Am liebsten isst Jan Martini Spaghetti Bolognese, wenn er zu Hause ist. „Ach, aber eigentlich habe ich gar kein richtiges Lieblingsessen. Das ist immer jahreszeit- und stimmungsabhängig. Ich probiere auch viel zu gern neue Rezepte aus“, beschreibt er das kulinarische Dilemma, in dem er sich wie viele seiner Kollegen befindet und wahrscheinlich auch befinden muss. Denn einige der ausprobierten Rezepte schaffen es immer wieder auf die Speisekarten der Restaurants.
Dementsprechend schwierig findet es Jan Maritini, seiner Küche einen Stempel aufzudrücken. „Manche würden wahrscheinlich deutsche Küche sagen, aber ich versuche, Tradition und Moderne aufeinandertreffen zu lassen.“
Vor fast vier Jahren bewarb sich der Dürener mit seiner Frau Sarah als Pächter des Restaurants „Zum Hemberg“ in Worpswede, zuvor hatte er acht Jahre in den verschiedenen Küchen des Künstlerdorfs gewirkt. „Ich bin hier sehr zufrieden“, sagt der 39-Jährige lächelnd, als eigener Chef könne er kochen, was ihm gefällt, und das auch immer frisch. „Die Gäste wissen, dass das manchmal ein bisschen länger dauert, aber Frische und Qualität sind uns wichtig.“
Ich bin nun neugierig und bestelle Boeuf Bourguignon von der Ochsenbacke für 24 Euro und den pikanten Linsensalat mit gebackenem Gemüse für 13 Euro. Da wir uns die Gerichte teilen, hat es die Küche gut gemeint und uns aus dem Salat, der eigentlich eine Vorspeise ist, ein Hauptgericht gemacht. Keine schlechte Idee.
Auf dem Teller landet eine Mischung aus italienischen Berglinsen und Belugalinsen – mit Kreuzkümmel leicht asiatisch gewürzt, mit Pilzen, Paprika und wildem Brokkoli im Tempuramantel. Die Linsen waren knackig, der Tempurateig kross und die Schnittlauchsprossen mal etwas, das man nicht so häufig auf den Tellern findet. Ergänzt wurde der Linsensalat durch einen angenehm scharfen Wasabi-Dip.
Beim Boeuf Bourguignon merkt man, dass Jan Martini eine solide französische Ausbildung genossen hat. Das Fleisch zerfiel, die Sauce perfekt und die Silberzwiebeln köstlich. Einzig das Püree hat Luft nach oben, mir ist es etwas zu flüssig, der Geschmack aber okay. „Ich weiß“, sagt Jan Martini, „das liegt an der Kartoffel. Wir benutzen derzeit sehr große, die schnell zu schälen sind.“
Löblich, dass Martini sein Team nicht zu sehr belasten will, aber vielleicht würde es schon ausreichen, das Püree etwas gröber zu lassen. Was mir sehr gut gefällt, sind die frischen Karotten, der Blumenkohl und die hübschen Rosen des Flower-Sprout. Das gibt dem Gericht Farbe und Frische und ist auf jeden Fall den Weg nach Worpswede wert.
- Das sagen die Stammgäste: Wir kommen aus der Nähe von Oldenburg und haben das "Hemberg" kurz nach der Eröffnung entdeckt. Seitdem gehört es zu unseren regelmäßigen Worpswede-Besuchen: Das sagt doch alles; zweimal in der Woche gönnen wir uns nach einem Spaziergang hier den Mittagstisch, es ist nicht nur immer lecker und frisch gekocht, sondern auch sehr gemütlich – ein sehr gutes Restaurant, das uns in allen Punkten überzeugt; mir gefällt die Karte und dass ich mir auch mal ein Essen für Zuhause holen kann.
- Restaurant Zum Hemberg, Hembergstraße 28, 27726 Worpswede, Telefon: 04792-9878488, www.zum-hemberg-worpswede.de, Öffnungszeiten: Freitag bis Dienstag 12 bis 14 Uhr und ab 18 Uhr, Mittwoch und Donnerstag Ruhetag, nicht barrierefrei, Außer-Haus möglich.