Rund 60 Rekruten der Delmetal-Kaserne begingen am Donnerstagvormittag so etwas wie ihre Abiturfeier in Uniform. Die Nachwuchskräfte des Logistikbataillons 161 legten im Rahmen eines feierlichen Gelöbnisses ihren Eid ab. "Es ist ein großer Tag für Sie", sagte Oberstleutnant Benjamin Eberhardt. "Ihr heutiges Versprechen gegenüber unserem Land und gegenüber dem deutschen Volk ist ein entscheidender Schritt in Ihrem militärischen und auch privatem Leben", so der Kommandeur.
Eberhardt blickte auf die veränderte Rolle der deutschen Streitkräfte seit Beginn des Krieges Russlands gegen die Ukraine. Putin habe den Krieg zurück nach Europa gebracht. In diesen Zeiten sei es besonders wichtig, sich öffentlich "zu unseren Werten zu bekennen". Die Bundeswehr richte sich wieder auf die Landes- und Bündnisverteidigung aus. "Deutschland braucht gemeinsam im westlichen Verteidigungsbündnis Nato schnell einsetzbare Streitkräfte, die Russland glaubhaft davon abschrecken, mit militärischen Mitteln auch gegen uns und unsere Verbündeten in Osteuropa vorzugehen."
Investitionen in Ausrüstung und Menschen
Eberhardt forderte dafür Investitionen in gute Ausrüstung, Infrastruktur und personellen Aufwuchs. Er bezog auch Stellung zu den jüngsten Vorschlägen von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius zu einer neuen Form des Wehrdienstes. An die Rekruten gewandt sagte er, "Sie haben sich freiwillig für den Dienst in den Streitkräften entschieden, Sie wurden von Ihren Ausbildern an Ihre Grenzen geführt, jetzt stehen Sie hier und können mit Stolz auf den ersten Abschnitt Ihrer militärischen Laufbahn schauen." Treues Dienen und Tapferkeit sei untrennbar mit unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung verbunden, die Bundeswehr sei die erste deutsche Armee, in der der militärische Auftrag mit Freiheit und Menschenwürde, Recht und Demokratie in Einklang steht.
Gesellschaft muss Anerkennung geben
Als Festredner war Christian Dürr zur Rekrutenvereidigung geladen. Der Bundestagsabgeordnete aus Ganderkesee ist auch Fraktionsvorsitzender der Liberalen im Deutschen Bundestag. Er bedankte sich bei den jungen Soldaten für ihre Bereitschaft, Verantwortung für die Sicherheit des Landes, für den Frieden und die Werteordnung zu übernehmen. Sie dürften zu Recht erwarten, dass die Gesellschaft ihnen die angemessene Anerkennung geben, "die Sie verdienen". Der Beruf des Soldaten sei nicht wie jeder andere, "weil mit ihm Kampfhandlungen verbunden sein können, die schwere Verwundungen oder, ja -– auch den eigenen Tod oder den Tod anderer Menschen mit sich bringen können". Die Bundeswehr würde aktuell die Ukraine in ihrem Freiheitskampf in großem Umfang mit Waffen und Material unterstützen. Dürr sprach davon, dass der Bundeswehr Ende vergangenen Jahres 181.514 Soldatinnen und Soldaten angehörten. Es würde rund 20.000 unbesetzte Dienstposten geben. Er sprach sich dafür aus, vor allem Reservisten attraktive Angebote zu unterbreiten, sich mehr als bisher einzubringen. "Angesichts des überall in unserer Wirtschaft und im öffentlichen Dienst um sich greifenden Fachkräftemangels weiß ich umso mehr zu schätzen, dass Sie alle heute hier sind, um diesen herausragenden Dienst für das Gemeinwesen zu leisten."