- Wie auf der Bühne
- Alles auf Abruf
- Ein Plus an Sicherheit
- Liebesgrüße nach China
- Statussymbol Diagonale
- Award aus Vegas
- Ein Hauch von „Star Wars“
Geht es nach dem Automobilzulieferer Continental, hat der Monitor an Bord ausgedient. Die Zukunft gehört Oberflächen, die aussehen wie Holz oder Leder, obendrein jedoch als hochauflösendes Display fungieren. Ein unsichtbares Infotainment, das den Fahrer wie von Zauberhand ins Bild setzt, sobald verlangt: Das ist Effekthascherei, sicherlich, aber auch sicherer.
Riesige Monitore zieren die Cockpits der zunehmend automatisierten und vernetzten Fahrzeuge – schließlich braucht es allerlei Informationen, die es zu verarbeiten, und zahlreiche Funktionen, die es zu steuern gilt. Wie lässt sich diese Flut der Anzeigen derart filtern, dass der Fahrer stets Zugriff auf die volle Bandbreite der Bedienung hat, jedoch keineswegs überfordert, gar abgelenkt ist? Eine neue Idee dazu kommt aus Hannover.
Wie auf der Bühne
„Displays sind die zentrale Mensch-Maschine-Schnittstelle im Fahrzeug“, sagt Ulrich Lüders, Leiter Strategie und Portfolio für Human Machine Interfaces bei Continental. Und so sei die Shytech genannte Erfindung des Zulieferers der Inbegriff der Fahrgastzelle der Zukunft: „digital, immersiv und shy“ – digital, als allumfassende Bühne konzipiert und, nun ja, schüchtern und scheu?
Alles auf Abruf
Die bildgebende Technik ist gänzlich in den Armaturenträger eingebettet. Anders formuliert ist sie nahezu unsichtbar bis zurückhaltend. Sind die Infos gerade zu entbehren, sehen die Insassen lediglich Blenden in der Optik von Holz, Carbon oder Leder. Sobald Bedarf besteht, ploppen darauf die Meldungen und Bedienflächen auf. Alternativ lässt sich das Infotainment auf Fingertipp oder Sprachbefehl aus seinem Undercovereinsatz wecken (function-on-demand).
Ein Plus an Sicherheit
Die niedersächsischen Ingenieure interpretieren den allgemeinen Drang zu immer größeren Displays damit auf ihre Weise, Stichwort Oberflächen, ihre Anregung und Nutzung, etwa auch anstelle traditioneller Lautsprechermembranen. Die neue Art des Megamonitors gestalte das Cockpit aufgeräumter, und sie trage neben einem harmonischer gestalteten Interieur auch zu mehr Fahrsicherheit bei, heißt es vonseiten der Entwickler.
Nicht zuletzt aufgrund des Zusammenspiels von Information, Unterhaltung, Zerstreuung und Ablenkung ist das Infotainment eine der Dauerbaustellen für Verkehrs- und Unfallforscher. Das Oberlandgericht Karlsruhe hat die Bedienung der Displays 2020 bereits gleichrangig zur Nutzung eines Mobiltelefons eingestuft. Der Fahrer eines Tesla hatte die Scheibenwischer via Touchscreen reguliert und wurde nach dem sogenannten Handyparagrafen 23 bestraft (Az. 1 Rb 36 Ss 832/19).
Liebesgrüße nach China
Den unangefochtenen Spitzenplatz der Riesenschirme hatte noch bis vor Kurzem der chinesische Autobauer Byton inne. An Bord des Elektro-SUV M-Byte blicken Fahrer und Passagiere auf eine lange, 48 Zoll messende Anzeigefläche sowie auf zwei weitere, kleinere. Eine ist auf dem Lenkrad angebracht, die andere in der Mittelkonsole.
Statussymbol Diagonale
Immer mehr Kunden seien vom Faktor Bildschirmdiagonale beeindruckt, weit mehr noch, als von der Anzahl der Zylinder, kommentierte Jan Burgard, Strategieberater der Agentur Berylls, im Februar die Pläne der deutschen Premiumhersteller. Mit dem EQS hat es Mercedes eindrucksvoll geschafft, den Chinesen die Schau zu stehlen. Der Hyperscreen der Limousine macht das Armaturenbrett zu einer die komplette Breite füllenden Glasfläche, unter der drei auflösungs- und farbstarke Bildschirme miteinander verschmelzen. Die Mitbewerber aus München bringen mit der neuesten Ausbaustufe ihres Bedienkonzepts iDrive ein Display geringfügig dezenterer Dimension. Und mit einem neuen, in den Dachhimmel integrierten Monitor von 8K-Auflösung setzt BMW nun an, vollends nach den Sternen zu greifen.
Award aus Vegas
Fraglos, Continentals Pläne, das Bedienkonzept in ohnehin erforderliche Bauteile zu integrieren, hat wegweisendes Potenzial – auf Resonanz stößt der neue Wow-Effekt jedenfalls schon einmal. Jüngst freute sich das Unternehmen über einen Innovation Award der Consumer Electronics Show in Las Vegas.
Ein Hauch von „Star Wars“
Dass das Armaturenbrett der Zukunft auch anders aussehen kann, zeigt eine Technologie, die das Unternehmen vor einigen Monaten mit dem US-Start-up Leia (nicht zu verwechseln mit Prinzessin Leia aus „Star Wars“) vorgestellt hat: Dank Augmented Reality entwachsen all die Gebäude und Schilder am Straßenrand der glatten Fläche. Und auch die Gesichter der Anrufer projiziert das System dreidimensional in den Raum. Wer weiß, was sich da noch kombinieren lässt.