahn ist weiterhin eingeschränkt, rund um Bremen fahren die Züge aber wieder, wenn auch mit Verspätungen. Die Strecke Bremen-Hannover wird wieder befahren.
Die Nordwestbahn nimmt den Zugverkehr wieder auf. Weiterhin komme es aber zu Verspätungen und Teilausfällen, teilte das Unternehmen Freitagmorgen mit. Am Donnerstag hatte die Nordwestbahn den Verkehr im gesamten Regio-S-Bahnnetz rund um Bremen eingestellt.
Am Bremer Flughafen wurden auch am Freitagmorgen Flüge gestrichen: Die Flieger nach Frankfurt und München heben nicht ab.
++++++++
In der Nacht zu Freitag: Erste Evakuierungen in Bremen. Feuerwehr richtet Betreuungsstelle ein. Die Bahn-Strecke Hannover-Bremen ist gesperrt. Die Nordwestbahn hat ihre vier nördlichsten Strecken - darunter Bremen/Bremerhaven - eingestellt. Das Werder-Spiel am Samstag ist gefährdet, das Weserstadion wird teilweise geräumt. Am Freitag fällt der Schulunterricht in Bremen und Bremerhaven aus. Polizei und Feuerwehr ziehen positives Fazit.
Nördlich von Bremen haben am Abend heftige Schneeschauer eingesetzt.
++++++++
Das Fazit von Polizei und Feuerwehr fiel am Abend positiv aus. 27 Unwettereinsätze fuhr die Feuerwehr, 35 die Polizei. Zu gravierenderen Vorfällen kam es nicht, erklärte ein Feuerwehrsprecher.
In Hannover ist ein Mann schwer verletzt worden, als ein Auto durch eine Windböe in den Gegenverkehr gedrückt wurde. Sonst blieb es in Niedersachsen bis zum Abend bei Sachschäden.
++++++++
Die Behörden fordern alle auf, die sich in den Bereichen hinter den Sommerdeichen in der Pauliner Marsch, in Teilen des Stadtwerders (Bereich Lidice-Haus), dem Peterswerder, der Bürgermeister-Dehnkampstraße, der Ladestraße, der Dreyerbrücke /Fischerdorf, in bestimmten Teilen des Kleingartengebietes in Rablinghausen sowie auf dem Vulkangelände befinden, das Gebiet umgehend zu verlassen. Grund ist eine mögliche Überschwemmung in der kommenden Nacht.
Die Feuerwehr richtete am Abend eine Betreuungsstelle für die Betroffenen in der Oberschule am Leibnizplatz ein. Die Polizei fuhr durch die betroffenen Gebiete, um die Anlieger auf die Warnung aufmerksam zu machen und sie zum Verlassen des Gebietes aufzufordern.
++++++++

Orkan "Xaver" fegt über Norddeutschland hinweg.
Der Pegel in Weser und Werdersee steigt: Der Deichschart in der Neustadt ist gegen 19 Uhr geschlossen worden, meldet die Feuerwehr. Auf diese Weise soll das Buntentor vor dem Wasser geschützt werden.
Werder hat am Donnerstag den Erdgeschossbereich des Weserstadions evakuiert und technische Geräte wie auch Mobiliar in die nächsthöhere Etage gebracht. Problem ist, dass der Orkan das Nordseewasser flussaufwärts drückt und damit das Wasser der Weser steigt. Das Weser(!)-Stadion liegt im Überflutungsgebiet.
"Ob es passiert, können wir noch nicht sagen. Der Krisenstab berechnet die Situation ständig", sagt Werders Mediendirektor Tino Polster. "Xaver" könnte so auch Auswirkungen auf das Werder-Spiel haben.
++++++++
Am Freitag fällt der Unterricht in allen öffentlichen allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen in Bremen und Bremerhaven aus. Das teilt die Bremer Bildungssenatorin mit. "Ein Betreuungsangebot ist an allen Schulen gewährleistet", sagt Pressesprecherin Christina Selzer.
++++++++
Die Polizei Bremen rückte bis 16.30 Uhr zu 30 Unwetter-Einsätzen aus. Bisher wurden keine verletzten Menschen gemeldet. Zu den Einsätzen gehörten hauptsächlich umgeknickte Verkehrsschilder, heruntergefallene Dachziegel und umgewehte Bäume.

Der Willy-Brandt-Platz vor dem Zoo am Meer in Bremerhaven war am Donnerstag ab 15 Uhr überflutet.
In einem Parzellengebiet auf dem Peterswerder steht die Polizei einem Sprecher zufolge vor einem weiteren Einsatz: Die Beamten werden wegen des drohenden Hochwassers wohl einen Kleinzoo räumen und die Tiere in Sicherheit bringen.
++++++++
In verschiedenen Bremer Stadtteilen ist kurzzeitig die Straßenbeleuchtung ausgefallen. Der Grund hierfür ist noch unklar, wie SWB-Pressesprecher Christoph Brinkmann sagt. Es könnte an einem Kurzschluss gelegen haben. "Die Lichter sind aber mittlerweile wieder an", so Brinkmann.
++++++++
Das Orkantief „Xaver“ ist mittlerweile in Norddeutschland angekommen. Erste Ausläufer toben über dem Küstenbereich. "Xaver" wird im Laufe des Abends an Stärke gewinnen. Orkanböen bis Windstärke 12 und Hochwasser bis zu drei Meter über Normal sind prognostiziert. Fähren, Züge und Schulen fallen vielerorts aus. Einen Überblick gibt es auf der Internetseite der Verkehrsmanagementzentrale.
++++++++
Der Deutsche Wetterdienst warnt die Betreiber von Weihnachtsmärkten. Wie der Bremer Weihnachtsmarkt bleiben am Donnerstag auch der Oldenburger Lamberti-Markt, der Hamburger Dom und der Kieler Weihnachtsmarkt geschlossen.
++++++++
Bremer Kita-Einrichtungen dürfen die Kinder nicht allein auf den Heimweg schicken. "Es muss sichergestellt sein, dass Eltern, Sorgeberechtigte oder von diesen benannte das Kind auf dem Heimweg begleiten", sagt Anja Stahmann, Senatorin für Soziales, Kinder, Jugend und Frauen. Eltern sollen am Donnerstag und am Freitag ihre Kinder zur Tagesbetreuung begleiten, auch wenn der Weg nur kurz sei.
++++++++
In Bremerhaven bereitet sich die Hafengesellschaft BremenPorts auf den Sturm vor und koordiniert den Schutz der Deiche. „Es könnte schlimmer kommen als bei der Sturmflut 1962, aber in der Zwischenzeit haben wir ja viel getan und die Deiche so gesichert, dass eigentlich nichts passieren kann,“ sagt Henry Behrends, Leiter des Krisenstabs bei BremenPorts.
Das neue Kreuzfahrtschiff "Norwegian Getaway" verließ wegen des Sturms seinen Liegeplatz in Bremerhaven. Der Luxusliner sei mit Schleppern ausgelaufen und wettere den Sturm auf See ab, sagt ein Sprecher der Hafengesellschaft. Ein Lotse sei an Bord. Durch hohen Wellengang wäre das Schiff an der Kaje eher gefährdet.
++++++++

Bremerhaven bereitet sich auf die Sturmflut vor: Ein Parkplatz wurde geräumt, die Aussichtsplattform geschlossen.
Ausharren auf der Hallig
Die Kollegen des Verlags Ankerherz lassen in ihrem "Orkan-Spezial" ihre Blogger berichten, die auf Hallig Hooge oder Borkum ausharren. Hier geht es zu dem Orkan-Spezial von Ankerhez.
Spitzenwert auf Sylt
Mit 133 Stundenkilometern hat "Xaver" am frühen Abend auf Sylt einen vorläufigen Spitzenwert auf der Insel erreicht. Dort setzte zudem Schneefall ein.
Auf Helgoland ließ "Xaver" dagegen geringfügig nach - von 119 auf 112 Stundenkilometer. Dort gingen Graupelschauer nieder. Auf Fehmarn wurden 90 Stundenkilometer gemessen.
++++++++
Bahnen fallen aus
Die Bahn-Strecke Hannover-Bremen ist gesperrt. Sämtliche Bahnen in Schleswig-Holstein sind eingestellt, dazu gehören auch Verbindungen nach Dänemark. Der Sylt-Shuttle zwischen Niebüll und Westerland fährt bereits seit Donnerstagvormittag nicht mehr.
Die Nordwestbahn hat den Zugverkehr auf ihren vier nördlichsten Strecken eingestellt. Der Schienenverkehr zwischen Bremerhaven und Bremen, Nordenham und Hude, Wilhelmshaven und Oldenburg sowie zwischen Esens und Wilhelmshaven entfällt, wie das Osnabrücker Unternehmen mitteilte. Außerdem wurde der Verkehr der Regio-S-Bahn um 18 Uhr von Bremen über Syke nach Twistringen komplett ein. Ein Ersatzverkehr mit Bussen sei eingerichtet.
++++++++
Die Deutsche Bahn hat mitgeteilt, dass ihre Fahrkahrten inklusive Reservierungen, Fahrkarten des Schleswig-Holstein- und Niedersachsen-Tarifs sowie Tickets des Verkehrsverbunds Bremen Niedersachsen mit Datum 5.12. und 6.12 kostenlos umgetauscht oder erstattet werden können.
Auch können die Tickets für eine frühere oder spätere Verbindung umgeschrieben werden. Ausgeschlossen ist eine anteilige Erstattung von Zeitkarten.
++++++++
Die Deutsche Bahn kündigt auch Zugausfälle im Nachtverkehr an: Betroffen sind Fahrten von und nach Kopenhagen, Amsterdam, Warschau und Prag, die über Hamburg oder Hannover führen.
Für Freitag werden bundesweite Schneefälle angekündigt. Die Bahn meldet, 37 Abtauanlagen für Züge und 64 Schneeräumfahrzeuge seien einsatzbereit. Ein Pool an Dieselloks werde vorgehalten, um gegebenenfalls Strecken zu befahren, bei denen die Oberleitung vereist ist.
Die kostenlose Sondertelefonnummer der Deutschen Bahn ist freigeschaltet: 08000/99 66 33.
Der Fernzugverkehr vom Hamburg Bahnhof nach Westerland (Sylt), Kiel und Kopenhagen ist für Donnerstag eingestellt. Züge enden und beginnen in Hamburg. Der "Sylt Shuttle" der Bahn fällt aus, die Insel ist nur noch über den Hindenburgdamm mit den regulären Personenzügen erreichbar.
Die Eisenbahngesellschaft Metronom twittert, dass es in ihrem Bahnverkehr noch keine "gravierenden" Einschränkungen gebe. Auf bestimmten Strecken in Norddeutschland, rund um Lübeck und Kiel, wurde allerdings die Geschwindigkeit verringert, teilweise auf 40 Kilometer die Stunde.
++++++++

Die Grafik finden Sie als Download unter dem Artikel.
Vorsichtig fahren auf Autobahnen
Das Bundesverkehrsministerium aktivierte vorsorglich sein Katastrophen-Lagezentrum. Die Bürger sollten Reisen mit Auto oder Bahn bundesweit bis Sonntag "auf das unbedingt Notwendige" beschränken, erklärte das Ministerium in Berlin. Feuerwehr, Rettungsdienste und Polizei im Norden stellten sich mit verstärktem Personal auf arbeitsreiche Stunden ein. Größere Einsätze wurden zunächst aber nicht gemeldet.
Auf Autobahnen ist auf Windböen zu achten: Zwischen Bremen und Bremerhaven wurden LKW beobachtet, die ins Schlingern gerieten. Auf Dachaufbauten und Fahrten mit Anhängern soll laut Polizei verzichtet werden.
++++++++
Bremer Flughafen streicht Flüge
Am Bremer Flughafen wurden mehrere Flüge gestrichen. Vor allem innerdeutsche Städte werden ab Bremen am Donnerstag nicht angeflogen. Für Freitag sind nur Flüge in den frühen Morgenstunden gestrichen.
Der Hamburger Flughafen ist gesperrt. Flughafenmitarbeiter schoben geparkte Kleinflieger zur Sicherheit in Hallen. Von Donnerstagmittag an wurde der Großteil der Landungen und Abflüge gestrichen. Betroffen waren zunächst rund 100 Verbindungen, die Zahl nahm minütlich zu.
++++++++
Auch die Schifffahrt ist betroffen: Die Inseln und Halligen vor Schleswig-Holsteins Küste sind vom Festland abgeschnitten. Die Fähren im Wattenmeer stellen den Betrieb ein. Auch in Richtung Helgoland geht am Donnerstag nichts mehr: Die Schiffe der Reederei Cassen Eils stellten den Fährbetrieb zwischen Cuxhaven und Deutschlands einziger Hochseeinsel ein. Die Fährreederei Scandlines stoppt bis Freitagvormittag den Dienst auf der Route von Rostock ins dänische Gedser. Auch Stena Line kündigt Fahrplanänderungen an.
Schon Stunden vor dem Eintreffen des Sturms wurden Bürger aufgefordert, während des Orkans im Haus zu bleiben. Wälder sollen auch nach dem Sturm gemieden werden.
Weitere aktuelle Nachrichten zum Orkan Xaver finden Sie auch hier
Zahlreiche Behörden hatten vor dem Orkan seit Dienstag gewarnt. Entsprechende Vorbereitungen wurden getroffen, um Schäden so gering wie möglich zu halten