Herr Walther, warum will Würzburg zur Smart City werden?
Klaus Walther: Im Fachbereich Wirtschaft, Wissenschaft und Standortmarketing haben wir vor fünf, sechs, sieben Jahren begonnen, uns mit der Digitalisierung zu befassen. Unsere Universität und Hochschule sind in dem Bereich stark aufgestellt. Wir sehen in der Digitalisierung auch einen starken Standortfaktor, wir haben eine starke Gründerszene. Das war die Motivation, in das Thema einzusteigen. Als die Ausschreibung für das Smart-City-Projekt kam, dachten wir: Das wäre eine Möglichkeit, das Ganze auf ein anderes Niveau zu heben.
Was bedeutet das konkret?

Klaus Walther ist Fachbereichsleiter für Wirtschaft, Wissenschaft und Standortmarketing der Stadt Würzburg.
In der Verwaltung hat man zwei Digitalisierungsaspekte: Der eine ist verwaltungsintern und betrifft die Kernverwaltung, die wegen der Daten einen sehr hohen Sicherheitsaufwand erfordert, zum Beispiel im Einwohnermeldeamt. Dafür gibt es spezielle Verfahren und Software. Und dann ist da noch der direkte Kontakt mit dem Bürger. Wir haben uns eher damit beschäftigt. Prozesse in der Verwaltung sind reibungsloser, wenn man transparent arbeitet, den Bürger einbindet und ihm möglichst barrierefrei Möglichkeiten bietet, eingebunden zu werden. Das war die Theorie. Dann haben wir gesagt: Es gibt technische Möglichkeiten dafür, die wollen wir testen.
Ich vergleiche die Digitalisierung gern mit dem Hammer: ein neues Werkzeug, das es uns möglich macht, Dinge zu verbessern, zu erleichtern, an die aktuelle Situation und Bedürfnisse anzupassen. Und das immer unter der Berücksichtigung der Einbindung der Betroffenen: Ist das überhaupt eine gute Idee, braucht ihr das? Es sind ja schon viele Sachen gemacht worden, die letztlich an den Nutzern vorbeigegangen sind. Das würden wir gern vermeiden.
Welche Digitalprojekte gibt es bereits in der Stadt?
Das Würzburger Rathaus ist historisch gewachsen, aus vier oder fünf Gebäuden, ein Teil war mal ein Nonnenkloster. Es ist also ein sehr verwinkeltes Gebäude. Wie bringen wir das nun dem Besucher näher, sodass er auch im dritten Stock die Zimmer findet, wo er hin will? Mit einem Indoor-Navi. An unserer Fachhochschule gibt es eine Initiative, die hatte so etwas schon mal für ein kleines Museum aufgesetzt. Da kann man dann ohne GPS mit dem Handy durch ein Gebäude navigieren. Das ist jetzt fertig und wir wollen es im Frühjahr der Öffentlichkeit zugänglich machen.
Und dann haben wir den Bürger-Bot. Das ist ein Informationssystem, mit dem der Bürger die Verwaltung in Kenntnis setzen kann, man könnte es auch Mängelmelder nennen. "Da ist eine Mülltonne auf der Straße, holt die mal weg", solche Sachen. So etwas ist meist internetbasiert. Aber es gibt eine Firma, die hat das umgestellt, sodass man auch über eine Messenger-App etwas melden kann. Whatsapp zum Beispiel entspricht aber nicht den Regeln der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) und darf von Kommunen nicht verwendet werden. Jetzt haben wir, laienhaft erklärt, mithilfe dieser Firma etwas dazwischen geschaltet, sodass die Leute über Whatsapp oder Telegram oder den Facebook-Messenger – also Systeme, die sie eh nutzen, die aber nicht DSGVO-konform sind – mit uns kommunizieren können. Wenn die Nachricht bei uns ankommt, ist sie sozusagen sauber. Wir haben für den Bürger-Bot schon eine Testphase gehabt in einem Stadtteil, das hat ganz gut funktioniert. Bald wollen wir ihn in einem größeren Rahmen ausrollen.
Wie werden diese ersten Projekte angenommen? Stehen die Leute hinter der Smart City Würzburg?
Bei dem Bürger-Bot hat sich gezeigt, dass da lauter vernünftige Meldungen kamen – alles Dinge, die irgendwann sowieso bei der Stadt aufgeschlagen wären, aber darüber schneller ihren Weg zu uns gefunden haben. Es war auch nicht so, dass am ersten Tag eine ganze Welle von Meldungen anrollte. Das war eine wichtige Erfahrung für die Kollegen in der Verwaltung: Okay, es ist händelbar, das kriegen wir hin.
Was die Akzeptanz betrifft, habe ich noch ein anderes Beispiel. Seit dem Sommer 2020 haben wir Consul im Einsatz, eine Open-Source-Lösung für die Bürgerbeteiligung. Dort haben wir Prozesse eingespeist, die eine Bürgerbeteiligung vorsehen. Das hat man sonst über Bürgerversammlungen gemacht oder mit einer Information in der örtlichen Zeitung. Versammlungen konnten ja in der Coronazeit nicht stattfinden, deshalb haben wir verstärkt die digitale Lösung genutzt.
Können Sie ein Beispiel nennen?
Zum Beispiel haben wir über Consul die Unterlagen für die Änderung eines Bebauungsplans für einen Innenstadtbereich zur Verfügung gestellt und die Menschen über die Medien und die sozialen Medien informiert. Während des Beteiligungszeitfensters haben wir dann über 1000 Rückmeldungen bekommen. Das haben wir inzwischen fünf- oder sechsmal gemacht. Da gibt es dann je nach Betroffenheit der Leute eine unterschiedlich starke Resonanz. Aber es war immer deutlich mehr, als wir in jeder Bürgerversammlung hätten erreichen können. Mit Sicherheit wird es in Zukunft keine Maßnahme mehr geben, die nicht zusätzlich digital kommuniziert wird.