Es gibt in der SPD keine Gewissheiten mehr. In den knapp fünf Monaten seit der verlorenen Bundestagswahl hat die Partei alles über Bord geworfen, was ihr Kurs und Richtung geben sollte. Das Versprechen, in die Opposition gehen zu wollen – schnell Makulatur. Martin Schulz‘ Ankündigung, keinesfalls in ein Kabinett Merkel eintreten zu wollen – nonchalant gebrochen.
Ein Neuanfang mit Andrea Nahles an der Parteispitze – mit dem Gerede über eine Urwahl wieder fraglich. Und nun der plötzliche Verzicht auf das Außenamt und damit der Fall ins politische Nichts des vor nicht einmal einem Jahr als Hoffnungsträger gestarteten Mannes aus Würselen.
Über allem schwebt weiterhin das Damoklesschwert der Mitgliederbefragung. Es wäre nur folgerichtig, wenn nach diesem unwürdigen Hin und Her die fast 500.000 Genossinnen und Genossen große Lust verspüren würden, ihrer irrlichternden und egomanischen Parteiführung endgültig die Rote Karte zu zeigen. Das wäre dann auch das schnelle Ende der gerade erst so mühsam zusammengeschweißten Großen Koalition.
So oder so, übrig bleibt eine SPD, die auf erschreckende Weise demonstriert, dass sie nichts mehr mit sich anzufangen weiß, außer sich selbst zu demontieren. Die Schlammschlacht zwischen Sigmar Gabriel und Martin Schulz ist der schmutzige Höhepunkt. Wer selbst seine eigenen Kinder politisch instrumentalisiert, wie Gabriel es getan hat, disqualifiziert sich für ein Regierungsamt. Es mag anders kommen, doch wie auch immer der Showdown in der SPD ausgeht – bei vielen, die entsetzt diesem Geschacher zuschauen, wird das Vertrauen in Politik weiter erschüttert. Das Machtvakuum in Berlin verschlimmert die Lage noch. Eine Partei kann taumeln, Deutschland aber braucht eine Regierung. Schnell.