- Wie laufen die Gespräche zwischen dem SV Atlas und der Stadtverwaltung?
- Was sagt der Atlas-Gegner zur Auslosung?
- Wie ist die Stimmung im Delmenhorster Fanklub des FC St. Pauli?
- Wie lautet die Bilanz zwischen St. Pauli und dem SV Atlas?
Bastian Fuhrken verfolgte die Auslosung der ersten DFB-Pokal-Runde bemerkenswert ruhig und entspannt. Wenn es für den SV Atlas Delmenhorst um etwas geht, ist dem Sportlichen Leiter die große Anspannung stets anzusehen, doch am Sonntag in der Vereinsgaststätte "Jan Harpstedt" war von Stress keine Spur. Das liege daran, dass der SV Atlas seinen absoluten DFB-Pokal-Höhepunkt bereits im Jahr 2019 mit dem Spiel gegen Werder Bremen (1:6) im Weserstadion erlebt habe, erklärte Fuhrken. "Das ist nicht mehr zu toppen. Deswegen war ich ganz gelassen." Die zweite DFB-Pokal-Teilnahme des SV Atlas nach der Neugründung ist also so etwas wie ein Bonus und sie beschert dem Fußball-Oberligisten mit dem Zweitligisten FC St. Pauli einen attraktiven Gegner mit großer Anhängerschaft.
Die erste Reaktion auf das Pokallos war kollektiver Jubel. "Auch am Morgen nach der Auslosung fühlt es sich großartig an. SV Atlas Delmenhorst gegen den FC St. Pauli ist nichts anderes als Kult trifft Kult", teilte der SVA mit. Am Montag begannen auch die Planungen für das große Spiel, das am Wochenende von Freitag, 11. August, bis Montag, 14. August, ausgetragen wird. Der SV Atlas möchte die Partie im heimischen Delmenhorster Stadion stattfinden lassen, doch dafür müssen noch einige Fragen geklärt werden.
Wie laufen die Gespräche zwischen dem SV Atlas und der Stadtverwaltung?
Am Montag fanden erste Beratungen zwischen Vereinsverantwortlichen und der Stadtverwaltung über den Spielort für das Pokalspiel statt, doch alle Beteiligten hielten sich noch bedeckt. "Gespräche, wie beispielsweise mit der Stadt Delmenhorst, werden lösungsorientiert und vertrauensvoll geführt. Daher bitten wir um Verständnis dafür, dass wir von zwischenzeitlichen Wasserstandsmeldungen absehen. Delmenhorst geht nur miteinander", teilte der SV Atlas mit und bat auch darum, noch keine Kartenanfragen für das Pokalspiel an den Verein zu schicken.
Die entscheidende Frage wird sein, wie viele Zuschauer im Delmenhorster Stadion erlaubt sind. "Das ist jetzt auch eine Stunde der Wahrheit. Wie viele gehen wirklich rein?", sagte Fuhrken. Sollten weniger als 5000 Fans erlaubt werden, würde das Pokalduell laut dem Atlas-Sportchef nicht in Delmenhorst steigen. Das Oldenburger Marschweg-Stadion und das Bremer Weserstadion sind die alternativen Spielorte.
Was sagt der Atlas-Gegner zur Auslosung?
„Wir freuen uns sehr auf das Spiel bei Atlas Delmenhorst, ein echtes Nordderby", erklärte Fabian Hürzeler, der Cheftrainer des FC St. Pauli. In der vergangenen Saison kamen die Hamburger in der ersten Pokalrunde nur mit Mühe gegen den damaligen Regionalligisten SV Straelen weiter (4:3). Hürzeler betonte: "Wir werden uns mit maximaler Konzentration vorbereiten, Delmenhorst wird alles reinwerfen und wir dürfen uns keine Schwächen erlauben. Das haben wir vergangene Saison in Straelen erlebt, als wir nur knapp weitergekommen sind. Bei uns wird niemand Delmenhorst unterschätzen."
Topfit dürften die Profis beim Spiel gegen Atlas jedenfalls sein. Bereits an diesem Montag begann für St. Pauli die Saisonvorbereitung. Die Spielzeit der zweiten Bundesliga startet am 28. Juli, also zwei Wochen vor der ersten DFB-Pokal-Runde. Für den SV Atlas steht der Trainingsauftakt erst am 28. Juni an. Die Hamburger Morgenpost schrieb übrigens von Losglück für den FC St. Pauli: "Sportlich absolut machbar und kaum Reisestrapazen", heißt es in dem Bericht zur Auslosung. Die Zeitung weist aber auch darauf hin, dass Atlas-Trainer Dominik Schmidt als Profi mit Werder Bremen und Preußen Münster insgesamt dreimal im Pokal gegen St. Pauli spielte – und jedes Mal siegte.
Wie ist die Stimmung im Delmenhorster Fanklub des FC St. Pauli?
St. Pauli gilt als Inbegriff des Kultklubs. Fans des Vereins gibt es fast überall in Deutschland. In Delmenhorst haben sich einige Anhänger des Hamburger Zweitligisten sogar seit 2011 im Fanklub "Delme-Piraten" organisiert. Neun Mitglieder zählt dieser momentan, und die waren am Sonntagabend sofort voller Euphorie. "In unserer Whatsapp-Gruppe war mächtig was los", berichtete Wolfgang Kretschmer von den "Delme-Piraten". "Wir hatten darauf gehofft, aber die Chance war natürlich gering."
Ein Pflichtspiel der St. Pauli-Profis vor der eigenen Haustür ist für den Delmenhorster Fanklub ein Novum. "Wir haben alle die große Sehnsucht, dass das Pokalspiel auch in Delmenhorst ausgetragen wird. 2000 St. Pauli-Fans würden dann mindestens kommen", sagte Kretschmer. Wenn die U19, die U23 oder das Frauenteam ihres Lieblingsvereins in Delmenhorst oder in Bremen spielte, waren die "Delme-Piraten" stets dabei. Auch beim Freundschaftsspiel zwischen einer Delmenhorster Stadtauswahl und den Profis des Zweitligisten waren sie im Jahr 2016 auf der Tribüne vertreten. Ansonsten fahren sie zu den Heimspielen des FC St. Pauli stets ins Millerntor-Stadion und verfolgen die Auswärtspartien gemeinsam im Hardball-Café.
Wie lautet die Bilanz zwischen St. Pauli und dem SV Atlas?
Zwischen 1979 und 1983 trafen die beiden Klubs regelmäßig in Ligaspielen in der dritthöchsten Spielklasse aufeinander. Bert Drewes vom Atlas-Museum hat recherchiert und acht Pflichtpartien zwischen St. Pauli und dem SVA gefunden. Die Bilanz: zwei Delmenhorster Siege sowie sechs Erfolge für die Hamburger. Zu Hause gewann Atlas einmal und auswärts ebenfalls, ansonsten hatte St. Pauli immer die Nase vorn.
In der vergangenen Saison bekam es der SV Atlas in der Regionalliga Nord zweimal mit der U23 des FC St. Pauli zu tun. Das Hinspiel in Delmenhorst gewannen die Blau-Gelben mit 3:2, das Rückspiel in Hamburg verloren sie mit 0:1. Im Mai 2016 waren die Profis von St. Pauli zudem zu einem Freundschaftsspiel im Delmenhorster Stadion zu Gast. Sie bezwangen eine Stadtauswahl vor 700 Zuschauern mit 11:1. Da der SV Atlas parallel eine Ligapartie bestritt, gehörte mit Musa Karli nur ein SVA-Akteur zum Kader der Auswahl. Mit Mustafa Azadzoy wirkte zudem ein heutiger Atlas-Spieler mit, der damals aber noch nicht für die Blau-Gelben auflief, sondern gerade auf Vereinssuche war.