Diesen letzten Eckball hätten sie gerne noch ausgeführt, doch Schiedsrichter Julian Bergmann pfiff einfach ab. Der Ärger bei den Spielern des SV Atlas Delmenhorst war anschließend groß und bildete den passenden Schlusspunkt unter einem rundum ärgerlichen Sonnabendnachmittag. Mit 1:2 (1:1) verlor der Fußball-Oberligist ein Spiel, das er nie hätte verlieren dürfen. Insbesondere nach der Pause hatten die Blau-Gelben ihren Gegner SC Spelle-Venhaus klar dominiert, allerdings mehrere Chancen ausgelassen. Die Gäste dagegen nutzten ihre einzige Möglichkeit der zweiten Hälfte zum Siegtreffer. „Manchmal reicht eben eine Situation aus. Das ist eine ganz bittere Niederlage“, hielt Atlas-Trainer Dominik Schmidt fest.
Nach einem verheißungsvollen Auftakt ist somit erst einmal Ernüchterung eingekehrt an der Düsternortstraße. Auf die Siege gegen den BSV Rehden und im Pokal bei Eintracht Celle folgten nun zwei Niederlagen. Nach dem enttäuschenden 2:3 im Ligaspiel in Celle hatte Schmidt die Startelf auf zwei Positionen verändert: Tom Trebin und Sinan Brüning rückten für Daniel Hefele und Mohammed Sultani ins Team. Atlas agierte im gewohnten 4-2-3-1-System und bot den 630 Zuschauern eine ansehnliche erste Hälfte, in der auch der gegnerische Regionalliga-Absteiger aus dem Emsland munter mitspielte.
Marquardt köpft Ausgleich
Die Gäste gingen sogar mit 1:0 in Führung. Der Treffer wurde über die linke Angriffsseite schön herausgespielt, und Elias Strotmann knallte den Ball vehement in den Torwinkel (33.). Die Gastgeber zeigten sich aber unbeeindruckt vom Rückstand und nutzten einen Einwurf zum Ausgleich. Linus Urban warf ein, Joel Schallschmidt verlängerte per Kopf, und der wieder einmal stark aufspielende Marcel Marquardt köpfte den Ball per Bogenlampe ins lange Eck zum 1:1 (40.).
„In der ersten Halbzeit haben wir uns vom Gegner zu sehr rauslocken lassen, das haben wir in der Kabine angesprochen. Als wir sie im zweiten Durchgang etwas tiefer aufgenommen haben, hatten sie Probleme und haben nur noch mit langen Bällen agiert“, schilderte Schmidt. Atlas war nun klar überlegen. Einen Marquardt-Schuss parierte Spelle-Venhaus‘ Torwart Bernd Lichtenstein (51.). Ein abgefälschter Versuch von Josip Tomic strich am Tor vorbei (54.). Schmidt wechselte mehrfach. Joker Tobias Fagerström fügte sich gut ein, zog von der linken Seite energisch nach innen, scheiterte aber ebenfalls an Lichtenstein (71.).
Dähnenkamp vergibt Riesenchance
Die größte Gelegenheit vergab Justin Dähnenkamp nur drei Minuten nach seiner Einwechslung. Tomic hatte aufgelegt, und dann schloss der Atlas-Angreifer frei vor dem Tor nicht energisch genug ab, sodass Lichtenstein noch an den Ball kam (76.). „Wir hatten drei Riesenchancen. Wenn wir davon zwei machen, beerdigen wir sie“, sagte Schmidt. Die Delmenhorster ließen Spelle-Venhaus im übertragenen Sinne jedoch am Leben, und das rächte sich. Beim einzigen guten Angriff der Gäste nach dem Seitenwechsel wurde Atlas-Linksverteidiger Ibrahim Temin ausgespielt, in der Mitte köpfte Steffen Schepers nahezu unbedrängt aufs Tor, Keeper Damian Schobert wehrte den Ball nicht weit genug ab, und Artem Popov schoss den Abpraller zum entscheidenden 2:1 ins Netz (88.). „Das war eine unglückliche Verkettung“, hielt Schmidt fest.
So sehr sie sich beim SV Atlas auch über die unnötige Niederlage ärgerten, zu negativ wollten sie die Leistung nicht bewerten. „In Celle haben wir schlecht gespielt und verloren. Dieses Mal haben wir passabel gespielt und verloren. In der zweiten Halbzeit hatten wir alle Vorteile auf unserer Seite“, sagte der Sportliche Leiter Stephan Ehlers. Coach Schmidt ergänzte: „Der Gegner war ganz sicher nicht besser als wir, also haben wir auch nicht so viel falsch gemacht.“ Trotzdem könnten die verlorenen Punkte den Blau-Gelben im Aufstiegsrennen noch fehlen, und auch ihre Heimserie ist gerissen. Gegen Spelle-Venhaus setzte es die erste Niederlage im Delmenhorster Stadion seit dem 6. April (1:2 gegen Kickers Emden). Für den Gegner, der sang- und klanglos aus der Regionalliga abstieg, war es derweil der erste Sieg in einem Ligaspiel seit dem 24. September 2023.