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Fußball-Oberliga Der SV Atlas Delmenhorst und das Zuschauer-Rätsel

Die ersten beiden Heimspiele des SV Atlas Delmenhorst in der Oberliga boten guten Fußball und Unterhaltung. Dennoch kamen weniger Zuschauer als gewohnt. Woran das liegen könnte.
21.08.2023, 19:00 Uhr
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Der SV Atlas Delmenhorst und das Zuschauer-Rätsel
Von Christoph Bähr

Lieber ganz oben unter dem Dach im Schatten oder doch weiter vorne mit etwas Sonnenschein – in vielen Bereichen der Sitzplatztribüne herrschte freie Platzwahl. Beim Fußball-Oberliga-Spiel zwischen dem SV Atlas Delmenhorst und dem TuS Bersenbrück (3:3) blieben viele Sitzschalen leer. Rund 500 Zuschauer waren im Stadion an der Düsternortstraße. Beim ersten Ligaspiel gegen den VfV Hildesheim (2:0) hatte es ähnlich ausgesehen: Etwas mehr als 600 Menschen schauten zu. "Wir vom Verein wünschen uns natürlich mehr Zuspruch und überlegen, woran es liegen könnte", sagt Stefan Keller, der im Atlas-Vorstand für Medien, Kommunikation, Marketing und Vertrieb verantwortlich ist.

Dass am vergangenen Sonnabend in Niedersachsen und Bremen der Tag der Einschulungen war, habe möglicherweise dazu geführt, dass manch einer nicht ins Stadion kam, vermutet Keller. Auch der Abstieg aus der Regionalliga Nord spiele eine Rolle. "Wir müssen uns den Zuschauerzuspruch über die sportliche Leistung wieder erarbeiten", betont er. Zudem bestreitet Atlas momentan viele Heimspiele in kurzer Zeit. Hildesheim am 5. August, St. Pauli im DFB-Pokal am 12. August, Bersenbrück am 19. August, Rotenburg im Niedersachsenpokal am 30. August und Vorsfelde am 3. September. "Allein vier Heimspiele im August. Da könnte es schon sein, dass nicht jeder immer kommen kann", sagt Keller.

Auf allen Kanälen präsent

Immerhin lässt sich mit Sicherheit sagen, woran es nicht lag: am Wetter. Das war gegen Hildesheim und Bersenbrück nämlich gut, auch wenn es am Sonnabend in der zweiten Hälfte etwas regnete. Dass der SV Atlas mehr Werbung machen müsse, könne man ebenfalls nicht behaupten, betont Keller. "Atlas ist wahrnehmbar. In den Medien wird viel berichtet, und wir sind selber sehr aktiv auf allen Kanälen." Der Oberligist bespielt regelmäßig die sozialen Netzwerke und hat seit Kurzem sogar einen eigenen Podcast.

Auch nach dem Regionalliga-Abstieg ist der SV Atlas ein Verein, der die Menschen in Delmenhorst und Umgebung interessiert. Bei Facebook hat er 6500 Follower, bei Instagram 4100. Das allgemeine Interesse führte allerdings nicht dazu, dass viele Zuschauer zu den ersten beiden Liga-Heimspielen kamen. Nur im DFB-Pokal sah es komplett anders aus: Für das Kracherspiel gegen den Zweitligisten St. Pauli (0:5) war das Stadion blitzschnell ausverkauft. Atlas hätte deutlich mehr als die von der Stadt erlaubten 4.999 Karten unter die Leute bringen können.

Umso größer war nun der Kontrast: Wo eine Woche zuvor dicht gedrängte Menschenmassen gestanden hatten, herrschte gegen Bersenbrück Leere. "Natürlich hofft man, dass nach einem Spiel wie gegen St. Pauli möglichst viele Zuschauer wiederkommen, aber das war nach dem Pokal-Halbfinale gegen den VfB Oldenburg auch nicht der Fall", sagt Keller. In der vergangenen Saison hatte Atlas gegen den damaligen Drittligisten Oldenburg vor 2200 Zuschauern überraschend mit 3:1 gewonnen. Zum folgenden Ligaheimspiel gegen den Hamburger SV kamen trotzdem nur rund 700 Fans. Ein außergewöhnliches Pokalspiel gegen einen höherklassigen Gegner hat eben einen ganz anderen Eventcharakter als der Liga-Alltag.

Enttäuschte Fans ohne Karten

Rund um das St. Pauli-Spiel musste der SV Atlas zudem einige Fans enttäuschen, weil sie keine Karten bekamen. Die Zuschauerkapazität war geringer als erhofft. Zudem gingen die Tickets für die Sitzplatztribüne gar nicht erst in den freien Verkauf, sondern waren schon vorher an "Partner und die Atlas-Familie" vergeben worden, wie der Verein mitteilte. "Wir mussten es auch aus Sicherheitsgründen so machen. Da gab es einen klaren Hinweis vom Deutschen Fußball-Bund", betont Keller. Es ist denkbar, dass manch ein Atlas-Anhänger, der leer ausging, nun aus Frust erst einmal zu Hause bleibt.

Klar ist: Das Zuschauerthema ist beim SV Atlas immer ein großes Thema. Der Verein definiert sich über seine Fans, sie unterscheiden ihn von vielen anderen Amateurklubs. In der vergangenen Spielzeit hatte der inzwischen zurückgetretene Präsident Manfred Engelbart das Thema ganz oben auf die Prioritätenliste gesetzt. Unter anderem senkte der Verein die Eintrittspreise. Das Ziel war ein Besucherschnitt von 1500, wurde jedoch deutlich verfehlt. Immerhin kamen zu den Regionalliga-Partien in der Vorsaison durchschnittlich 900 Menschen. Dazu war das Stadion bei den Pokal-Highlights gegen den VfB Oldenburg (2200 Zuschauer) und den VfL Osnabrück (2535 Zuschauer) richtig voll.

Wie viele Dauerkarten für die aktuelle Spielzeit verkauft wurden, konnte der SV Atlas auf Nachfrage nicht sagen. Die genaue Abrechnung werde noch gemacht. "Ich glaube in jedem Fall, dass auch in der Oberliga ein Schnitt von 800 bis 900 möglich ist", blickt Keller voraus und betont: "Wir haben eine Mannschaft, die guten Fußball mit Unterhaltungswert bietet. Das haben die bisherigen Spiele gezeigt." Und was wäre, wenn sich der Schnitt im weiteren Saisonverlauf bei 500 bis 600 Menschen einpendeln sollte? „Das wäre sehr schade und nicht gerechtfertigt“, sagt Keller. „Aber für ein Resümee ist es viel zu früh."

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