Das Breite Bündnis gegen Rechts zeigt sich besorgt über "die Verbindungen der Fanszene des SV Atlas Delmenhorst zum rechtsextremistischen Milieu", wie die Delmenhorster Initiative am Montag mitteilte. Hintergrund ist, dass beim DFB-Pokal-Spiel zwischen dem Fußball-Oberligisten und dem Zweitligisten FC St. Pauli führende Köpfe der rechten Szene im Delmenhorster Stadion gesehen wurden. "Das Breite Bündnis gegen Rechts verurteilt diese Verbindungen auf das Schärfste und fordert vom SV Atlas
klare Konsequenzen, um einen Rechtsruck in der eigenen Fangemeinde zu verhindern. Hierfür bietet es Kooperations- und Gesprächsoptionen an", heißt es in der Mitteilung.
Ole Günther, Mitglied des Sprecherrates des Breiten Bündnisses gegen Rechts, erklärte: "Gerade in den heutigen Zeiten, in welchen ein allgemeiner Rechtsruck in der Gesellschaft wahrzunehmen ist, erfordert es eine geschlossene demokratische Front. Sport darf nicht zu einer Plattform für rechtsextreme Menschen werden und dagegen müssen wir gemeinsam einstehen!"
Kritik am Kampfsporttraining
Das Bündnis kritisierte zudem, dass der SV Atlas "in der Sommervorbereitung Trainingseinheiten in einer Kampf- und Selbstverteidigungsschule absolvierte, die ebenfalls mit der extremen Rechten verbunden ist". Dazu hatte der Verein bereits erklärt: „Am Tag des Trainings wurde zu keiner Zeit eine Ansprache einer politischen Ausrichtung erkennbar. Wir werden künftig noch sensibler sein und noch kritischer derartige Maßnahmen überprüfen."
Nach der Partie gegen St. Pauli (0:5) hatten kursierende Fotos der bekannten Rechtsextremen aus dem Fanblock und dem VIP-Bereich des Delmenhorster Stadions bereits für viele Diskussionen und ein überregionales Medienecho gesorgt. Der SV Atlas teilte daraufhin mit: "Wir haben keine Kenntnis davon, dass sich Personen im Stadion, auch die medial benannten Personen, zum Spiel gegen den FC St. Pauli auffällig oder in einer Tendenz rechtsradikal verhalten haben. In einem solchen Fall würde der SV Atlas selbstverständlich aktiv werden." Zudem betonte der Klub, dass er sich "ausdrücklich gegen jede Form von Rassismus und Extremismus" stelle. Ausschreitungen oder andere Zwischenfälle gab es laut Polizei rund um das Pokalspiel nicht.
Diskussion über Fan-Banner
Fans des FC St. Pauli sorgten während des Spiels für Aufsehen, indem sie ein Banner zeigten, auf dem stand: "Euer einziger Kult sind eure Nazis – Atlas abschaffen". Der SV Atlas bezeichnete den Schriftzug als "widerwärtig und aus unserer Sicht nicht zu rechtfertigen". Das Breite Bündnis gegen Rechts erklärte zum Banner nun, dass es "diese Art der Politisierung des Sports als unangemessen" betrachte.
Das Bündnis gibt es in Delmenhorst seit 2010. Es ging hervor aus dem Widerstand vieler Delmenhorster gegen die Übernahme des leer stehenden Hotels am Stadtpark durch bekannte Rechtsextreme im Jahr 2006. Dem Breiten Bündnis gegen Rechts gehören nach eigenen Angaben 150 Initiativen aus Vereinen, Parteien, Gewerkschaften, Kirchen und anderen Organisationen sowie Einzelpersonen an. "Ziel dieses überparteilichen Bündnisses ist, alle demokratisch eingestellten Kräfte in Delmenhorst zusammenzuführen, die sich dauerhaft gegen soziale Ausgrenzung, Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus engagieren und verhindern wollen, dass sich menschenverachtendes Denken und Handeln in der Stadt etablieren können", heißt es auf der Internetseite des Bündnisses.