Ein Unentschieden beim 1. FC Germania Egestorf-Langreder ist normalerweise kein schlechtes Ergebnis, im Stadion an der Ammerke in Barsinghausen haben sich schon viele Teams an den kampf- und spielstarken Gastgebern die Zähne ausgebissen. Für den SV Atlas Delmenhorst war das 2:2 (1:1) am Freitagabend jedoch ein herber Rückschlag. Es bedeutete das Aus im Kampf um den Relegationsplatz zwei und somit das Ende aller Aufstiegsträume für den Fußball-Oberligisten. Der Rivale TuS Bersenbrück gewann am Sonnabend ungefährdet mit 4:1 (3:0) beim VfL Oldenburg, liegt nun drei Punkte vor Atlas und hat eine um zehn Treffer bessere Tordifferenz. Das ist für die Delmenhorster am letzten Spieltag zwar theoretisch noch aufzuholen, aber praktisch nicht zu schaffen.
Atlas-Trainer Dominik Schmidt hatte kurz nach dem Remis gegen Egestorf-Langreder noch auf Oldenburger Schützenhilfe gehofft. "Nach der Hinrunde waren wir abgeschrieben und waren die Lachnummer der Liga", sagte der Coach und fügte hinzu: "Wenn man dann sieht, was wir in der Rückrunde noch geschafft haben, müssen wir unseren Glauben einfach behalten. Wir haben beim VfL Oldenburg auch verloren, Bersenbrück muss dort erst einmal gewinnen." Natürlich blickten alle Blau-Gelben am Sonnabendnachmittag gespannt nach Oldenburg, doch Bersenbrück gab sich keine Blöße. Nicht einmal eine Gelb-Rote Karte gegen Patrick Papachristodoulou in der 50. Minute brachte den Tabellenzweiten aus dem Konzept. Durch Treffer von Michel Eickschläger (3.), Markus Lührmann (6.), Jules Reimerink (17.) und Saikouba Manneh (89.) siegte Bersenbrück klar. Für Oldenburg traf lediglich Simon Hoffmann (46.).
Am kommenden Montag gastiert Atlas zum Ligaabschluss beim VfV 06 Hildesheim, während Bersenbrück dann Egestorf-Langreder empfängt (16 Uhr). Die Vizemeisterschaft müssen die Blau-Gelben nun aber vorzeitig abschreiben und sich voll auf das Niedersachsenpokal-Finale am 25. Mai konzentrieren, in dem sie auswärts erneut auf Hildesheim treffen. Mit einem Pokalsieg und dem Einzug in den DFB-Pokal wäre es trotzdem eine insgesamt positive Saison für den SV Atlas.
Die Kaltschnäuzigkeit fehlt
Nach der Winterpause haben die Delmenhorster in der Oberliga eine bemerkenswerte Aufholjagd hingelegt und boten auch bei Egestorf-Langreder eine gute Leistung. "Es war ein gutes Spiel zwischen zwei guten Mannschaften. Wir waren klar besser und hätten das Spiel ziehen können, wenn wir kaltschnäuziger gewesen wären", sagte Schmidt.
Nachdem Atlas beim 3:0 gegen Arminia Hannover im eher ungewohnten 3-4-1-2 agiert hatte, setzte der Trainer in Barsinghausen wieder auf das übliche 4-2-3-1. Für Marlo Siech und Daniel Hefele rückten Nicolas Fenski und der genesene Joel Schallschmidt in die Startelf. Atlas war von Beginn an die etwas bessere Mannschaft und zeigte die reifere Spielanlage. Wie schon öfter in dieser Saison, brachte eine Unaufmerksamkeit nach einem ruhenden Ball die Blau-Gelben jedoch in Schwierigkeiten. Eine Egestorfer Ecke landete bei Tobias Behnsen, der am zweiten Pfosten nicht eng genug bewacht wurde und den Ball zum 1:0 über die Linie bugsierte (15.).
Dähnenkamp trifft zum Ausgleich
Die Delmenhorster zeigten sich von dem Rückstand aber unbeeindruckt und erhöhten den Druck. Ein Schuss von Ibrahim Temin wurde gerade noch vor der Torlinie abgeblockt (19.). Kurz darauf war Justin Dähnenkamp nach einer Temin-Hereingabe zur Stelle und köpfte aus zentraler Position das 1:1 (25.). Es war der elfte Saisontreffer für den besten Atlas-Torschützen. Beinahe wäre den Gästen noch vor der Pause die Führung gelungen, doch Temin scheiterte an Torwart Eric Schröder, nachdem eine Touray-Hereingabe bis zum zweiten Pfosten durchgerutscht war (43.).
Direkt nach dem Seitenwechsel hätte dann Tom Trebin für das 2:1 sorgen müssen, als er Schröder bereits ausgespielt hatte, aber noch abgegrätscht wurde (47.). Zwei Minuten später war es einmal mehr Temin, der nach einer Ecke mit einem wuchtigen, aber zu zentralen Schuss an Schröder scheiterte. Die Gastgeber kamen nur noch selten nach vorne, wenn sie angriffen, wurde es aber oft gefährlich. In der 59. Minute schoss etwa Jos Homeier den Ball ins Tor, stand allerdings wohl knapp im Abseits.
Rohwedder verwandelt Elfmeter
Ein Konter brachte den erlösenden Führungstreffer für Atlas. Dähnenkamp drang in den gegnerischen Strafraum ein und wurde gelegt. Den fälligen Elfmeter verwandelte Steffen Rohwedder sicher zum 2:1 (68.). Die Delmenhorster schienen nun alles im Griff zu haben und hätten durch Ousman Touray fast auf 3:1 erhöht (82.). "Wie so oft im Fußball, war es leider eine Unaufmerksamkeit, die zum Ausgleich führte", sagte Schmidt. Die Atlas-Defensive bekam das Zentrum nicht geschlossen, sodass Homeier frei vor Keeper Damian Schobert auftauchte und zum 2:2 einschoss (86.). "Die Jungs haben alles gegeben und selbst danach noch gute Chancen gehabt, aber es sollte einfach nicht sein", hielt Schmidt fest. In der Kabine seien alle sehr geknickt gewesen. "Natürlich ist die Enttäuschung erst einmal groß."