Kleine Ecke, das heißt auf Italienisch Angolino. Und Angolino heißt die Trattoria von Corina und Berkhan Doczan. Zwar liegt sie nicht an einer Ecke, aber als ein ganz kleines gemütliches Restaurant mit rot-weiß karierten Decken, Klavier und gerade mal Platz für 20 Personen öffnete es vor zehn Jahren die Tür. „Ich hatte eine Bonsai-Küche“, sagt Berkhan Doczan, aber glücklicherweise konnte er im „Stammhaus“ im Viertel viel vorbereiten. Peu à peu ist die Trattoria gewachsen, erst kamen die Räumlichkeiten des Reisebüros hinzu, dann ein Container als Küchenerweiterung und in diesem Sommer schlussendlich noch die „Papeterie“. Für das Angolino ist das eine Steigerung von 20 auf 58 Sitzplätzen. Und endlich hat der gebürtige Bremer Berkhan eine richtige Küche.
An den Wänden hängt eine bunte Mixtur mit privaten Bildern, Fotos aus Hollywood und eine Großaufnahme von Cefalu. Diese sizilianische Stadt ist der Sehnsuchtsort von Corina und Berkhan. „Dort sind wir so oft es geht, besuchen vor Ort Winzer, kochen mit Freunden und Kollegen und manche Tage fühlen sich dort an, als würden Weihnachten, Ostern und Silvester auf einen Tag fallen“, schwärmt der Koch, „Gänsehaut". Genau dort wurde er auch in die Geheimnisse der Pasta-Küche eingeweiht. „Von einer 74-jährigen Italienerin habe ich den entscheidenden Tipp bekommen, wie man Ravioli und Tortellacci so zubereitet, dass die Füllung auch während des Kochens nicht rausfällt.“
Das andere Steckenpferd ist der Wein. „Wir kennen die meisten Winzer der Weine, die wir hier anbieten“, erzählt Corina. Für sie ist es wichtig, dass man sich als Gast des Begriffs Trattoria bewusst ist. Eine Trattoria ist nämlich weder Restaurant noch Pizzeria – hier bekommt man einfache Speisen von einer kleinen Karte.
Ich entscheide mich für Rote Bete Gnocchi mit Walnuss-Mascarpone Füllung (18,50 Euro). Berkhan schlägt Tagliatelle mit frischem Trüffel (24,50 Euro, abhängig vom Trüffeltagespreis) vor. Dass die Pasta selbstgemacht ist, ist für Berkhan Doczan selbstverständlich. Die Gnocchi sind wunderschöne rote Kugeln, sie verstecken sich unter einer schweren Sauce aus Pecorino und Safran. Gehackte Walnüsse sorgen für ein bisschen Crunch. Mir persönlich ist diese Sauce zu viel. Safran überlagert leider den Geschmack der Gnocchi. Gerade der hätte mich interessiert, ich hatte auf den herbstlich-erdigen Geschmack der Bete gefreut und wäre wahrscheinlich mega begeistert gewesen, hätten ein paar Tropfen Orangen-Olivenöl die Gnocchi ergänzt. Aber der Fotograf ist begeistert.
Mich haben die Tagliatelle wirklich begeistert, selbstgemacht, griffig und ein wenig dicker als sonst. Berkhan hobelt die Trüffel nicht einfach über die Nudeln, sondern rührt aus einem Teil der 35 Gramm eine Sauce aus Öl, Salz und Pfeffer – eine sehr schmackhafte Idee. Pecorino ist glücklicherweise nicht darüber gerieben, sondern an der Seite.
Das sagen die Stammgäste: Meine Favoriten sind Tortellacci; Rindermedaillon, Tartufo und ein Glas Rosé; gefühlt ist man in Südeuropa; herrlich.
Trattoria Angolino, Rockwinkeler Heerstraße 157, 28355 Bremen, Telefon 0421-33004930, www.angolino-bremen.de, Öffnungszeiten: Montag bis Samstag ab 17 Uhr (Küche bis 20.30 Uhr), Außer-Haus-Verkauf, nicht barrierefrei.