- Was beschäftigt Eltern zum Schulstart?
- Welche Möglichkeiten gibt es, sich in den Schulalltag einzubringen?
- Worauf ist beim Umgang miteinander zu achten?
- In welchen Bereichen sollten Eltern sich lieber zurückhalten?
- Wie können Eltern sich und ihr Kind auf den Schulstart vorbereiten?
- Wissenswertes zum Schulstart
Plötzlich geht es dann doch ganz schnell: Gefühlt hat der Sohn oder die Tochter sich gerade erst an den Kindergarten gewöhnt, da steht schon der erste Schultag bevor. Dass Eltern am Anfang viele Fragen zum Thema Schule haben, weiß zum Beispiel Michael Skibbe, Vorstandssprecher des Zentralelternbeirats Bremen. Aus einer anderen Perspektive kann Frauke Brandt berichten: Sie ist Leiterin der Grundschule an der Delfter Straße. Skibbe und Brandt geben Tipps, wie Eltern, Schüler und Schulen möglichst gut miteinander harmonieren.
Was beschäftigt Eltern zum Schulstart?

Mit der Einschulung beginnt ein neuer Lebensabschnitt – für Kinder und Eltern gleichermaßen. Viele Fragen und so manche Unsicherheit sind damit verbunden. In unserer Serie „Wegweiser Schule“ sprechen wir mit Pädagogen, Eltern und Experten über alltägliche Probleme und Lösungen. Dazu gibt es Wissenswertes rund um das Thema Schule und allerhand praktische Tipps.
Ein großes Thema sei das Loslassen, sagt Brandt. „Es ist auch für die Eltern eine neue Zeit. Mit dem Schulstart lösen sich die Kinder ein Stück weit“, erklärt sie. Das falle einigen Eltern mehr, anderen weniger schwer. Sie appelliert an die Eltern, sich wegen Unsicherheiten möglichst schnell an die Schule zu wenden.
Das Engagement der Eltern sei dabei sehr unterschiedlich ausgeprägt, berichtet Skibbe. „Das Pausenbrot kommt von zu Hause, den Rest erledigt die Schule: So denken einige Eltern“, sagt er. Ein großer Teil der Eltern sei allerdings durchaus daran interessiert, wie es in der Schule laufe. Dauerbrenner, zu denen immer wieder inhaltliche Nachfragen kämen, seien zum Beispiel die Themen Schwimm- und Sportunterricht oder die Park- und Abholsituation an den Schulen. Darüber hinaus gebe es immer auch einen gewissen Anteil von Eltern, die wissen wollten, wie sie selbst mitbestimmen können, sagt Skibbe.
Welche Möglichkeiten gibt es, sich in den Schulalltag einzubringen?
Neben den gängigen Gesprächen mit Lehrkräften, wie sie regelmäßig in Form von Elternabenden stattfinden, wirbt Michael Skibbe für die Ämter, die Eltern übernehmen können. Er erklärt: „Auf dem ersten Elternabend werden in der Regel zwei Klassenelternsprecher gewählt.“ Auch ein Schulelternsprecher sei grundsätzlich für jede Schule vorgeschrieben. Diese könnten in wichtigen schulischen Fragen mitbestimmen – zum Beispiel, wenn es um die Entscheidung geht, ob eine Schule zur Ganztagsschule werden soll. Außerdem seien sie quasi Schiedsrichter, wenn es zu Streitigkeiten komme. „Stellen Sie sich vor, ein Kind hat ordentlich Mist gebaut und bekommt eine Konferenz aufgebrummt. Damit die Eltern dann nicht drei Lehrern und dem Schulleiter alleine gegenüber sitzen, steht ihnen der Schulelternsprecher zur Seite“, sagt Skibbe.
Worauf ist beim Umgang miteinander zu achten?
„Es ist wichtig, auf Augenhöhe und in einem angemessenen Ton zu sprechen“, sagt Skibbe. Er habe schon häufiger erlebt, dass sich Eltern und Lehrkräfte nach einem Gespräch gleichermaßen verletzt gefühlt hätten – oftmals unbeabsichtigt durch das Gegenüber. Brandt appelliert zudem an die Eltern, niemals im Beisein ihres Kindes schlecht über Lehrkräfte zu sprechen. Schulprobleme sollten direkt zwischen den Eltern und der Schule geklärt werden. „Die Lehrerin ist eine Vertrauensperson für das Kind. Dieses Verhältnis sollten Eltern nicht untergraben.“
In welchen Bereichen sollten Eltern sich lieber zurückhalten?
„Hausaufgaben“, sagt Skibbe ohne zu zögern. Natürlich könnten Eltern mal freundlich bei der jeweiligen Lehrkraft nachfragen, wenn es um bestimmte Regeln oder Vorgaben geht. Ob die Hausaufgaben aber täglich 30, 45 oder 60 Minuten in Anspruch nehmen, hätten Eltern nicht mitzubestimmen – auch wenn viele das anders sehen würden. Gleiches gelte für den Umgang mit vergessenen Hausaufgaben. „Man sagt dem Bäcker ja auch nicht, wie er sein Brot backen soll“, findet Skibbe.
Brandt stimmt grundsätzlich zu, betont aber, dass auch beim Thema Hausaufgaben der Austausch zwischen Eltern und Lehrkräften wichtig sei. „Eltern sollten sich nicht inhaltlich einmischen und vor allem keinen Druck auf die Kinder ausüben. Sie können aber einschätzen, ob Aufgaben dauerhaft zu schwer oder zu leicht sind. Darüber sollte man dann sprechen.“
Wie können Eltern sich und ihr Kind auf den Schulstart vorbereiten?
Ein wichtiger Teil der Vorbereitung werde bereits in den Kitas geleistet, erklärt Brandt. Viel sprechen, empfehlen Skibbe und Brandt außerdem – nicht nur miteinander, sondern vor allem mit anderen Kindern und Eltern. Wichtig sei auch, das Gespräch mit Kindern aus höheren Klassen zu suchen. Die hätten ihre Erfahrungen schon gemacht und könnten Ängste nehmen. Skibbe appelliert, die Kinder auch mal ganz unter sich sprechen zu lassen. „Dann merkt man schnell, dass sie von alleine Kontakte finden und Vertrauen fassen“, sagt er.
Viele Eltern würden dazu neigen, bei einem Umbruch wie dem Schulanfang ihre Gefühle auf ihre Kinder zu übertragen. Davon müsse man sich lösen. Skibbe: „Kinder haben ihre ganz eigenen Gefühle. Wenn ich mein Kind frage: ‚Wie fühlst du dich?‘ oder ‚Was brauchst du denn?‘, kommen oft ganz überraschende Antworten.“
Wissenswertes zum Schulstart
Einschulung: Normalerweise ist die Einschulung ein großes Fest mit vielen Verwandten, Willkommensgrüßen in der Aula und einem Buffet. In welchem Umfang in diesem Jahr gefeiert werden kann, ist coronabedingt noch offen und wird auch von der Größe der jeweiligen Schule abhängen. "Wir bereiten uns momentan auf den kleinen Rahmen vor", sagt Frauke Brandt, Leiterin der Grundschule an der Delfter Straße. Im vergangenen Jahr seien die Klassen quasi einzeln eingeschult worden – auch in diesem Jahr plane die Schule vorerst so. Ein Catering werde es wohl nicht geben. Brandt hofft aber auf mehr Verwandte bei der Einschulung, nachdem im vergangenen Jahr nur eine Begleitperson erlaubt gewesen sei.
Klassen: Auch die Klassenzusammenstellung läuft in diesem Jahr anders als üblich. "Wir teilen Fragebögen zum Ankreuzen in den Kitas aus", erklärt Brandt. Darin würden zusammen mit den Eltern Bedarfe ermittelt, aber auch Wünsche berücksichtigt. Jedes Kind könne einen Wunsch-Klassenkameraden nennen. Ohne Corona-Pandemie werde es an ihrer Schule so gehandhabt, erklärt Brandt: Mehrere Wochen vor Schulbeginn lade die Schule Gruppen von sechs bis sieben Kindern ein. In Gesprächen werde dann ermittelt, wer möglicherweise mehr, wer weniger Unterstützung braucht. Ziel sei es, eine möglichst ausgewogene Mischung zu finden.
Orientierungswoche: In der ersten Woche starte zwar schon der reguläre Unterricht, aber vieles laufe sehr spielerisch ab, erklärt Brandt das Vorgehen an ihrer Schule. Die Kinder bekämen die Abläufe ebenso gezeigt wie die Aula oder den Schulhof. Brandt sieht in diesem Punkt Schulen mit jahrgangsübergreifendem Unterricht, wie es sie auch in Bremen gibt, im Vorteil. Dort könnten die älteren Kinder aus der Klasse den Neuankömmlingen viel erklären. "Bei uns ist, gerade in diesem Jahr, alles für alle neu", sagt die Schulleiterin.
Schulranzen: Viele Eltern geben für den ersten Schulranzen ein kleines Vermögen aus. "Unglaubliche Geldmacherei" sei das, sagt Kinderorthopäde Robert Rödl. Der Experte rät Eltern zu mehr Gelassenheit. Rückenschäden durch schwere Rucksäcke bekomme ein Kind bei den zumeist eher kurzen Schulwegen nicht so schnell. Mit Blick auf den Schulranzen ist sein Ratschlag: Wenn das Kind in der Lage ist, den Ranzen selbst vom Boden aufzuheben und aufzusetzen, dann ist er nicht zu schwer.
Schultüte: Die Schultüte gehört in Deutschland traditionell zur Einschulung dazu – egal ob aus Pappe oder Stoff, gekauft oder selbst gebastelt. Wichtiger für die Kinder ist ohnehin der Inhalt. Neben Süßigkeiten und Spielzeug können Eltern auch Dinge verpacken, die Erstklässler in der Schule brauchen – zum Beispiel Tuschkasten, Brotdose, Mäppchen, Stifte, Radiergummi oder Lineal. Eine entsprechende Liste schicken viele Schulen vor der Einschulung herum.