Früher, so erklärt mir Charlie Gizir, hätte dieses Gebäude zu der Seifenfabrik Delespa gehört, heute stehe es unter Denkmalschutz. Von Seife keine Spur, aber dafür von großzügigem Industrial Design. Mir gefällt das. Im Edelicious ist nix eng und beklemmend, aber auch nix abweisend und steril. „Eigentlich wollten wir keine Tische in der Mitte“, sagt Gizir. Der Grund: Gizir sitzt in Restaurants nicht gern in den Ohren der anderen Gäste.
Das Konzept für sein Restaurant stand schon 2011. „Ich wusste genau, was ich wollte. Ich bin seit 24 Jahren in der Gastronomie, habe viel gesehen und versuche hier, die Fehler der anderen zu vermeiden.“ Deswegen traute er sich auch, der Pandemie zu trotzen und im März 2021 die Türen des Edelicious zu öffnen. Der Name ist übrigens Programm: Edel, deliziös und del für Delmenhorst. Zuvor war in den Räumlichkeiten ein chinesisches Restaurant. „So gesehen haben wir zweimal renoviert“, erklärt Gizir. In der ersten Version habe es noch helle Töne und Teppichboden gegeben. Wahrscheinlich ganz gut, dass ich das nicht gesehen habe.
Nun zum Konzept: Im Edelicious gibt es Fleisch. Gizir hat sich vor allem in den USA umgeschaut, war in Florida und Kentucky, hat den Grillmeistern über die Schultern geguckt und für sich entschieden, dass es in seinem Restaurant hochwertiges Fleisch auf einem sehr heißen Stein geben wird. Dieser Stein steht nicht im Zentrum des Tisches. Wer ein Steak bestellt, bekommt es zischend und dampfend auf 300 Grad heißem Granit serviert. Das ist spektakulär und praktisch, schließlich ist man als Gast selbst für den perfekten Grillgrad verantwortlich. Wer denkt, das sei reine Männerhypnose, ist auf der falschen Fährte. Erstaunlich viele Frauen sind zumindest bei meinem Besuch zu Gast.
„Mir gefällt, dass der Stein so lange heiß ist. Da kann man langsam essen und einfach nachgrillen, wenn es kalt wird“, sagt der 39-Jährige. Ich bekomme ein Rib Eye im 200 Gramm Ladiescut mit Grillgemüse für 25,50 Euro. Es wird auf einem schweren Holzbrett samt Stein, beide Seiten kurz angebraten und ungewürzt, serviert. Auf dem Brett finde ich Mango-Curry-Sauce, ein Grillgewürz und Kräuterbutter. Die Kräuterbutter lasse ich auf dem Stein zerlaufen und grille damit das Gemüse nach.
Charlie Gizir wählt ein 200 Gramm Filet (30 Euro), begleitet von Steakfries. Kritiker mögen bemängeln, dass ein Steakhaus ebensolches auf den Punkt gebraten auf den Tisch bringen sollte. Ich finde diese „Erlebnis-Gastronomie“ lustig. Gizir beeindruckt mich allerdings anders: Sein Fleisch stammt von Friesoyther Färsen. Er legt Wert auf Qualität und Regionalität. Ein Southern Style Burger (Bun von Bäcker Becker) mit Rinderbratwurst und Rinderbacon auf dem Patty (17 Euro) runden unser Ensemble ab. Der Burger ist wirklich gut. Die Bratwurst (nach eigenem Rezept) erinnert an eine Merguez, eine scharf gewürzte Hackfleisch-Bratwurst – schöne Kombination.
Das sagen die Stammgäste: Ich bin Stammgast und habe meine Bekannten aus NRW mitgebracht: Wir werden beim nächsten Besuch wieder hierherkommen; Fleisch selbst punktgenau braten, das macht Spaß; ich mag die Einrichtung und die Burger; besten Süßkartoffelpommes überhaupt; Mac & Cheese ist das Beste.
Edelicious Grillhaus, Nordenhamer Straße 65, 27751 Delmenhorst, Telefon 04221-1234494, www.edelicious-grillhouse.de, Öffnungszeiten: Sonntag, Montag, Dienstag und an Feiertagen von 17.30 bis 23 Uhr, Donnerstag 12 bis 14.30 Uhr und 17.30 bis 23 Uhr, Freitag und Samstag 17.30 bis 24 Uhr, Mittwoch Ruhetag, Reservierung empfohlen, Außer-Haus-Service, Event-Abende, Karfreitag: Fischbuffet.
