- Wie sehen Zeugnisse für Bremer Grundschulkinder aus?
- Was ist ein Kompetenzraster?
- Ist das Kompetenzraster wie eine Art Note?
- Wann bekommen Kinder in der Grundschule ein Zeugnis?
- Welche Schwierigkeiten haben Eltern?
- Ab welcher Klasse gibt es in Bremen Noten?
- Wie können Zeugnisse an weiterführenden Schulen aussehen?
An diesem Freitag ist Zeugnistag. Doch Bremens Bewertungssystem ist nicht leicht zu durchschauen. Eltern haben oft Schwierigkeiten, die Zeugnisse richtig zu interpretieren. Ihre Kinder bekommen in der Grundschulzeit keine Noten, sondern einen sogenannten Lernentwicklungsbericht. Doch was ist das eigentlich – und wie liest man ihn richtig? Ab wann gibt es Ziffernoten in Bremen? Wir geben Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Wie sehen Zeugnisse für Bremer Grundschulkinder aus?
Für Bremens Grundschulen gibt es ein einheitliches System. Das Zeugnis für Klasse eins bis vier ist ein sogenannter Lernentwicklungsbericht. Dieser Bericht besteht aus zwei Teilen: zum einen aus einem freien Text, zum anderen aus einem sogenannten Kompetenzraster für Mathe und Deutsch.
In dem freien Text werden das Arbeits- und Sozialverhalten beschrieben und wo das Kind in verschiedenen Fächern steht. Den Text schreiben die Lehrerinnen und Lehrer individuell, sie sollen darin die Kompetenzen des Kindes beschreiben. Anders als beim Arbeitszeugnis gebe es aber keine festen Floskeln, die sich in Noten übersetzen lassen, sagt Nikola Schroth, Grundschulreferentin bei der Bildungsbehörde.
Was ist ein Kompetenzraster?
Im Kompetenzraster werden verschiedene Fähigkeiten benannt, die zu Mathe und Deutsch gehören. Das kann zum Beispiel sein: "kann lesbar schreiben" oder "kann Gespräche führen". Hinter jeder Kompetenz sind zehn Kästchen zum Ankreuzen. Der schwarz umrandete Bereich zeigt, auf welcher Stufe das Kind in diesem Schuljahr lernen sollte. Mit jedem Schuljahr wandert der umrandete Bereich weiter nach rechts. "Ist das Kreuz in einem der beiden rechten Kästchen im umrandeten Bereich, dann müssen sich Eltern keine Sorgen machen", erklärt Schroth. "Ist das Kreuz in einem der beiden linken gerahmten Kästchen, ist das noch im Rahmen, aber man sollte hier genauer hinsehen."
Ist das Kompetenzraster wie eine Art Note?
"Nein, es ist nicht vergleichbar mit Noten", sagt Nikola Schroth. Zum einen zeige das Kompetenzraster genauer als eine Note, was das Kind kann und was nicht. Zum anderen könnten Eltern die Zeugnisse der Klassen eins bis vier nebeneinanderlegen und sehen, wie die Kreuze weiter nach rechts wandern: "Das Raster macht die Entwicklung und die Lernzuwächse sichtbar", so Schroth. Wie man den Lernentwicklungsbericht richtig liest, erklären auch Info-Broschüren in Leichter Sprache sowie in sechs Sprachen (Deutsch, Arabisch, Bulgarisch, Englisch, Französisch, Farsi), die auf der Webseite der Behörde zu finden sind.
Wann bekommen Kinder in der Grundschule ein Zeugnis?
Zum Ende des Halbjahres – also an diesem Freitag – bekommen an den Grundschulen nur die Viertklässler ein Zeugnis. Die Kinder der Klassen eins bis drei bekommen erst vor den Sommerferien ein Zeugnis. Für die Viertklässler ist das Halbjahreszeugnis wichtig, weil sie im Sommer auf eine weiterführende Schule wechseln. Aus ihrem Zeugnis kann man ablesen, ob ein Kind über dem Regelstandard liegt oder nicht. Nach der vierten Klasse können Familien sich wünschen, auf welche weiterführende Schule das Kind möglichst gehen soll. Kinder, die über Regelstandard sind, haben laut Bildungsressort bessere Chancen, einen Platz an einem Gymnasium oder einer beliebten Oberschule zu bekommen.
Welche Schwierigkeiten haben Eltern?
Oft müssen Lehrkräfte den Eltern erklären, was das Zeugnis ihrer Kinder bedeutet. Das schildern Lehrerinnen und Eltern. Begleitende Elterngespräche gehören deshalb fest dazu, sagt Kirsten Limberg-Kalka, Schulleiterin der Grundschule an der Grambker Heerstraße: "Ohne Elterngespräch geben wir kein Zeugnis raus." Sie sagt auch: "Natürlich haben Eltern Schwierigkeiten, diese Art der Leistungsrückmeldung zu verstehen, die meisten sind ja mit Ziffernoten aufgewachsen." Hinzu kämen Sprachbarrieren, weil es an ihrer Schule – wie an etlichen Bremer Schulen – viele Eltern mit einer anderen Muttersprache gebe: "Die Eltern kommen dann mit den Zeugnissen und fragen, ob alles gut ist." Viele Eltern verstünden die Texte und Erläuterungen im Zeugnis nicht, sagt Martin Stoevesandt vom Zentralelternbeirat. Er ist jedoch überzeugt: "Die Kreuze in den Kästchen verstehen aber fast alle."
Ab welcher Klasse gibt es in Bremen Noten?
Verpflichtend sind Noten in Bremen ab der neunten Klasse. In der Praxis vergeben die meisten Gymnasien laut Bildungsressort Noten bereits ab Klasse fünf. „Die meisten Oberschulen verteilen in Klasse fünf und sechs Lernentwicklungsberichte und setzen ab Klasse sieben auf Ziffernoten“, sagt Veit Sorge, Oberschulreferent der Bildungsbehörde. Einige Oberschulen würden erst ab Klasse neun Ziffernoten vergeben.
Wie können Zeugnisse an weiterführenden Schulen aussehen?
Für die Klassen fünf bis acht gibt es bisher keine einheitliche Form. Verschiedene Zeugnis-Formate sind möglich, sagt Sorge: In diesen Jahrgängen kann das Zeugnis entweder aus Ziffernoten bestehen oder aus einem Text plus Kompetenzraster oder nur aus einem Text. Die Kompetenzraster der Oberschulen können außerdem je nach Schule verschieden sein und sind auch nicht dieselben wie bei den Grundschulen. Manche Oberschulen vergeben zum Beispiel ein bis vier Smileys für verschiedene Kompetenzen, sagt Sorge. Jede Schule kann für Klasse fünf bis acht ihre Zeugnis-Form selbst auswählen, jedes Format muss aber von der Schulaufsicht genehmigt werden.