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Auch Senatorin Stahmann ist dafür Bremer Sportfunktionäre wollen neue Event-Halle

Bremens Sportfunktionäre wie LSB-Präsident Andreas Vroom und sogar die Sportsenatorin Anja Stahmann – plädieren für eine neue Event-Halle. Hierfür ist jedoch eine Stärkung des Sport-Haushalts notwendig.
30.01.2019, 18:51 Uhr
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Von Olaf Dorow und Mathias Sonnenberg

Am besten erklärt man die Sache mit einem Beispiel aus dem richtigen Leben. Aus dem richtigen Leben rund um Bremer Sport-Veranstaltungen, sollte man vielleicht sagen: Mitte März veranstaltet der Grün-Gold-Club, amtierender Tanz-Weltmeister, ein Bundesliga-Turnier in der Messehalle 7 auf der Bürgerweide. Die Halle eignet sich gut für höherklassige Sportveranstaltungen, die 2000 oder 3000 Zuschauer anlocken könnten. Die Halle sei aber teuer. Zu teuer für uns, argumentieren seit Jahren örtliche Vereinsvertreter oder Sport-Vermarkter. Und verweisen auf eine Hallenmiete von rund 15.000 Euro.

Grün-Gold-Vorsitzender Jens Steinmann schätzt, dass er Mitte März mit den 15.000 Euro nicht auskommen wird. Die städtische M3B-Gmbh, unter deren Dach die Messehallen betrieben werden, sei zum Beispiel verpflichtet, den Sanitätsdienst für die Tanz-Veranstaltung auszuschreiben. Dadurch hätten sich die Kosten für den zwingend notwendigen Sanitätsdienst deutlich erhöht. Nach Informationen des WESER-KURIER sollen sie in diesem Fall im Vergleich zu früheren Veranstaltungen von 700 auf knapp 3000 Euro in die Höhe geschnellt sein.

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Grün-Gold verzichte diesmal aus Kostengründen darauf, berichtet Steinmann, zusätzlich eine Licht-Anlage in Halle 7 anzubringen. Die habe den Verein im Jahr zuvor noch einmal 15.000 Euro extra gekostet. Steinmanns Botschaft an die Politik lässt an Deutlichkeit wenig zu wünschen übrig. „Man geht davon aus, dass Vereine das weiter wuppen werden. Das bezweifle ich“, sagt er. Sein Vorschlag: Die Stadt Bremen müsste abrücken von dem System, eine Ausfallbürgschaft für veranstaltende Sportvereine anzubieten. „Und stattdessen ein Zuschuss-System einrichten“, sagt Steinmann. Nur so würden sich Vereine mittelfristig weiter an mittelgroße bis große Publikums-Veranstaltungen heranwagen.

Steinmanns Empfehlung ergänzt die Richtung, in die Bremens Sport-Szene denkt, um ein klar benanntes Sport-Defizit zu beackern. Das Defizit: Es fehle – weil das Weserstadion, die ÖVB-Arena und eben auch Halle 7 aus unterschiedlichen Gründen zu selten in Frage kommen – ein geeigneter Ort für regelmäßige Sport-Events, also für attraktive Sport-Veranstaltungen. Es fehle „eine Event-Halle“, so hatte es jüngst im Zuge der begeisternden Handball-WM der Habenhauser Handballtrainer Matthias Ruckh gegenüber dem WESER-KURIER plakativ genannt.

"Eine Bereicherung für Bremen"

Ja, es sei „Fakt“, dass in Bremen, „auf jeden Fall eine große Wettkampfstätte fehlt“, sagt Andreas Vroom, Präsident des Landessportbundes Bremen (LSB). Ihm wäre es wichtig, dass eine solche Halle, deren Wirtschaftlichkeit intensiv zu prüfen sei, in Verbindung zu einer oder mehreren Schulen steht. Ähnlich sieht es Lars Thiemann, Bremens Volleyball-Präsident. Schon vor Jahren habe er der Sportpolitik die Idee für eine solche Event-Halle vorgeschlagen. Darin könnte man am Wochenende hochklassige Liga-Spiele oder Turniere im Handball, Hockey, Volleyball, Basketball oder Judo anbieten und unter der Woche Schulsport betreiben. „Warum schaffen wir es in Bremen nicht, uns mal zusammenzusetzen und ernsthaft darüber nachzudenken?“, fragt er.

Tja, warum? Am Veto der Sportsenatorin würde die Sache schon mal nicht scheitern. „Eine Event-Halle wäre sicherlich eine Bereicherung für Bremen. Für Sportveranstaltungen in einer Größenordnung von 1000 bis 2000 Zuschauern haben wir keine geeignete Spielstätte. Den Bedarf sehe ich im überregionalen Leistungssport, Handball, Volleyball, Basketball, aber auch in der Rhythmischen Sportgymnastik und im Tanzen“, lässt Anja Stahmann zum Thema übermitteln.

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Sie sei sicher, dass weitere Ideen hinzukämen, zum Beispiel auch für Kulturveranstaltungen, wenn eine solche Halle erst einmal da wäre. Die Halle müsste von der Stadt finanziert werden, dürfe nicht zu Lasten anderen Hallen-Sanierungen gehen – und sollte ein Gründach bekommen, so die Grünen-Politikerin. Sie würde sich auch gar nicht voreilig auf einen Ort festlegen wollen und bringt einen Platz auf dem wohl neu zu bebauenden Rennbahn-Gelände in der Vahr ins Spiel.

Bau einer Event-Halle wäre ein Anfang

Einen Platz vor Ort in den Stadtteilen, in denen der Sport seit Langem beheimatet ist, das würde auch Martin Schultze vom Bremer Hockey-Club (BHC) gefallen. Er hält nicht viel davon, eine Event-Halle ohne konkrete Anbindung steril in die Überseestadt zu setzen. „Grundsätzlich bräuchten wir zwei, drei Hallen in der Art in den Stadtteilen“, sagt er. Dort liege der Hallen-Ausbau brach, dort sei von der Politik in der Vergangenheit viel zu wenig investiert worden. Seine Forderung klingt ähnlich wie jene, die – auch vor dem Hintergrund der anstehenden Bürgerschaftswahlen – LSB-Präsident Vroom nicht müde wird zu stellen: Verdopplung des Sport-Haushalts. „Bevor wir so eine deutliche Stärkung des Sports nicht fest im Etat verankern, brauchen wir über eine einzelne Event-Halle nicht nachzudenken“, mahnt Schultze.

Der Bau einer Event-Halle mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten wäre auf jeden Fall aber ein Anfang. „Das wäre nicht nur mein Wunschtraum, sondern der von vielen sportverantwortlichen Menschen in Bremen“, sagt Peter Gagelmann. Der ehemalige Bundesliga-Schiedsrichter ist Vorsitzender der Sportstiftung Bremen. Das Fehlen solcher Wettkampfstätten sei „ja genau der Grund, warum wir einen Schwimmer wie Florian Wellbrock nicht in Bremen halten können“. Ohne entsprechende Rahmenbedingungen könne man den Kreislauf der Abgänge aus Bremen nicht unterbrechen.

Er wolle gar nicht sagen, wie realistisch das alles sei. „Aber wer keine Visionen hat, der wird auf Dauer auch nichts möglich machen“, sagt Peter Gagelmann.

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