Frage: Herr Meyle, haben Sie sich schon ein Eiscafé vorgemerkt, in das Sie am 4. August in Delmenhorst gehen?
Gregor Meyle: Ja, sogar schon zwei. Ein Eiscafé, was wir uns vorgemerkt haben, befindet sich auf dem Marktplatz. Da waren wir bereits letztes Jahr. Ich weiß nicht mehr genau, wie es heißt, aber es war auf jeden Fall ein italienisches Eiscafé. Es gibt aber auch eins in der Fußgängerzone, wo wir uns schon verschanzt und ein Spaghettieis gegessen haben.
Hat es denn geschmeckt?
Es war super lecker. Ich müsste mal einen Spaghettieis-Reiseführer schreiben. Von den Söhne Mannheims habe ich mir erklären lassen, dass das Spaghettieis 1956 von Dario Fontanella in Mannheim erfunden wurde. Das beste Spaghettieis gibt es meiner Meinung nach in Zwickau. Auch in Erfurt gibt es eine gute Eisdiele. Vielleicht nehme ich bald auch Delmenhorst mit in das Ranking auf.
Sie haben Ende vergangenen Jahres schon Ihr fünftes Studioalbum herausgebracht und kommen jetzt mit Ihrer Band für einen Abstecher nach Delmenhorst zum ersten „Festi-Del“. Auf was können sich die Delmenhorster bei Ihrem Auftritt freuen?
Zunächst mal ist es eine Weltklasse-Band, die wir haben. Zwei Drittel der Band kennt man aus der TV-Sendung „Sing meinen Song“. Die habe ich mir damals unter den Nagel gerissen. Wer Bock auf Live-Musik hat, egal ob er uns kennt oder nicht, und eine der besten Bands Deutschlands sehen will, der sieht sie dann in Delmenhorst. Mich lassen sie auch mitspielen (lacht). Ich bin sehr happy, dass die alle Bock haben und seit Jahren mit am Start sind.
Sie sind im November 2014 schon einmal in Delmenhorst aufgetreten. Die Divarena war damals komplett ausverkauft. Haben Sie noch Erinnerungen an diesen Auftritt?
Ja. Ich kann mich von meinen letzten 1500 Konzerten an jede Location erinnern. Das einzige, wo ich manchmal durcheinander komme, ist, welcher Backstage-Bereich zu welcher Bühne gehört. Wir hatten Jahre, wo wir im Jahr 140 bis 150 Konzerte gespielt haben. Da wusste ich teilweise nicht mehr, in welcher Stadt ich bin, konnte es aber am Dialekt erkennen (lacht). An die Divarena kann ich mich aber super erinnern, vor allem an die Veranstalter, die uns ja frühzeitig gefragt haben, ob wir beim „Festi-Del“ dabei sein möchten.
Stichwort Veranstalter. Wie ist denn das Verhältnis mit dem Divarena-Team um Christoph Becker und Christian Hohnholt?
Es ist ein freundschaftliches Verhältnis. Wir sind zwei- bis dreimal im Jahr zusammen. Ich habe mit den Jungs ganz klein angefangen und die haben mich immer unterstützt. Die Zusammenarbeit beruht auch auf Gegenseitigkeit, weil wir uns immer austauschen. Wir sind da freundschaftlich unterwegs. Wir haben aber auch mit anderen Veranstaltern ein super Verhältnis.
Was verbinden Sie mit Delmenhorst?
Als erstes natürlich eine gute Freundin, die von da kommt, nämlich Sarah Connor. Die könnte in Delmenhorst eigentlich mal wieder spielen. Das hat sie wohl länger nicht mehr gemacht (lacht). Dann natürlich noch die Jungs von der Divarena. Wir waren mal in einem Einkaufszentrum und haben Spaghettieis gegessen. Ansonsten haben wir noch nicht viel von Delmenhorst gesehen. Es wird aber jedes Mal mehr, wenn wir hier sind. Ich finde es aber auch schön, dass wir nicht nur nach Berlin oder München fahren, sondern auch in Städte mit nicht so vielen Einwohnern. Ich freue mich auch, dass es in Deutschland so viele Festivals und Veranstaltungen gibt. Eigentlich gibt es zu wenig Künstler für die Anzahl der Veranstaltungen.
Ihr aktuelles Album heißt „Die Leichtigkeit des Seins“. Wie sind Sie auf diesen Titel gekommen?
Es gibt ein ganz tolles Buch aus Portugal, das fast genauso heißt. Die Leichtigkeit des Seins bleibt dann irgendwann mal hängen. Es ist eigentlich der Zustand festzustellen, dass man verschiedene Häkchen an Dinge, die man sich in seinem Leben vorgenommen hat, gemacht hat, aber auch noch ganz viele anstehen. Das hat nicht nur was mit Karriere zu tun. Es ist eine familiäre Geschichte, einfach das komplette Programm, das man in einem kurzen Menschenleben erleben darf. Wenn man auf einem guten Weg ist, stellt man fest, dass man mit einer gewissen Leichtigkeit in eine gewisse Balance kommt.
Haben Sie das bei sich schon festgestellt?
Ja. Vor zwei Jahren war ich auf einer Reise in der Südsee. Das hätte ich mir nie erträumt, dass ich da mal hinkomme. Vor ein paar Jahren habe ich mit meiner Frau noch in einer WG gewohnt. Da haben wir nie gedacht, dass es uns mal irgendwann so gut gehen wird. Da freue ich mich sehr drüber, und es ist einfach schön, diesen Erfolg zu teilen. Dann muss man auch in dem Moment feststellen, dass es einem gut geht. So entsteht diese Leichtigkeit. Wichtig ist, dass man in solchen Moment feststellt und schätzt, dass es einem gut geht. Das ist ein roter Faden, der sich durch das ganze Album durchzieht, auch mit dem Blickwinkel, dass es anderen nicht so gut haben.
Worum geht es in Ihren Songs allgemein?
Das ist immer individuell zu sehen. Ich fange eigentlich immer mit einer Melodie und einer Stimmung des Songs an. Der Text beschreibt dann die Klangfarbe des Songs. Ein Song muss für mich eine kleine, bestimmte Geschichte erzählen. Ich habe das Glück, selber die Songs zu schreiben. Das Besondere ist aber, dass die Songs dann auf eine Reise gehen und jeder im Publikum die Texte anders versteht und auslegt.
Neben fünf Alben haben Sie auch eine eigene TV-Show. Die Sendung „Meylensteine“ läuft bereits in der zweiten Staffel. Was machen Sie da genau?
„Meylensteine“ ist ein ganz schönes und unprovokantes TV-Format. Ich besuche Künstler und auch sehr oft Songwriter und erzähle quasi einen Schwank aus ihrem Leben. Die „Meylensteine“ beschreiben eigentlich ihre Karriere im Zusammenhang mit dem Privatleben. Wir spielen Songs zusammen, unter anderem einen Überraschungssong. Es ein wunderschönes und ganz unspektakuläres, aber sehr, sehr intimes Format. Wir haben sehr schöne Erfolge gefeiert. Gerade erst lief die zweite Staffel. Ich glaube, jeder Musiker in Deutschland kennt das Format, und da bin ich sehr stolz drauf.
Was für Künstler haben Sie in der Sendung getroffen?
Eigentlich so querbeet. Das Schönste an dem Format ist, dass die Musikrichtung egal ist. Von Söhne Mannheims bis Howard Carpendale, Sportfreunde Stiller, Helene Fischer, Stefanie Heinzmann, Laith Al-Deen, Michael Patrick Kelly habe ich alle möglichen Leute getroffen. Es ist ein schönes Format und jede Folge hat ihren eigenen Reiz und Flow.
Mit wem war die Zusammenarbeit am Besten?
Das kann ich nicht konkret sagen. Jeder hat so sein Päckchen zu tragen und seine Geschichte zu erzählen. Ich habe von allen viel gelernt. Das Schöne ist, dass ich eigene Vorurteile revidiere, indem ich mit den Leuten zusammenarbeite. Dann ist es einfach großartig, mehr über den Künstler zu erfahren. Man wächst wirklich zusammen und innerhalb von ein paar Tagen entstehen Freundschaften. Ich bin auch sehr offen, was die Musikrichtung angeht. Du kannst das nicht auf einen Künstler festnageln. Mit Helene Fischer eine Sendung zu machen, vor allem dass sie sich überhaupt die Zeit nimmt, ist ein Geschenk. Aber auch jemand wie Howard Carpendale, der ein halbes Jahrhundert auf der Bühne steht, hat viel zu erzählen. Bei jedem Künstler ist es schön, wenn er sich für mich Zeit nimmt.
Wie sind Sie überhaupt auf die Idee zu der Show gekommen?
Die Idee ist mit der Produktionsfirma an der Pommesbude entstanden. Der Fernsehsender Vox kam auf mich zu und hat mich gefragt, ob ich eine Sendung machen möchte. Ich habe dann „Okay“ gesagt und dass ich mir was überlege. Dann haben wir zusammen ganz viele Ideen ausgetauscht. Ich hatte dann die Idee, dass ich mit einem VW-Bus rumfahre und Künstler besuche und mit denen ein bisschen Zeit verbringe.
Wollten Sie schon immer Musiker werden?
Ja, ich wollte schon immer etwas mit Musik machen. Ich stand im Alter von vier Jahren das erste Mal auf der Bühne. Da kann ich mich noch dran erinnern. Dann habe ich natürlich auch immer meiner Oma auf der Blockflöte für die berühmten Fünf-Mark-Stückchen etwas vorgespielt. Die waren als Kind unfassbar wertvoll, weil das 50 Wassereis waren (lacht). Dafür habe ich Blockflöte bis zum Umfallen gespielt. Musik war schon immer elementar in meinem Leben. Ich habe zehn Jahre lang als Toningenieur gearbeitet und mache jetzt seit zehn Jahren auch hauptberuflich Musik. Das ist eine wunderschöne Sache. Musik ist einfach mein Leben, das muss ich ganz ehrlich sagen.
Zum „Fest-Del“ kommt neben Ihnen auch Mark Forster. Wie finden Sie ihn?
Wir sind miteinander befreundet. Er ist ein unfassbarer Typ und ein ganz, ganz liebenswürdiger Mensch, der zurecht gerade einen Riesenerfolg feiert. Er ist einfach auf dem Boden geblieben und relaxt. Er hat geile Songs am Start und schreibt ganz viele Hits. Ich finde es einfach toll, wenn die Leute ihre Songs selber schreiben. Mark ist wie Andreas Bourani, Clueso oder Johannes Oerding. Das sind einfach tolle Leute, die zurecht da angekommen sind, wo sie jetzt sind. Es ist einfach schön, solche tollen Kollegen zu haben.
Gucken Sie sich den Auftritt von Mark Forster an?
Leider nicht. Wir fahren am Samstag schon wieder weiter und sind beim nächsten Konzert unterwegs. Wir freuen uns aber, dass Mark auch am Start ist mit fast 6000 verkauften Karten. Er wird das rocken und Gas geben. Es lohnt sich, ihn anzugucken, das kann man nicht anders sagen. Die Songs kennt man alle auch aus dem Radio. Er ist ein geiler Performer und wir freuen uns immer, wenn wir uns sehen. Wir machen auch ein paar Charity-Projekte zusammen.
Was für Charity-Projekte sind das?
Wir machen eigene Charity-Konzerte, für die ich Gäste einlade oder er mich einlädt. Ich habe immer Überraschungsgäste aus der Pop- und Rock-Branche dabei. Die kompletten Einnahmen haue ich für ein schönes Projekt raus. In Köln beispielsweise für die Oase, also die Obdachlosen-Stiftung dort, oder in Berlin für den Verein Straßenkinder, den ich ganz toll finde. Es ist jedes Mal aber ein anderes Projekt.
Spielen Sie lieber in einer kleinen Bar oder bei einem Konzert vor 10 000 Zuschauern?
Es hat beides seinen Reiz. 10 000 Zuschauer haben wir auch noch nicht geschafft. Das höchste, was wir geschafft haben, waren 7000 Zuschauer. Das habe ich richtig gefeiert. Vor drei Wochen haben wir in Hamburg vor 5000 Zuschauern gespielt. Ich finde es Wahnsinn, dass so viele Leute dahin kommen. Aber wenn ich ehrlich bin, sind wir eigentlich nicht so die Stadion-Band. Ich bin froh, dass wir das hinkriegen vor so vielen Leuten zu spielen, aber eigentlich ist es in einem intimeren Rahmen schöner. Das wird, glaube ich, auch jeder Musiker so bestätigen. Sicher ist das geil, wenn man mal bei einem Konzert von Herbert Grönemeyer oder Coldplay war und 40 000 Leute die Songs mitsingen. Das ist schon beeindruckend. Wir schätzen aber beides. Ich komme von der ganz kleinen Bühne. Wir haben vor sechs, sieben Jahren vor 30, 40, 50, 60 Leuten gespielt und das können wir auch immer wieder machen.
Sind solche Auftritte in nächster Zeit geplant?
Ja. Nächstes Jahr machen wir wieder eine kleine Tour mit zehn Terminen. Da spielen wir dann vor 300, 400 Leuten. Das ist bei uns immer abwechselnd. Im Sommer ist es größer, im Winter wieder ein bisschen kleiner.
Mit welchem Künstler könnten Sie sich eine Zusammenarbeit für eine gemeinsame Single vorstellen?
Das ist bei mir eine Riesenliste. Der Flow muss natürlich passen. Ich würde unfassbar gerne mal mit Jamie Cullum zusammenarbeiten. Aber auch mit John Mayer, Amos Lee, Norah Jones, Paul McCartney, Sting, Stevie Wonder, Dave Grohl und den Foo Fighters würde ich das gerne tun. Ich habe wirklich eine Riesenliste und die Stile sind auch komplett unterschiedlich. Ich habe aber auch schon mit großartigen Künstlern zusammengearbeitet: Peter Fox und Clueso sind beispielsweise der Wahnsinn. Xavier Naidoo hat auf seinem Album einen Song mit mir, was auch der Wahnsinn ist. Es gibt ganz viele Künstler, die ich verehre und sehr schätze.
Das Interview führte Maurice Reding .