Es war ein Moment für die Ewigkeit. Bastian Fuhrken stand auf dem Rasen des Delmenhorster Stadions mit dem Smartphone am Ohr. Um ihn herum hatten die Spieler und das Trainerteam des SV Atlas Delmenhorst einen Kreis gebildet. Am Spielfeldrand warteten die Fans voller Spannung. Alle schauten auf Sportchef Fuhrken, der plötzlich die Arme hochriss, losbrüllte und damit einen beispiellosen Jubelsturm auslöste. Er hatte die Nachricht erhalten, dass der Titelrivale Blau-Weiß Lohne nur 3:3 beim SV Bad Rothenfelde gespielt hatte. Somit reichte der Delmenhorster 5:1-Sieg über den VfL Wildeshausen zur Landesliga-Meisterschaft und zum Oberliga-Aufstieg. An diesen dramatischen letzten Spieltag im Mai 2017 muss Fuhrken aktuell wieder öfter denken. "Wir stehen vor einem echten Highlight-Wochenende, auf das ich mich total freue. Natürlich kommen da Erinnerungen hoch an die Landesliga-Meisterschaft", sagt er.
An diesem Pfingstwochenende wird eine ganz wichtige Entscheidung fallen, so wie damals. Es geht darum, ob der SV Atlas noch den zweiten Platz in der Oberliga Niedersachsen erreicht, der zur Teilnahme an der Relegation zur Regionalliga Nord berechtigt. Der Oberliga-Vizemeister bestreitet zwei Aufstiegsspiele gegen den schlechtesten Nichtabsteiger der Regionalliga. Um den begehrten zweiten Platz liefern sich Atlas und der TuS Bersenbrück ein Fernduell. Aktuell haben die Delmenhorster einen Punkt weniger als ihr Rivale. "Gut ist, dass wir vorlegen können", betont Fuhrken. Atlas gastiert an diesem Freitag beim Tabellenfünften 1. FC Germania Egestorf-Langreder in Barsinghausen (19.30 Uhr).
Bersenbrück ist dann am Sonnabend beim Neunten VfL Oldenburg gefordert (16 Uhr). Fuhrken überlegt, ob er hinfahren soll. Erst wollte er die Partie des Rivalen nur per Ticker verfolgen, doch inzwischen habe er seine Meinung geändert und werde wohl dort sein. Die Oldenburger sind für Bersenbrück ein echter Angstgegner, gewannen acht der vergangenen neun Ligaspiele. Richtig interessant wird die Partie in Oldenburg für die Blau-Gelben aber nur, wenn sie zuvor selbst in Barsinghausen gewinnen. Im Falle einer Delmenhorster Niederlage könnte Bersenbrück dagegen schon am Sonnabend den zweiten Platz sichern. Auch ein Remis gegen Egestorf-Langreder könnte für Atlas zu wenig sein, denn Bersenbrücks Tordifferenz ist um sieben Treffer besser. "Ich habe noch einmal an die Spieler appelliert: Sie sollen auf ihren Körper hören und sich Ruhepausen gönnen, um am Freitag topfit zu sein. Da müssen wir alles in die Waagschale werfen", unterstreicht Fuhrken.
Mit Dreier- oder Viererkette?
Der Atlas-Kader dürfte sich im Vergleich zum jüngsten 3:0-Erfolg über Arminia Hannover kaum verändern. Es könnte aber sein, dass Trainer Dominik Schmidt die Grundordnung wieder umstellt. Gegen tief stehende Hannoveraner setzte er auf ein 3-4-1-2 mit Dreierkette und Doppelsturm. Das funktionierte recht gut, übrigens auch schon beim 3:1-Hinspielsieg gegen Egestorf-Langreder. Zumeist agiert Atlas aber in einem 4-2-3-1-System. Der Gegner aus Barsinghausen will auf eigenem Platz vermutlich mitspielen und nicht nur verteidigen, da könnte die bewährte Grundordnung besser passen. Bis vor einigen Wochen schielten die Barsinghäuser selbst noch auf Rang zwei, doch es mangelte an der nötigen Konstanz. Der Vertrag von Trainer Antonios Agaoglou wurde trotzdem gerade um ein Jahr verlängert.
"Bersenbrück und wir haben extrem schwierige Spiele zu bestreiten", hält Fuhrken fest. Am Pfingstmontag geht es für Atlas am letzten Oberliga-Spieltag zum Vierten VfV Borussia 06 Hildesheim (16 Uhr), während Bersenbrück dann Egestorf-Langreder empfängt. "Wenn wir unsere beiden Spiele gewinnen, sind wir Zweiter", ist Fuhrken überzeugt. Der Atlas-Sportchef rechnet also damit, dass der Konkurrent noch einmal patzt. Viele in Delmenhorst hatte schon darauf gehofft, dass die Bersenbrücker am vergangenen Sonntag gegen den Spitzenreiter Kickers Emden Punkte lassen würden, doch ihnen gelang ein 2:1-Erfolg. "Ich habe das Spiel im Stream verfolgt. Man kann den Emdern nichts vorwerfen. Sie haben alles versucht, aber Bersenbrücks Torwart hat auch überragend gehalten", sagt Fuhrken.