Wenn man seinem Restaurant den eigenen Nachnamen und dann auch noch den Zusatz „Leib und Seele“ gibt, dann ist das für mich ein eindeutiges Statement. Ob sich Rainer Schröter 1994 auf Sokrates bezog oder nur ehrlich mit Leib und Seele hinter dem Herd stand, ist eigentlich egal. Wichtig ist einzig das Engagement, das er an den Tag legte. Als sein Sohn Daniel sich mit fünf Jahren eine Kochjacke wünschte, war ihm wahrscheinlich schon klar, dass er Daniel auf Wanderschaft schicken würde. „Ich sollte nicht Schröter Junior sein“, erinnert sich Daniel Schröter an den Wunsch des Vaters. So kochte er sich sieben Jahre durch die Welt der gehobenen Küche, bis er 2009 im Schnoor anlandete.
Gab es beim Vater noch gute norddeutsche Küche mit einem anfänglichen Trend zur Leichtigkeit, findet man jetzt auf der Karte die Gerichte, „auf die ich Bock habe, mal sind sie französisch, mal asiatisch inspiriert – das kann sich immer ändern“, sagt Daniel Schröter. Der 36-Jährige verlässt sich auf seinen Instinkt und nicht auf den Trend. Seit dem rasanten Umbau – in nur vier Tagen – ziert sein Konterfei Gläser, Servietten und Wand. Direkt vor Kopf hängt er neben seinem Vater – Ahnengalerie geschmackvoll modern interpretiert.
Das Schröter's ist eines der Restaurants, das bei vielen Bremern einfach dazu gehört. Zum Mittagstisch treffen sich Geschäftsleute genauso wie Genießer und Freunde. „Mittags ist die Karte rustikaler, da muss es schnell gehen. Abends würde ich es als 'casual fine dining' bezeichnen“, erklärt Daniel Schröter das Konzept. Dementsprechend wechselt die Mittagskarte wöchentlich, die Abendkarte alle sechs bis acht Wochen. Dazu gibt es noch eine Tafel mit wechselnden Gerichten.
Wir entscheiden uns für zwei Klassiker und ein Tafelgericht. Als Vorspeise teilen wir uns das Tataki vom Yellow Fin Tuna auf Kartoffelblini mit spicy Mayonnaise, Urtomate und Onsen-Ei (18,90 Euro). „Das Gericht ist zu einem Klassiker auf der Karte geworden“, sagt Daniel Schröter und verrät gleich, was manche Gäste daran kritisieren: zu üppig für eine Vorspeise. Schuld ist das Onsen-Ei (bei 64 Grad 90 Minuten gekocht, damit Eigelb und –klar dieselbe Konsistenz haben) – es bestimmt das Anrichten.
Mich überrascht das Kartoffelblini. Blini ist für mich immer eine Art kleiner Buchweizenpfannkuchen. Aber diese Variante erinnert mich an das gebratene Kartoffelpü meiner Mutter; und wenn man alle Komponenten auf eine Gabel packt, schmeckt es köstlich. Zweierlei vom Rind – geschmort und gebraten – auf Trüffelmousseline mit Röstzwiebeln, Mango und Minze sind Gang zwei (28,90 Euro). Zugegeben, bei den Röstzwiebeln habe ich ein bisschen blöd geguckt, aber wieder gilt: Pack’s auf eine Gabel und es passt. Schön, solche Gaumenkicks! Zum Abschluss darf Mousse au Chocolat (11,90 Euro) nach dem Rezept vom Papa nicht fehlen. „Er war der erste hier, der es vor 50 Jahren mit Sahne statt mit Butter gemacht hat“, sagt der Sohn stolz.
Das sagen die Stammgäste: immer eine gute Adresse; der Hackbraten ist das Beste; Herr Martin gehört dazu; erlesene Weinkarte; üppige Portionen, das schafft mich mittags manchmal.
Schröter’s Leib und Seele, Schnoor 12-14, 28195 Bremen, Telefon: 0421-326677, www.schroeters-schnoor.de, Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonnabend 12 bis 14.45 Uhr und 18 bis 23 Uhr (Küche bis 22 Uhr), nicht barrierefrei.