Christoph Becker inhaliert noch schnell das letzte Stück Pizza im Windschatten des komfortablen Nightliner-Busses, der auf den Graftwiesen hinter dem Zaun parkt. Kurze Pause. Mehr ist an diesem Tag nicht drin. Morgen startet es, das ganz große Abenteuer, das sie in der Divarena gerade erleben. Einfach mal ein Festival auf die Beine stellen, in Delmenhorst – was im ersten Moment wie eine ganze Menge Spaß klingt, ist beim genaueren Hinsehen vor allem auch eine ganze Menge Stress.
Ein vergleichbares Konzert hat Delmenhorst noch nicht erlebt. Eine Bühne in dem Ausmaß stand noch auf keinem Konzertgelände, 20 Meter ist sie breit, 17 Meter tief. Rund 100 Menschen wuselten am Donnerstag über den abgesperrten Teil der Graftwiesen. Sie verteilten die Toilettenwagen auf dem Gelände, schraubten Traversen für den Bühnenaufbau zusammen, verlegten Hunderte Meter Kabel, bauten hinter der Bühne den Boden ins VIP-Zelt, in dem am Freitag Gregor Meyle und seine Band unterkommen und am Sonnabend Deutschlands wohl größter Pop-Star derzeit: Mark Forster.

6000 Menschen passen auf das Festival-Gelände. Die 20 mal 17 Meter große Bühne dürfte die größte sein, die bislang in Delmenhorst für ein Konzert aufgebaut wurde.
Seit 8 Uhr ist das vierköpfige Team, zu dem neben Becker noch der zweite Geschäftsführer Christian Hohnholt sowie Lisa-Marie Nistler und Julia Rustler gehören, auf den Beinen. Wieder mal. Auf dem Festival-Gelände überwachen sie den Aufbau, klären die Fragen. Immer wieder geht es zurück ins Büro an der Gustav-Stresemann-Straße, dann wieder auf die Graftwiesen. Das war der Tagesrhythmus dieser Woche.
„Am Mittwoch haben wir um 20 Uhr Schluss gemacht“, sagt Hohnholt. Am Donnerstag musste die Bühne stehen, eigentlich alles fertig sein. „Heute sind wir fertig, wenn das Tagesziel erreicht ist.“ Wahrscheinlich wird es 23 Uhr werden. „Wir gehen alle auf dem Zahnfleisch“, sagen die beiden Chefs. Obwohl alle strahlen und gut gelaunt wirken. Sie wissen, dass sie den Moment mit den beiden Konzerten sehr genießen werden, es wird gigantisch werden. Mark Forster wird allein noch einmal Equipment in zwei Vierzigtonnern mitbringen, es wird eine große Show werden. Dafür muss alles funktionieren wie ein Uhrwerk. Wenn die Freitagsbesetzung um Headliner Gregor Meyle gegen 1 Uhr nachts am Sonnabend verschwunden ist, rollen die Lastwagen für den nächsten Auftritt an. „Wahnsinn, was wir hier für einen Aufwand betreiben, für zwei Abende Show“, sagt Hohnholt. Es ist ja nicht nur diese heiße Woche mit dem Auf- und dem Abbau. Seit einem halben Jahr arbeitet das kleine Team mit viel Energie an dem Event. Das Verhältnis Aufwand zu Ertrag ist es, das die beiden Chefs derzeit auch sagen lässt: Das tun sie sich nicht noch einmal an. Ordentliche siebenstellige Beträge werden bewegt, allein die Abgaben an Künstlersozialkasse und Gema sind gewaltig. „Als wir das ‚Festi-Del‘ vom Rathausplatz auf die Graftwiesen verlegt haben und es größer wurden, stiegen auch sofort die Abgaben für diese beiden Institutionen“, erzählt Becker. Am Ende bleibt pro Ticket kaum etwas hängen. Aber schön ist es trotzdem. Und wer weiß: Wenn der Stress abgeschüttelt ist, kommt vielleicht doch die Idee auf, ein zweites „Festi-Del“ zu machen.

Hunderte Meter Kabel wurden am Donnerstag verlegt, zig Kisten voller Equipment standen auf den Graftwiesen.
Ausführliche Sicherheitschecks
Der erste Polizei-Bully parkte am Donnerstag schon auf der Hotelwiese, als auf dem „Festi-Del“-Gelände noch aufgebaut wurde. „Wir haben aber keine Hinweise auf eine Gefährdung“, sagte Polizei-Sprecherin Désirée Krikkis. „Wir werden die Veranstaltung aber natürlich begleiten.“ Dabei lässt sich die Polizei natürlich nicht in die Karten gucken, wie groß ihr Aufgebot sein wird. „Wir passen unsere Maßnahmen immer der Lage an.“
Um allen Besuchern maximale Sicherheit zu garantieren, wird es am Eingang gründliche Sicherheits-Checks geben, erklären die „Festi-Del“-Organisatoren, deswegen kann der Einlass etwas länger dauern. „Wir empfehlen den Konzertbesuchern, möglichst frühzeitig beim Festivalgelände zu erscheinen – nach Möglichkeit bereits zu Beginn des Einlasses. Dieser beginnt am Freitag um 18 Uhr, am Samstag um 17.30 Uhr.“

Ausverkauft: Für Mark Forster gibt es keine Tickets mehr.
Um den Sicherheitscheck nicht unnötig in die Länge zu ziehen, werden alle Konzertbesucher gebeten, gewisse Dinge gar nicht erst mitzunehmen. Große Taschen und Rucksäcke dürfen gar nicht erst mit auf das „Festi-Del“-Gelände mitgenommen werden, maximal dürfen Taschen, die nicht größer als ein Blatt DIN-A-Papier sind, also 21 mal 30 Zentimeter messen, genutzt werden. „Auch professionelle Kameras, Audio- oder Videorekorder, Go-Pros, Tablet-PCs und Selfie-Sticks dürfen ebenso wenig mitgebracht werden wie Feuerwerk, Laserpointer oder Gashörner.“ Auch Klappstühle, Wolldecken und Sitzkissen sind tabu. Das gleiche gilt für Fahnenstangen, Schirme, Flaschen, Dosen, Tetrapacks und verpackte Speisen. Ketten (auch an Brieftaschen) und Nietengürtel dürfen Besucher auch nicht tragen.

Seit Mittwoch wird auf den Graftwiesen gearbeitet, um bis Freitagnachmittag zum Soundcheck der ersten Künstler alles fertig zu haben.