Die Spieler der Eisbären Bremerhaven verließen mit hängenden Köpfen das Parkett der Stadthalle Bremerhaven nach der 86:94 (38:45)-Niederlage in der Basketball-Bundesliga gegen den Tabellenzweiten und Vizemeister Alba Berlin. Eigentlich, sollte man meinen, wäre das gar nicht nötig gewesen. Denn es war nicht alles schlecht beim Auftritt der Gastgeber gegen die Hochkaräter aus der Bundeshauptstadt. Einiges gab trotz der nunmehr siebten Niederlage in Folge durchaus Anlass zur Hoffnung.
Das sah nach der Schlusssirene auch die Mehrzahl der offiziell 2655 Zuschauer – davon rund 30 vom achtmaligen Deutschen Meister und neunmaligen Pokalsieger aus Berlin – so. Viele standen auf ihren Plätzen, applaudierten lang anhaltend, und die Trommler unter den Fans begleiteten die Eisbären lautstark in die Katakomben. „Die Eisbären Bremerhaven verlieren nach großem Kampf ihr Heimspiel gegen Alba Berlin“, sagte Hallensprecher „Wolle“ Loock ins Mikro. Gekämpft haben sie, die neun eingesetzten Eisbären-Profis. Denn wer nach hohen Rückständen wie 9:21 oder 40:53 noch zum 66:66 am Ende des dritten Viertels ausgleichen kann, dem kann man in puncto Willensstärke wenig vorwerfen.
Zu besseren Eisbären-Zeiten wäre in dieser Phase wohl auch ein so routiniertes Team wie das von der spanischen Trainer-Legende ,,Aito“ Garcia Reneses gecoachte Alba ins Schlingern geraten. Dieses Mal blieb Berlin jedoch unbeeindruckt, behielt die Kontrolle über das Geschehen und übergab den Eisbären nie die Führung. „Wir haben zu Beginn des vierten Viertels das erste Angriffsspiel nicht so ausgeführt, wie ich das angesagt hatte“, kommentierte Eisbären Headcoach Dan Panaggio später den vermeintlichen Knackpunkt der Partie. „Damit mussten wir wieder einem Rückstand hinterherlaufen, wie so oft bisher, und das ist immer schwer. Wir waren den Hügel hinaufgeklettert, und als wir oben angekommen sind, sind wir sofort wieder zurück nach unten gerutscht“, schilderte der US-Amerikaner bildlich seine Gefühlslage in diesem Spielmoment.
„Immer Wege gefunden zurückzuschlagen“
Die beiden Dreier der Berliner Niels Giffey und Luke Sikma zum 75:82 sowie zum 77:85 gaben dann wohl den Ausschlag zugunsten der Gäste. „Sie haben immer Wege gefunden zurückzuschlagen, wenn wir getroffen haben. Wir haben in diesen Situationen einige Fehler begangen und die Spielzüge nicht so ausgeführt wie angesagt. Die Spieler haben dann etwas anders gemacht, und dann wurde es schwierig“, so Panaggio weiter. Dennoch kämpften sich die Eisbären nochmals auf fünf Punkte beim 86:91 durch den fünften Dreier von Spielmacher Chris Warren 40 Sekunden vor dem Spielende heran. Zur Wende, die einer Sensation gleichgekommen wäre, reichte es jedoch nicht mehr.
Stichwort Chris Warren: Der 30-jährige Point Guard war zweifelsfrei der Spieler des Abends aus Sicht der Gastgeber. Er führte die Eisbären im dritten Viertel in beeindruckender Manier von einem 13-Punkte-Defizit wieder an die Berliner heran und steuerte dabei in dieser Phase alleine 15 seiner insgesamt 29 Zähler selbst bei – was Panaggio „ganz normal“ fand. „Gute Mannschaften schaffen gute Leistungen durch ihre besten Spieler“, sagte der Eisbären-Trainer zu Warrens Auftritt, der lediglich bei einigen Fast Breaks in der ersten Halbzeit Abschlussschwächen zeigte.
Eine bessere Korbausbeute zu Beginn des Spiels hätte den Gastgebern auf alle Fälle gut zu Gesicht gestanden. Berlin legte den konzentrierteren Start hin, und lag schnell mit 5:0 (2. Minute) in Front. Vor allem durch Punkte am Korb übernahmen die Gäste die Spiel-Kontrolle. Ihr Center Landry Nnoko aus Kamerun, der erst seit zwei Wochen im Alba-Trikot spielt, sorgte ein ums andere Mal für Unbehagen in der Eisbären-Zone. „Erst nach einer Auszeit haben wir begonnen, besser ins Spiel zu finden. Aber leider haben wir uns so keinen Vorsprung, kein Ruhekissen, erarbeiten können“, bilanzierte Panaggio.
„Nichts geht im Sport über Siege“
So steht also die dritte Niederlage aus drei Partien für den neuen Macher auf der Bremerhavener Bank zu Buche. Der das Problem auch sieht: „Nichts geht im Sport über Siege. Wir mühen uns immer noch ab, einen Sieg einzufahren. Aber wir werden weiter kämpfen, und die Spieler wollen sich weiter verbessern“, so Panaggio. Dass dies nicht nur Durchhalteparolen sind, davon konnten sich die Augenzeugen schon beim Auswärtsspiel in Frankfurt überzeugen. Es scheinen wirklich alle bemüht zu sein, den Turnaround bei den Eisbären zu schaffen.
Ob das schon am 2. Januar beim Tabellendritten EWE Baskets Oldenburg (20.30 Uhr) von Erfolg gekrönt sein wird, ist sicher fraglich. Doch Dan Panaggio sieht sich und sein Team auf dem richtigen Weg. Vielleicht sogar mit einer personellen Neuverpflichtung in absehbarer Zeit, die nach der Trennung von Jordan Brangers ja möglich wäre. „Dazu gibt es keine Neuigkeiten“, wollte sich Panaggio auf Nachfrage jedoch nicht in die Karten gucken lassen.
Eisbären Bremerhaven: Warren (29/5 Dreier), Canty (2), Breitlauch (2), Wimberg (7/1), Bleck (5/1), Turner (16/2), Benson (10), Bojang (n.e.), Jackson (10), Brown (5/1).