Es blüht und summt an Ackerrändern, Wildblumen sprießen an Straßenrändern, aus Brachen werden Blumenwiesen. Was schön aussieht, soll Bienen und anderen Insekten helfen. In Bremen-Nord und umzu boomen Blühstreifen. Nicht nur Umweltverbände sind aktiv. Kommunen lassen öffentliche Flächen aufblühen, Beiräte werden initiativ, Landwirte, Geschäftsleute und soziale Einrichtungen zeigen ein Herz für Bienen.
Heike Schumacher ist die Bienenexpertin beim Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) Bremen. Die Biologin hat zwischen 2013 und 2016 die Projekte „Bremen blüht auf“ und „Bremen summt“ betreut. „Bremenweit haben wir rund 20 Blühflächen mit einer Gesamtfläche von etwa 10.000 Quadratmetern angelegt.“ In Bremen-Nord seien an der Turnerstraße Wildblumen am Straßenrand eingesät worden. Ein Versuch, im Bereich der Großen Dunge im Werderland eine Blühfläche anzulegen, sei an der Quecke gescheitert. Jetzt macht der BUND einen neuen Anlauf. „Wir haben die Fläche mit Planen abgedeckt, um die Quecke zu verdrängen. Nach drei Jahren wollen wir dort Rotklee für Hummeln, die zu den Wildbienen gehören, aussäen.“
Heike Schumachers Kollege Bernd Quellmalz hat mit dem BUND-Arbeitskreis Bremen-Nord ein Projekt angeschoben. „Wir suchen in Bremen-Nord Bürger, die Zeit und Lust haben, zusammen mit unseren Aktiven Flächen in den Stadtteilen insektenfreundlich zu gestalten.“ Die Aufgaben für die Freiwilligen: Den Boden vorbereiten, Wildblumen aussäen – „das werden heimische Arten sein“ – und mähen. „Auf den Flächen wollen wir zeigen, was man für Bienen und andere Insekten tun kann“, sagt Quellmalz, der ähnliche Projekte schon in den Landkreisen Osterholz, Wesermarsch und Cuxhaven mitbetreute. Wer in Bremen-Nord mitarbeiten will, kann sich an ihn wenden (Mobil 01 76 / 51 63 80 85). „Bei der Suche nach Flächen hoffen wir auf Vorschläge aus der Gruppe, wollen aber auch bei den Ortsämtern nachfragen.“
„Das Projekt wird jetzt angeschoben“
In Blumenthal haben die BUND-Aktiven laut Peter Nowack schon angeklopft. "Die rennen bei mir offene Türen ein", sagt der Ortsamtsleiter. Im März hatte sich der Beirat von einem Landschaftsökologen über das Insektensterben und was man dagegen tun kann informieren lassen. Am Runden Tisch sollten Möglichkeiten ausgelotet werden, eine ehemalige Parkplatz-Fläche auf der Bahrsplate war auch schon im Gespräch. „Das Projekt wird jetzt angeschoben“, sagt Nowack. Mit dem Beirat wolle er einen Termin für den Runden Tisch abstimmen. "Der Plan ist, sich im Oktober zusammenzusetzen und im Frühjahr anzufangen." Die SPD-Fraktion hat inzwischen mit einem Antrag nachgelegt. Ihr Vorschlag: Auf Grünstreifen an Blumenthaler Straßen sollen ab 2020 einheimische Wildblumen blühen.
In Lesum blüht es schon am Straßenrand. Auf Grünstreifen an der Rotdornallee/Ecke Lesumer Heerstraße und an der Hindenburgstraße in Höhe Schneiderstraße hat der Umweltbetrieb Bremen Wildblumenflächen angelegt. Seit einigen Jahren entwickelt der städtische Betrieb nach eigenen Angaben Flächen als „Schlemmerwiesen“ für Wildbienen und andere Insekten.
So blüht es auch auf einem Streifen am Deich auf der Bahrsplate in Blumenthal und auf einer Wiese auf dem Friedhof Aumund. In Kooperation mit dem Förderverein Knoops Park legte der Umweltbetrieb 2018 eine Wildblumenwiese auf einer Rasenfläche am Standort des ehemaligen Schwesternheims im Park an. Hier blühen unter anderem Mohn, Kornblume und Kamille. Auch Schafgarbe, Gundermann und Riesenstorchenschnabel decken auf den Blühflächen des Umweltbetriebes den Tisch für Wildbienen und Schmetterlinge.
Auch der Deich in Farge-Rekum blüht auf. Auf dem zwei Kilometer langen Schutzdamm zwischen dem früheren Tanklager Farge und der Landesgrenze bei Neuenkirchen sprießen Wildblumen zwischen den Grashalmen. „Viel Schafgarbe, Wiesenflockenblumen, Nelkenwurz und jede Menge Kleearten“, sagt Wilfried Döscher. Er ist Geschäftsführer des Bremischen Deichverbands am rechten Weserufer. Der Verband bringt nach seinen Worten seit 2008 Deichschutz mit Natur- und Umweltschutz in Einklang. „Von unseren 127 Hektar Deichflächen bewirtschaften wir 56 Prozent extensiv.“
Der Deichverband lässt Blühpflanzen zu, in vertretbarem Rahmen. „Die Schutzfunktion des Deiches muss gewahrt bleiben. Ziel ist ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Gräsern und krautigen Blühpflanzen. Das steuern wird durch die Art und Intensität der Mahd“, erklärt Dörscher. Von der extensiven Bewirtschaftung profitiert auch der Deich „Durch die Mischung aus Gräsern und tieferwurzelnden Blühpflanzen ergibt sich ein tiefere und dichtere Festigkeit der Grasnarbe, der Deich wird widerstandfähiger.“

So schön hat es am Weserdeich in Farge-Rekum in diesem Sommer geblüht.
Eine Wildblumenwiese entsteht derzeit auf dem Gelände des Seniorenheimes Haus Blumenkamp der Bremer Heimstiftung. An diesem Mittwoch ist erster Spatenstich. Klaus Krancke, Mitarbeiter im Sozialdienst des Hauses, hatte das Projekt 2018 im Rahmen eines Ideenwettbewerbs der Heimstiftung vorgeschlagen. „Der BUND hat uns beraten, in Zusammenarbeit mit der Heimleitung und dem Bremer Kontor wurde eine Fläche vor dem Haus ausgewählt“, erzählt er. Das Bremer Kontor, eine Tochterfirma der Heimstiftung, wird die Fläche herrichten. Für eine 1500 Quadratmeter große Bienenweide neben dem Edeka-Markt an der Heidlerchenstraße in Blumenthal haben ein Kindergarten aus Rönnebeck und Schüler der Oberschule In den Sandwehen vergangene Woche die Saat gelegt.
Jenseits der Landesgrenze in der Gemeinde Schwanewede finden Bienen und andere Insekten auf Blühstreifen an Ackerrändern, Wildblumenwiesen auf privaten und öffentlichen Flächen einen reich gedeckten Tisch. Auf einer vier Hektar großen Fläche an der Straße Wölpsche leuchtet ein Meer von Sonnenblumen. Landwirt Martin Kai Köpke hat auf einer ehemaligen Brache eine Speisekammer für Insekten angelegt, von der auch Vögel und Niederwild profitieren.
Unterstützt wurde er vom Landvolk-Kreisverband Osterholz, der in einer Gemeinschaftsaktion mit Jägern und Imkern seit 2011 Ackerränder und andere Flächen zum Blühen bringt. Der stellvertretende Landvolk-Geschäftsführer Christoph Bommes nennt Zahlen. Danach blühte es 2018 kreisweit auf 150 Hektar, das entspricht einer Fläche von 300 Fußballfeldern. Angelegt wurden sie von 60 Landwirten.
Die Gemeinde Schwanewede selbst engagiert sich seit 2018 für die Rettung von Bienen und anderen Insekten. So verteilt sie kostenlos Saatgut für Bienenweiden an ihre Bürger. Im vergangenen Jahr wurden 2500 Tütchen ausgegeben, in diesem Jahr waren es 5000. Auf sechs eigenen Flächen in Löhnhorst, Schwanewede, Brundorf, Neuenkirchen und Beckedorf hat die Kommune Blühstreifen angelegt, im Herbst folgen fünf weitere im Neugebaugebiet Schwanewede-Nord.