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Gabelprobe Wo auch Spanier regelmäßig essen

Das Aioli im schönen Bremer Schnoor bietet Tapas und andere spanische Spezialitäten.
25.08.2022, 05:00 Uhr
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Von Antje Noah Scheinert

Es ist doch ein Kreuz, da verfügt man als Bremer über ein solch schönes Viertel wie den Schnoor und was macht man? Scheucht die Touristen durch die schmalen Gassen und genießt selbst viel zu selten das Ambiente aus Sprachengewirr, Kleinkünstlern, Souvenirs und Gastronomie. Ein Faux Pas, den ich nun nicht länger begehen werde. Liebe Leserinnen und Leser hiermit kündige ich an, dass ich mich so langsam aber sicher durch die Gassen essen werde und Sie auf diesen Weg mitnehme.

Ich beginne im Aioli – für den einen liegt das Restaurant am Ende des Schnoors, anhand der Hausnummern und des Alphabets allerdings am Anfang. Das Ailoli ist ein riesiger Laden, was man architektonisch gar nicht vermutet. „Rund 150 Sitzplätze haben wir“, sagt Inhaber Sutharshan Kandakoddathannal. Kaum zu glauben. „Ich vergesse es auch andauernd“, sagt Restaurantleiter Martin Dubke – schließlich erstreckt es sich über mehrere Etagen und seit dem Durchbruch zum Ausspann auch in die Breite. Der Onkel von Sutharshan Kandakoddathannal hat das Restaurant vor etwas mehr als zwei Jahren übernommen und den beiden die Schlüssel in die Hand gedrückt, sie legten Hand an, verlegten neuen Fußboden, änderten Details und drückten den Räumlichkeiten ihren Stempel auf. Mit Tapas kannte sich Sutharshan Kandakoddathannal schon aus. Fünf Jahre war er am La Niña in Schwachhausen beteiligt, und die Delmenhorster verwöhnt der 39-Jährige im El Toro. „Dennoch lässt er mir hier freie Hand“, sagt Martin Dubke. Die zwei sind ein Team, das sich halt ergänzt.

Überraschende Weinkarte

„Ich bin in allem Autodidakt“, sagt der 41-jährige Restaurantleiter. Sein Steckenpferd sind Weine. Somit bietet das Aioli eine Weinkarte, die ich gar nicht erwartet hätte. Genauso überraschend sind auch die Speisen. Ich empfehle, einen kleinen Fino zu bestellen und sich ganz gemütlich mit der Karte auseinanderzusetzen. Denn die Vielfalt ist in Tapas-Bars immer ein Problem. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber bei großen Karten muss ich immer aufpassen, dass die Augen nicht größer sind als der Magen. Deswegen rate ich: Trommeln Sie ein paar Freunde zusammen und genießen Sie die Vielfalt. „Wir haben Stammgäste, die machen das genau so: Aperitif, geteilte Tapas und dann ein Gericht von der Extrakarte“, entlarvt mich Martin Dubke.

Mit Sutharshan Kandakoddathannal und ihm teile ich mir die Tapas-Variation Barcelona (20,50 Euro) und vom Mittagstisch den Babyseeteufel (14,90 Euro). Um es gleich vorwegzusagen: Allein mit den Tapas hätten wir noch zwei weitere Personen satt bekommen. Neben der dünn geschnittenen Fuet (katalanische Wurst) warten Oliven, marinierter Käse, Pimentos, Croquetas, Thunfischcreme, Aioli, Mojo rojo und verde.  „Brot und Aioli gibt es bei uns extra nicht vorweg“, erklärt Martin Dubke. Der Grund ist offensichtlich: Man würde sich satt essen, bevor der Rest auf dem Tisch steht. Hier erheben die Tapas keinen Anspruch auf Originalität. In der Aioli – einer Knoblauch-Mayonnaise – runden Weißweinessig und Petersilie den Geschmack ab, die Thunfischcreme überrascht mit Frische und Leichtigkeit durch Ananas, der Ziegenkäse ist mariniert und so zart, dass er glatt als „Kinderkäse“ durchgeht. Mir gefällt das, zumal ich in den vergangenen Jahren ebenfalls in Spanien bemerkt habe, dass Tapas längst mehr als herzhafter Naschkram zum Wein geworden sind.

Begeisternder Babyseeteufel

Begeistert hat mich der Babyseeteufel. Davon abgesehen, dass man den selten serviert bekommt, war er nicht nur perfekt gebraten, sondern kam mit einer superleckeren Mischung aus Minikapern, ligurischen Oliven, sautierten Kirschtomaten, Öl und Kräutern auf den Tellern. Dazu frische Safran-Pasta.

Das sagen die Stammgäste: Als ich das Aioli besuchte, waren keine Stammgäste anwesend. Deswegen habe ich gleich Freunde hingeschickt. Nun überlegen sie, ob sie Stammgäste werden. Martin Dubke hat mir übrigens versichert, dass sie nicht die einzigen sind. Sogar Spanier kommen regelmäßig.

Aioli im Schnoor, Schnoor 3-4, 28195 Bremen, Telefon 0421-89808822, www.aioli-schnoor.de, Öffnungszeiten: täglich von 12 bis 23 Uhr. Mittagstisch bis 16 Uhr.

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