Er wurde angerempelt und angesprochen, um ihn herum tobte eine Rudelbildung, doch Steffen Rohwedder ignorierte das ganze Tohuwabohu komplett. Der Stürmer des SV Atlas Delmenhorst starrte nur auf den Ball und wartete, bis sich alle beruhigt hatten. Die Konzentration zahlte sich aus: Rohwedder erzielte am Freitagabend in der 93. Minute vom Elfmeterpunkt den umjubelten 3:2 (2:0)-Siegtreffer für Atlas beim SV Meppen II. Dadurch holte der Fußball-Oberligist drei Zähler im Kampf um den Relegationsplatz zwei und fand nach der ärgerlichen 1:2-Niederlage beim VfL Oldenburg direkt zurück in die Erfolgsspur. "Ich bin erleichtert, weil die drei Punkte extrem wichtig sind, aber habe auch ein bisschen Kopfschmerzen, weil es ein ähnliches Spiel wie in Oldenburg war", sagte Atlas-Trainer Dominik Schmidt.
Es gab tatsächlich eine unliebsame Parellele zwischen der Partie in Meppen und den vorherigen Begegnungen in Oldenburg sowie gegen Eintracht Celle (2:0): Wieder baute Atlas nach dem Seitenwechsel stark ab. Zunächst sah aber alles gut aus für die Gäste vor 319 Zuschauern in der großen Hänsch-Arena. In der Innenverteidigung gab Marlo Siech sein Startelf-Debüt in dieser Saison und ersetzte den leicht angeschlagenen Kerem Sari. Florian Stütz fehlte wegen Leistenproblemen, seinen Part im defensiven Mittelfeld übernahm Daniel Hefele. Zudem erhielt Nicolas Fenski als Rechtsverteidiger den Vorzug vor Philipp Eggersglüß.
Touray trifft nach starkem Solo
Die neu formierte Atlas-Abwehr stand sehr gut und ließ in der ersten Halbzeit keine Meppener Chance zu. Auf der Gegenseite war es Ousman Touray, der nach einem starken Solo das 1:0 erzielte (28.). Kurz vor der Pause legten die Delmenhorster zu einem günsten Zeitpunkt das zweite Tor nach: Shamsu Mansaray flankte in den Strafraum, wo sich Mittelstürmer Phil Gysbers am ersten Pfosten stark durchsetzte und zum 2:0 einschoss (45.+1). "Mit der ersten Halbzeit bin ich hochzufrieden. Das war das, was wir spielen wollen. Wir waren sehr dominant und haben den Ball gut laufen lassen. Allerdings dürfen wir dieses Gesicht nicht nur eine Halbzeit lang zeigen, sonst wird es auf Strecke problematisch", sagte Schmidt.
Nach dem Seitenwechsel war der SV Atlas kaum wiederzuerkennen: Er agierte passiv, fehlerhaft und ohne Zug zum gegnerischen Tor. Mansaray hätte noch das 3:0 markieren können, zögerte in guter Position aber zu lange und wurde abgelaufen (59.). Nur zwei Minuten später waren die Blau-Gelben dann bei einer Standardsituation nicht auf der Höhe, ein häufiges Problem in dieser Saison. Nach einer Freistoßflanke faustete Torwart Damian Schobert am Ball vorbei, und Felix Golkowski schoss das 1:2 für Meppen (61.). Die Delmenhorster reklamierten zwar auf Foul, doch der Treffer zählte.
Atlas wackelte nun, es arbeitete offensichtlich im Kopf der Spieler. Gegen Celle waren sie trotz einer schwachen Leistung im zweiten Durchgang noch mit drei Punkten davongekommen, in Oldenburg hatte das nicht mehr geklappt. Sollten sie nun wieder ein Spiel aus der Hand geben? Es sah zunächst danach aus. Der drei Minuten zuvor eingewechselte Oliver Holthaus traf mit einem trockenen Flachschuss zum 2:2-Ausgleich (69.) und ließ sich anschließend an der Meppener Bank ausgiebig feiern. Beinahe hätte er sogar noch das 3:2 geköpft, doch er zielte daneben (73.).
Probleme im Spielaufbau
"Wir haben in der Halbzeit einige Dinge klar angesprochen, die nicht umgesetzt wurden", bemängelte Schmidt. Die Meppener liefen ihren Gegner zumeist mit vier Spielern an, und damit hatten die Gäste Probleme. Schmidt wechselte daher in der 68. Minute Sari für Tom Trebin als zusätzlichen Abwehrspieler ein. "Dadurch hatten wir fünf Leute hinten und waren beim Spielaufbau in der Überzahl, das hat gut funktioniert", sagte der Coach.
Der SV Atlas tat nun wieder mehr, kam aber nicht zu Chancen. Alles sah nach einem Unentschieden aus, als Meppens Holthaus der Ball im Strafraum nach einem Delmenhorster Einwurf unglücklich an die Hand sprang. Schiedsrichter Leo Heckmann entschied korrekterweise auf Elfmeter. Die Meppener protestierten und der bereits ausgewechselte Golkowski sah die Gelb-Rote Karte (90.+2). Dann verwandelte Rohwedder sicher zum 3:2 (90.+3). "Es war relativ schnell klar, dass er schießt. Ich hatte keine großen Bedenken, dass er nicht treffen könnte", betonte Schmidt. Einmal mussten die Gäste danach noch kräftig durchatmen: Nach einer Flanke fiel der Ball Meppens Torjäger Martin Raming-Freesen vor die Füße, doch dessen Schuss parierte Schobert stark mit einer Fußabwehr (90.+7).
"Mit ein bisschen Glück haben wir uns belohnt. Hätten wir noch einmal solch einen Spielverlauf wie in Oldenburg erlebt, hätte uns das mit Blick auf die Restsaison das Genick gebrochen", sagte Schmidt und betonte: "Dieser Sieg war für den Kopf ganz wichtig. Es war positiv, dass die Jungs immer weiter dran geglaubt haben."