Die Verkehrsströme in der Bahnhofsvorstadt werden sich ändern. Mit dem nun feststehenden Standort für den zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) und dem Bau des City-Gate mit Passage werden Fußgänger andere Wege gehen. Das gilt dann nicht nur für die Menschen, die vom Hauptbahnhof zum ZOB wollen, sondern auch die Wegebeziehungen in die Innenstadt wandeln sich.
Der Breitenweg soll zu einer Art Flaniermeile, die Flächen unter der Hochstraße umgestaltet werden. Der Raum für Fußgänger und Radfahrer soll zudem deutlich vergrößert werden. Auch an der Discomeile soll es 2018 nach langer Planungszeit losgehen (wir berichteten). Die Umgestaltung der Innenstadt nimmt rund um den Hauptbahnhof immer konkretere Züge an.
Vom Neubau City-Gate aus gesehen in Richtung Hochstraße soll es am Breitenweg wieder einen Weg für Fußgänger und Radfahrer geben. Dieser soll nach derzeitigen Informationen der Baubehörde ungefähr sieben Meter breit werden, was allerdings in der Hand des Bauherren liegt.
„Die Wegeführung für Fahrradfahrer am Breitenweg soll auf jeden Fall beibehalten werden“, so Ulf Wachholtz von der Hamburger Achim-Griese-Treuhandgesellschaft, die das 100-Millionen-Bauprojekt City-Gate leitet. Laut seinen Planungen könnte der Weg vom Gebäude bis zur Straße sogar mehr als zehn Meter breit werden. Und das gastronomische Angebot an der Seite steht auch so gut wie fest.
Es gebe bereits ein Konzept für einen Bäcker, der Sitzgelegenheiten im Außen- und Innenbereich anbieten will. Der Name wird noch nicht verraten. Außerdem habe man mit den bisher bestätigten Mietern vom Burgerladen „Hans im Glück“ und dem Vapiano-Restaurant auch ein Angebot für die Mittagszeit und den Abend. Ein kleineres gastronomisches Angebot soll folgen. Rewe und Woolworth sollen ins erste Untergeschoss einziehen.
Der Rohbau soll im März/April fertig sein, so könne man dann den Sommer über die Fassade des City-Gate gestalten. Gegen Ende des Jahres könnten dann wahrscheinlich die Bauzäune weg und der Weg wäre frei, so Wachholtz. Wann die zehn Meter breite und 60 Meter lange Passage zwischen den beiden Gebäuden, die auf den Haupteingang des Bahnhofs führt, freigegeben wird, kann Wachholtz nicht prognostizieren. Der Durchgang wird als Fläche unter anderem für Baufahrzeuge benötigt.
Vom Rembertiring aus Richtung Neubau führt an den Diskotheken Shagall und Sinatras ein gut fünf Meter breiter Fußgängerweg entlang, es folgt der neue Weg am City-Gate. Die sich anschließende Strecke von der Bahnhofstraße bis zur Bürgermeister-Smidt-Straße auf der Bahnhofsseite des Breitenweges werden sich die Verkehrsplaner ebenfalls anschauen. Dort, wo derzeit die Fernbusse stoppen, sollen die Haltebuchten entfernt werden, sobald der ZOB fertig ist. Dann entsteht auch dort mehr Raum.
„Ziel ist es, die ganze Strecke von der Discomeile bis zur Bürgermeister-Smidt-Straße zu beleben“, sagt Stadtplaner Wim Petry aus dem Bauressort. An der Meile selbst sollen die ersten Bauarbeiten demnächst starten. Der Innenhof am Tower Musikclub und Siemenshochhaus soll mit Toren abgeschlossen, eine temporäre Schranke installiert und der Breitenweg Richtung Rembertiring einspurig werden. Zudem soll sich am gesamten Breitenweg die Beleuchtung ändern. Im Doppelhaushalt 2018/19 sind dafür rund zwei Millionen Euro eingeplant.
Mit der Frage, wie sich die Bahnhofsvorstadt entwickeln soll, hatten sich das Bauressort und Planer des Berliner Büros Cobe bereits vor Jahren beschäftigt. Die Cobe-Architekten erarbeiteten ein Leitbild mit fünf Strategien für den Ortsteil. Die Bahnhofsvorstadt soll demnach urbaner, dichter und grüner werden. Dem Breitenweg kommt bei der Entwicklung eine wichtige Rolle zu. Durch Einbringen neuer Nutzungen – Ateliers, Markt, Sport – und eine bessere Belichtungssituation soll der Raum unter der Hochstraße „aktiviert werden“, heißt es. Ideen, die die Behörde weiter verfolgen will.
Der neue ZOB auf dem Areal hinter Überseemuseum und Cinemaxx-Kino soll bis 2020 fertiggestellt sein. Das musste von den Planern auch verkehrlich mitgedacht werden. Reisende, die vom Hauptbahnhof zum Fernbus-Terminal laufen, werden dann am Überseemuseum vorbeigeleitet. Eine offene Frage: Wie kommen Radfahrer auf kürzestem Weg zur Radstation am Hauptbahnhof? Dass es immer noch nicht gelungen ist, die Station an das Radwegenetz richtig anzubinden, kritisierten die Vertreter des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs immer wieder.