Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Made in Bremen Lieblingsfarbe Rosé: Wie zwei Bremerinnen einen Crémant erfanden

Seit gut einem Jahr gibt es die Bremer Crémant-Marke "Bourrée". Die beiden Gründerinnen sind selbst ein bisschen überrascht, wie schnell und gut ihre Idee in der Stadt ankam..
16.09.2023, 20:26 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Von Anke Velten

Es waren einmal zwei Freundinnen, die hatten einen ganz ähnlichen Geschmack. Bei geselligen Treffen gab es für sie keine Alternative zu einem Gläschen Crémant Rosé. An einem dieser Abende kam die Eingebung: Diesen perligen Genuss könnte man doch eigentlich noch viel schmackhafter verkaufen. Seit einem Jahr können nicht nur die beiden Freundinnen ihre eigene Kreation trinken. „Bourrée" heißt die junge Crémant-Marke aus Bremen. Nadine Pilarczyk und Jana Schumacher sind selbst ein bisschen überrascht, wie gut ihre Idee sofort in der Stadt ankam.

„Als wir anfingen, uns ernsthaft mit diesem Plan zu beschäftigen, haben wir uns intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt”, sagt Schumacher. Die Forschungsphase startete während der Pandemie-Monate durch systematische Verkostungen bei Online-Tastings, um zu sehen, was die Anderen so zu bieten haben. „Nichts davon hat uns komplett überzeugt”, sagt Schumacher. „Wir wollten das Gesamtpaket von Qualität, Geschmack und Optik.”

In die Theorie konnte man sich über Fachliteratur einlesen. Unternehmerisch unbedarft gingen die beiden nicht an die Sache heran. Schumacher, 39 Jahre, ist Betriebswirtin mit Erfahrung in den Gebieten Marketing und Kommunikation, Digitalisierung, Corporate Design und Netzwerken. Bankerin Pilarczyk ist die Finanzfachfrau im Duo, das das Projekt komplett aus eigenen Mitteln stemmte. Die Praxis überlässt man Profi-Winzern, die ihr Metier jahrelang gelernt oder studiert haben. Die beiden Freundinnen machten sich also auf, Weingüter im Ursprungsland des Crémant zu besuchen.

Herkunft nur aus Frankreich?

„Anfangs glaubten wir ja, dass Crémant immer aus Frankreich stammen muss”, erklärt Pilarczyk. Tatsächlich wurde ein namhaftes französisches Weingut gefunden, wo man sich zunächst durchaus vorstellen konnte, ins Geschäft zu kommen. Doch dort hatte man nicht damit gerechnet, dass die beiden ihren eigenen Geschmack und sehr genaue Vorstellungen von ihrem Produkt hatten:  „Wir sind eine Two-Woman-Show”, sagt Schumacher.

"Bourrée" läuft nämlich im Zweiertakt. Den Begriff haben sich die beiden von einem barocken Hoftanz geliehen, den zeitgenössische Chronisten als fröhlich und ausgelassen schildern. Dass das Adjektiv "bourré" in der französischen Umgangssprache zufälligerweise auch den Zustand beschreibt, den ein paar Gläschen Alkohol zu viel verursachen, ist eine amüsante Koinzidenz.

Gelesen und zu Schaumwein verarbeitet werden die "Bourrée"-Trauben an der Nahe. Dort entdeckten die Bremerinnen das kleine Weingut eines jungen Winzers, der kein Problem damit hatte, den eigenwilligen Kundinnen den Vortritt zu lassen, und mit ihnen und exklusiv für sie einen Crémant zu kreieren, den es vorher so noch nicht gegeben hatte. „Ein Glücksfall”, sagt Schumacher, und schwärmt von der hügeligen Weinregion und der „Liebe, Sorgfalt und großen Expertise”, mit der in dem kleinen Weingut gearbeitet werde. „Wir haben ihm gesagt, dass wir alles ein bisschen anders machen wollen – und er hatte richtig Lust dazu.”

Strenge Regeln

Das deutsche Weingesetz kennt den Crémant als Spitzenkategorie der großen Schaumweinfamilie und hat 2009 die strengen Regeln dafür festgeschrieben. Crémant nennen dürfen sich nur Schaumweine auf Basis qualitativ hochwertiger Grundweine, deren Trauben handverlesen, und im selben Betrieb geerntet und verarbeitet worden sind. Die zweite Gärung muss als traditionelle klassische Flaschengärung mit einer Reifezeit von mindestens neun Monaten erfolgen: Voraussetzungen, die der Bremer "Bourrée" um einiges übertrifft, erklärt Pilarczyk. Der Grundwein ist eine Cuvée aus Spätburgunder und Schwarzriesling, die an der Nahe 15 Monate auf der Hefe liegen durfte. „So entwickelt sich der vollmundige Geschmack”, erklärt Pilarczyk.

Lesen Sie auch

Im April 2022 gründeten die Frauen ihr Unternehmen Maison Naja, drei Monate später traf die erste Lieferung Rosé Brut von der Nahe ein: mit einer feinen Perlage und einem fruchtigen Bouquet von Holunder und Cassis. „Aufregend im Mund”, sagt Schumacher. Das Auge soll mitgenießen. Das schlanke Etikett mit den schnörkellosen pinken Buchstaben, der Wein, der das Glas Lachsrosa tönt: Das war das „ganzheitliche Gesamtpaket“, das sich die beiden vorgestellt hatten, sagt Schumacher.

Die Flaschen wurden zunächst über den Online-Shop feilgeboten und über die sozialen Netzwerke beworben, dann ging es ans Klinkenputzen in Weingeschäften, Restaurants, Cafés, Bars und Boutiquen. Viele Türen standen sofort überraschend weit offen, erzählt Pilarczyk. „Wir sind absolut dankbar, wie toll wir sofort in Bremen unterstützt wurden.“

Nachrückerinnen auf einer Messe

Im November des vergangenen Jahres erhaschten sie als Nachrückerinnen einen Stand bei der Genussmesse Fisch und Feines. „Wir hatten gerade einmal 24 Stunden Vorbereitungszeit.” Die Aufregung lohnte sich: Kundschaft und Profis nahmen die Neulinge nach eigenen Angaben mit viel Neugier und Wohlwollen auf. „Wir mussten zwischendurch nach Hause fahren und Nachschub holen”, erzählt Pilarczyk. Das schönste Kompliment, so Schumacher: „Als uns Tim Kalbhenn am Ende des Tages in den Arm nahm und sagte: ,Mädels, ihr macht das cool!'”

Der Weinhändler aus dem gleichnamigen Bremer Traditionshaus war einer der ersten im wachsenden Kreis der Vertriebspartner, die die beiden „Tanzpartner” nennen. „Wir haben diesen Begriff gewählt, weil uns der gute Umgang miteinander, die gegenseitige Wertschätzung wichtig ist”, erklärt Schumacher. Die Handelskammer kürte das junge Unternehmen zum „Start Up des Monats“ April 2023. Im selben Monat eröffneten Pilarczyk und Schumacher ihren Stand in der Markthalle Acht am Domshof, und sind dort seitdem an einem Sonnabend im Monat zu finden.

Ein drittes Produkt

Mittlerweile geht die erste Charge von 20.000 Litern Rosé Brut zur Neige. Mit dem Blanc de Blancs aus hundert Prozent Pinot Blanc gibt es seit Kurzem ein zweites Produkt. „Da haben wir richtig einen rausgehauen”, sagt Schumacher. Zur nächsten Fisch und Feines soll Nummer Drei vorgestellt werden, über die noch nichts verraten wird.

Die Umsatzziele hatten beide anfangs nach eigenen Angaben nicht hoch gesteckt. „Wir dachten: Wenn einmal im Jahr eine schöne Reise für uns herausspringt, dann wäre das schon großartig”, sagt Schumacher. Doch weil der Bremer Crémant allen so gut schmeckt, könnte „Bourrée“ auch irgendwann über die Bremer Stadtgrenzen hinaus in aller Munde sein.

Lesen Sie auch

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)