Das Wasser wird knapp. In einigen Regionen Niedersachsens führt der aktuell größere Verbrauch dazu, dass vor allem kleinere Wasserwerke hydraulisch an ihre Grenzen stoßen. Damit sie alle Kunden mit Trinkwasser versorgen können, hat der Wasser- und Abwasserverband Osterholz das Sprengen von Wegen und Gärten, Spiel- und Sportplätzen ebenso verboten wie die Autowäsche.
Auch Swimmingpools dürfen nicht mehr mit frischem Wasser aus der Leitung gefüllt werden. Der Trinkwasserverband Stader Land hat ähnliche Verbote erlassen. Im Bremer Umland arbeitet das Achimer Wasserwerk Wittkoppenberg, von dem aus auch Teile Bremens versorgt werden, mittlerweile an seinen Grenzen.
Die Bremer müssen sich jedoch keine Sorgen machen: „Wir gehen davon aus, dass es auch in diesem Jahr keine Engpässe geben wird“, sagt Christoph Brinkmann vom städtischen Wasserversorger SWB. Die lang anhaltende Hitze und Trockenheit im Mai haben nach Angaben des Geschäftsführers des Verdener Trinkwasserverbandes, Stefan Hamann, dazu geführt, dass an einigen Tagen doppelt so viel Wasser verbraucht wurde wie an einem normalen Maitag.
„Die Wasserwerke sind aber nur für eine bestimmte Förderleistung ausgelegt“, erklärt Hamann. Steige der Verbrauch wie in den vergangenen Wochen, seien die Pumpen schnell ausgelastet. Die Lage im Achimer Raum sei darum angespannt. „Wir können über Nacht die Behälter gerade so wieder füllen, damit das Wasser für den nächsten Tag reicht.“
In einigen Haushalten, besonders am Ende der langen Leitungen, hatte der Wasserdruck in den Abendstunden so stark abgenommen, dass es aus den Duschen nur noch tröpfelte. Auch in den kommenden Tagen könnte die für die Jahreszeit außergewöhnlich lang anhaltende Trockenheit die Wasserversorgung beeinträchtigen, heißt es beim Verband.
Laut Hamann muss der Trinkwasserverband aber noch nicht zum Wassersparen aufrufen. Die drei Wasserwerke der Verdener versorgen täglich rund 116.000 Menschen mit Wasser. Allein das Werk Wittkoppenberg in Achim fördere aktuell mehr als 25.000 Kubikmeter Wasser, die von rund 70.000 Menschen im Umkreis verbraucht werden.
Tagesspitzenverbrauch des Jahres 2017 übertroffen
Hinzu kommen Tausende Bremer, die versorgt werden wollen: „Die Lieferung vom Wittkoppenberg nach Bremen haben wir jetzt schrittweise reduziert“, beschreibt Hamann die aktuellen Konsequenzen. In den Bremer Haushalten ist davon offenbar nichts zu merken. Engpässe schließt die SWB für Bremen aus: „Dies ist nicht der erste heiße Sommer in Bremen“, sagt SWB-Pressesprecher Christoph Brinkmann.
Besonders trockene Sommer habe es nach dem Zweiten Weltkrieg in den Jahren 1947, 1959, 1975 und 1982 gegeben. Doch auch in diesen Jahren habe es in Bremen nicht an Trinkwasser gemangelt. Grundsätzlich sei der Bedarf für Bremen mit seiner Industrie großzügig berechnet, so Brinkmann. Bereits vor einer Woche hatten die Bremer mit etwa 100.300 Kubikmetern Wasser den Tagesspitzenverbrauch des Jahres 2017 übertroffen – so viel wie an keinem anderen Tag des Jahres.
Im gesamten Jahr 2017 habe die Stadt rund 31 Millionen Kubikmeter Wasser verbraucht. Je nach Wetterlage schwanke der Verbrauch um drei bis vier Prozent. Gut 84 Prozent des Bremer Trinkwassers kommt aus dem Umland: von den Harzwasserwerken, aus dem Landkreis Verden und dem Wasserwerk Wildeshausen. Nur 16 Prozent fördert das von der SWB betriebene Wasserwerk in Blumenthal.
Wasser sei grundsätzlich genug vorhanden, sagt Brinkmann: „Das Grundwasser in 40 bis 80 Metern Tiefe, aus denen die Wasserwerke fördern, bildet sich in erster Linie im niederschlagreichen Winterhalbjahr. Drei Wochen Trockenheit machen da nichts aus.“ Sehnsüchtig warten auch die Landwirte auf lang anhaltenden Regen. „Langsam wird es knapp“, sagt der Geschäftsführer des Bremer Bauernverbandes, Christian Kluge.
Getreide, Spargel und Erdbeerpflanzen blieben bei dieser Hitze kümmerlich und bildeten kleinere und weniger Früchte. Die Bremer Landwirte seien besorgt, kritisch sei die Lage aber noch nicht. Der Bremer Hof Kaemena meldete in dieser Woche: „Unsere Erdbeerpflanzen kämpfen ums Überleben.“
Ohne Beregnung hätte es in diesem Jahr keine Erdbeeren zum Selberpflücken gegeben. „Wir hoffen seit Wochen vergeblich auf den erlösenden Regen.“ Ebenso gehe es den Landwirten in Niedersachsen, erklärt eine Sprecherin des Landesbauernverbandes. Im Vergleich zu Bremen werden die Felder in Niedersachsen seit Wochen gewässert.