Da saßen sie nun also an der Bande und stimmten unter der Regie von Daniel Norl ihren obligatorischen Humba-Gesang an. Gemeinsam mit den Fans feierten die Zweitliga-Basketballer der Eisbären Bremerhaven am späten Sonntagnachmittag den 88:82-Heimsieg gegen Nürnberg. Die Spieler hatten dabei ein Lächeln im Gesicht und wirkten sichtlich erleichtert, als Norl mit dem Megaphon den Takt vorgab. Der mühsam erkämpfte Erfolg war wichtig gewesen. Sehr sogar. Denn er sorgt nach zuvor drei Niederlagen wieder für etwas Ruhe rund ums Team.
Völlig verstummen wird die Kritik damit allerdings nicht. Dafür fällt das Fazit nach dem Hinrundenabschluss immer noch zu durchwachsen aus. Von 17 Partien haben die Eisbären nur sieben gewonnen, mit 14 Punkten belegt das Team von Headcoach Steven Key Platz 13. Rang acht und damit der unterste Play-off-Platz ist vier Zähler entfernt. Bremerhaven hinkt den selbst gesteckten Zielen derzeit also deutlich hinterher – und das sorgt für Unruhe, die auch der Trainer spürt. "Wir sind auch nicht zufrieden", sagt Steven Key. Es sei indes nicht sein Job, in den sozialen Medien mit den Anhängern zu diskutieren, die seine Absetzung fordern.
"Mein Job ist es, die Spieler bestmöglich vorzubereiten und die Mannschaft besser zu machen", erklärt der Coach. Daran arbeite er mit Hochdruck – und zwar Woche für Woche. Key musste dabei quasi seit dem Saisonstart Anfang Oktober im personellen Bereich Rückschläge verkraften. Aufgrund von Verletzungen und Krankheit fielen immer wieder Spieler aus. Darunter auch Leistungsträger wie Topscorer Jarelle Reischel oder Center Robert Oehle, die vier beziehungsweise fünf Partien verpasst haben. Point Guard Lennard Larysz fehlte aufgrund einer Bänderverletzung im Sprunggelenk sogar in sechs Spielen.
Die Eisbären mussten also wiederholt improvisieren. "Das ist keine Ausrede, sondern ein Fakt", betont Steven Key. Einzelnen Spielern habe die Praxis gefehlt, der Mannschaft die Feinabstimmung. "Und dann trifft man falsche Entscheidungen und macht Fehler", sagt Key. Leider habe man in den Spielen nicht immer die Energie aufbringen können, diese Schwächen zu kompensieren "und aus dem Loch rauszukrabbeln", so Key. Aber man arbeite diszipliniert daran, die Situation zu verbessern. Die Abwehrleistung, das Reboundverhalten, die Wurfquote aus dem Nahbereich, die vielen leichten Ballverluste – die Mängelliste ist lang.
Überdies haben auch einzelne Mannschaftsteile beziehungsweise einzelne Akteure bis dato nicht überzeugen können. Der aus New York stammende Power Forward Chris Hooper wurde bereits im November ausgetauscht, für ihn kam Justin Stovall, der in seinen ersten Partien und auch zuletzt gegen Nürnberg für frischen Schwung sorgte. Jetzt kündigt sich ein weiterer Spielertausch an, wie Geschäftsführer Nils Ruttmann dem WESER-KURIER bestätigte. Ziel ist es demnach, noch einen schlagkräftigen Ersatzmann für Center Robert Ohle zu verpflichten und so unter dem Korb für mehr Präsenz zu sorgen.
"Wir haben auf der Fünfer-Position ein Qualitätsloch", sagt Ruttmann, man wolle nachbessern. Mit Blick auf die wirtschaftlichen Möglichkeiten des Klubs sagt Ruttmann aber auch: "Dieser Move muss sitzen." Es sei nicht leicht, mitten in der Saison einen großen Mann zu finden, der Oehle unterstützen und diese Rolle sofort ausfüllen kann, erläutert Steven Key, der in den vergangenen Wochen mit vielen Agenten gesprochen und viele Video gesichtet hat. "Jetzt haben wir ein paar Optionen und warten auf die Unterschrift." Vielleicht, hofft Key, "sitzt der neue Big Man schon am Mittwoch im Flieger".
Unabhängig von dieser Personalie will Steven Key aber an seinem System festhalten. Er setzt auf ein gutes Teamplay. Auf ein Miteinander auf dem Court. "Das ist mein Weg, Basketball zu spielen", betont der 54-Jährige. Er hat einen Zweijahresvertrag unterzeichnet und strebt mit Bremerhaven in dieser Zeit den Wiederaufstieg in die Bundesliga an. Seine Stärke ist dabei die Analyse, "ich bin lange genug im Geschäft", sagt Key. Er wisse, was ein Team benötigt, um solch ein Ziel erreichen und eine Meisterschaft gewinnen zu können. Dazu gehöre indes auch das Glück, nicht so viele Verletzte zu haben, sagt er.
Für die laufende Saison hält Steven Key indes am gesteckten Ziel fest: "Wir wollen die Play-offs erreichen, dieses Ziel gebe ich nicht auf." Zwei Siege, vier Punkte gilt es gutzumachen gegenüber der Konkurrenz. "Es wird nicht leicht", sagt Steven Key, "aber ich glaube an das, was wir hier machen. Wir haben eine große Chance, noch in die Play-offs einzuziehen."