Majid Mehrabi kam vor sechs Jahren nach Bremen und sagt nicht ohne Stolz, dass er vom ersten Tag an gearbeitet habe. Er habe einen Bachelor in Jura und einen Master in Kriminologie, Abschlüsse, die ihm außerhalb des Irans allerdings wenig nützen. „Aber ich bin in einer Konditorei aufgewachsen“, sagt der 39-Jährige. Nun eröffnete er im Februar sein Café Niki.
„Zuvor hatte ich ein kleines, sehr verstecktes Café in Sebaldsbrück. Der Umzug hierher ist ein guter Schritt“, ist er überzeugt. Das Café liegt Majid Mehrabi am Herzen, aber es ist nicht sein einziges Standbein. Er vertreibt unter dem Namen Biolia beispielsweise persischen Safran, schreibt Bücher und unterstützt kolumbianische Kaffeebauern.
„Bei uns im Iran sagt man, dass Essen immer auch ein Medikament sein muss. Ich möchte dieses Wissen in das Café einfließen lassen“, sagt er. So versucht er, bei jeglichen Kuchen Zucker so stark zu reduzieren, wie es geht. „Wir benutzen oft Honig oder Dattelzucker, ersetzen Wasser mit Orangensaft, nutzen Kichererbsenmehl und arbeiten viel mit verschiedenen Gewürzen. Wir bieten zuckerfreie, fettfreie, glutenfreie und vegane Kuchen an.“ Es sei seine Kultur, die er den Gästen nahe bringen möchte. „Bei uns wissen Oma und Opa immer, welche Gewürze, Lebensmittel oder Tees bei Schmerzen oder Krankheiten helfen. Dieses Wissen versuchen wir zu erhalten“, erklärt mir Majid Mehrabi.
Nun bin ich natürlich auf seinen iranischen Tee (5,90 Euro) gespannt dazu wähle ich den hübschesten Käsekuchen mit einer Pistazienschicht (6,90 Euro). Der hellgelbe Tee wird in einem Thermo-Glas serviert, darin schwimmt eine Rosenknospe und eine Kardamom-Bohne, in einem gesonderten Kännchen ist Schwarztee und ein Kandisstab ist ebenfalls mit Safran versehen. Ein Tellerchen mit drei verschiedenen Blüten liegt obenauf. „Der Tee besteht aus Wasser mit Safranfäden, gemeinsam mit den Gewürzen ist er gut für Herz und Kreislauf, lässt die Atmung fließen und minimiert Kopfschmerzen und Migräne. Dafür sorgen die Mina Blüten“, verspricht mir der Chef. Diese kleinen getrockneten Astern ziehen sich zusammen, wenn man sie in den Tee legt.
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Ob der Tee wirkt, weiß ich nicht, aber das Experimentieren mit den Aromen macht Spaß und verlängert die Auszeit und erfüllt so die Maxime des Cafés: Ein Moment zum Genießen. Der Kuchen ist mit zwei wirklich satten Schichten Pistazien richtig lecker, nicht zu süß und nicht zu feist.
Frühstücken kann man hier auch – ein Grund wiederzukommen
Das sagen die Stammgäste: Als wir aus der Bahn ausgestiegen sind, ist uns das Café gleich aufgefallen. Ich besuche mit meiner Freundin das Viertel, deswegen nehmen wir nur Getränke to go: Hier gibt es auf jeden Fall einen guten Matcha mit Hafermilch und der Keks aus Kichererbsen schmeckt auch; wir entdecken gern Neues und sind zum zweiten Mal da. Uns gefällt die Einrichtung, die Atmosphäre und der Kuchen ist lecker; mich hat der Hunger reingetrieben – diese Napoleon-Schnitte war sehr lecker, kannte ich auch noch nicht; Von Eis, Gebäck und Käsekuchen, war der Kuchen mein Favorit – mit Baklavateig und ganz viel Pistazien, nicht zu süß. Für das Eis gilt: man muss Rosenwasser mögen.
Café Niki, Ostertorsteinweg 58, 28203 Bremen, Telefon: 0172-2085005, Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr, Freitag bis Sonntag von 10 bis 20 Uhr, Torten auf Bestellung, Frühstück und kleine herzhafte Snacks