Wenn ihn etwas stört, dann spricht es Dominik Schmidt zumeist auch schonungslos an. Also bemängelte der Trainer des Fußball-Oberligisten SV Atlas Delmenhorst nach der jüngsten 1:2-Niederlage beim VfL Oldenburg II, dass sich einige Spieler nicht ausreichend auf das Sportliche konzentrierten. "Die Jungs beschäftigen sich mit Wechseln. Der eine sieht sich in der Regionalliga, der andere sieht sich sonstwo", ärgerte sich Schmidt. Im Kampf um den Relegationsplatz zwei muss der SV Atlas nun schnell wieder einen klaren Kopf bekommen, um an diesem Freitagabend beim SV Meppen II in der Hänsch-Arena (20 Uhr) drei elementar wichtige Punkte einzufahren. Allerdings gibt es momentan so einige Baustellen bei den Blau-Gelben.
Die Auswärtsschwäche: "Unsere Auswärtsbilanz muss besser werden, wenn wir weit oben landen wollen", hält Sportchef Bastian Fuhrken fest. In der Heimtabelle sind die Delmenhorster Zweiter, in der Auswärtstabelle dagegen nur Neunter. "Wir treten auswärts nicht so zielstrebig auf wie zu Hause. Das wollen wir in Meppen ändern", sagt Fuhrken. Die Rahmenbedingungen im Emsland dürften dazu beitragen, dass die Blau-Gelben voll konzentriert sind. Gespielt wird nämlich in der großen Hänsch-Arena. Dort tritt normalweise Meppens Erstvertretung an, doch die ist am Freitag bei Weiche Flensburg gefordert.
"Ein Spiel in dem Stadion ist etwas Besonderes", unterstreicht Fuhrken. 50 bis 70 Fans aus Delmenhorst erwartet er in Meppen, der Großteil von ihnen wird im Gästeblock untergebracht. Meppens Anhänger pflegen eine Freundschaft zu den Fans des Atlas-Erzrivalen Kickers Emden. Ein Spiel mit besonderem Risiko sei die Partie bei Meppens Reserve dennoch nicht, sagt Fuhrken.
Der Gegner: Der SV Meppen II steht auf dem elften Platz und verlor zuletzt gegen die Abstiegskandidaten Eintracht Celle (0:1) sowie SV Ramlingen-Ehlershausen (0:2). "Das hat mich überrascht. Ich habe großen Respekt vor Meppen. Das ist eine gute, junge, hungrige Truppe", betont Fuhrken. Drei der Delmenhorster Rivalen im Kampf um Platz zwei ließen im Emsland Punkte liegen: Der TuS Bersenbrück spielte 2:2, der VfV 06 Hildesheim spielte 0:0, Germania Egestorf-Langreder verlor mit 0:1. "Wir sind gewarnt", versichert Fuhrken, auch mit Blick auf die 1:3-Niederlage im Hinspiel. Personell sieht es weiterhin sehr gut aus beim SV Atlas. Fast der komplette Kader steht zur Verfügung, der Einsatz von Florian Stütz (Leistenprobleme) ist jedoch fraglich.
Die Kaderplanung: Dass die Blau-Gelben noch Chancen auf den Regionalliga-Aufstieg besitzen, ist zweifelsohne positiv, führt aber auch dazu, dass mal wieder zweigleisig geplant werden muss. "Ich kenne das ja schon", sagt Fuhrken gelassen. In der vergangenen Saison lief es ähnlich, weil lange nicht feststand, ob Atlas aus der Regionalliga absteigt. Eines hat Fuhrken daraus gelernt: "Wir warten jetzt nicht mehr, bis sich die Spieler entscheiden, sondern sprechen sie gezielter an." Im Vorjahr hielten einige Akteure den Verein hin und blieben dann doch nicht in Delmenhorst. Atlas wartete auf deren Entscheidung und konnte währenddessen noch keinen externen Ersatz verpflichten. "Am Ende war der Spieler weg, und der Spieler, den wir für ihn holen wollten, hatte schon woanders zugesagt. Das ist uns sechs-, siebenmal passiert. Diesen Fehler machen wir jetzt nicht mehr", sagt Fuhrken.
Der Großteil des aktuellen Kaders soll gehalten werden. "Der Ball liegt bei den Jungs", betont Fuhrken. Einige Akteure wie Daniel Hefele, Justin Dähnenkamp oder Marlo Siech sind ohnehin noch bis 2025 an Atlas gebunden, mit allen anderen laufen Gespräche. Zwei Vertragsverlängerungen seien praktisch fix, sagt Fuhrken, ohne Namen zu nennen. Zwei Neuzugänge sollen ebenfalls bald verkündet werden. Junior Ngongfor hat nach Unstimmigkeiten dagegen keine Zukunft bei Atlas. Das Ziel für Fuhrken ist klar: "Wenn wir in der Oberliga bleiben, wollen wir einen Kader zusammenstellen, der das Potenziel hat, Meister zu werden."
Die Sportchef-Suche: Bastian Fuhrken sucht aktuell nicht nur neue Spieler, sondern auch seinen eigenen Nachfolger. Ab Juli ist er nicht mehr Sportlicher Leiter, bleibt dem SV Atlas aber als Vorstand Sport und 2. Vorsitzender erhalten. "Die Suche dürfte sich auf der Zielgeraden befinden, aber auch auf der Zielgeraden kann noch etwas schiefgehen", sagt Fuhrken. Das wichtigste Kriterium für den neuen Sportchef sei die menschliche Komponente. "Viele achten vor allem auf das Netzwerk, aber das hat für uns nicht die oberste Priorität. Das Vertrauen muss da sein", unterstreicht Fuhrken. Die Chemie zwischem dem neuen Mann und Chefcoach Dominik Schmidt, Co-Trainer Florian Urbainski sowie ihm selbst müsse stimmen.
Mehrere Gespräche wurden schon geführt. Nach Informationen des DELMENHORSTER KURIER ist einer der Sportchef-Kandidaten Tjark Seidenberg, der im Sommer als Trainer des Landesligisten FC Hagen/Uthlede aufhört. Fuhrken will weder über Namen noch über Details zur Sportchefsuche sprechen. Klar ist: Die Planung für die neue Saison liegt, anders als geplant, komplett in seinen Händen. Ursprünglich sollte sein Nachfolger dabei schon eingebunden werden. "Das war meine Wunschvorstellung, aber die lässt sich leider nicht realisieren", sagt Fuhrken.
Einen Sportchef für die Oberliga zu finden, sei eben nicht ganz einfach. "Die Regionalliga ist für viele attraktiver, da stehen sie mehr im Fokus." Sollte bis zum 30. Juni kein Vollzug vermeldet werden können, würde das Amt des Sportlichen Leiters vorübergehend vakant bleiben. Fuhrken: "Das könnten wir auffangen. Auch wenn der neue Sportliche Leiter etwas später anfängt, findet er eine intakte Mannschaft mit einem sehr guten Trainerteam vor. Das ist am allerwichtigsten."