Bastian Fuhrken war gerade im Griechenland-Urlaub. Bei herrlichem Sonnenschein, mit Blick auf das Mittelmeer schaute der Leiter Leistungssport des SV Atlas Delmenhorst das jüngste Regionalliga-Spiel bei Werder Bremens U 23 via Livestream. Und was Fuhrken sah, passte so gar nicht zu seiner Urlaubsstimmung: eine sang- und klanglose 0:6-Niederlage. Nach seiner Rückkehr stellte er sich nun am Donnerstagabend beim Training vor die Mannschaft und fand deutliche Worte: „Ich habe gesagt, dass ich im Urlaub nicht nur einen Stream ohne Ton, sondern auch eine Mannschaft ohne Leben gesehen habe“, erzählt Fuhrken.
Eine Niederlage gegen Werder sei keine Katastrophe, „aber wir haben uns einfach ergeben“, sagt der 36-Jährige. „Das darf nicht sein.“ Fuhrkens eindringliche Worte sollten jedem Atlas-Spieler noch einmal verdeutlichen, was für ein wichtiges Spiel bevorsteht. Im Nachbarschaftsderby gegen den FC Oberneuland an diesem Sonnabend (15 Uhr) geht es darum, die gute Ausgangslage im Kampf um Platz fünf, der zum Erreichen der Meisterrunde und damit zum Klassenerhalt berechtigt, zu wahren. „Wenn man auf die Tabelle schaut, muss man ganz klar sagen: Das ist ein besonderes Spiel“, betont Fuhrken. Atlas-Trainer Key Riebau fügt hinzu: „Das ist ein gefühltes Sechs-Punkte-Spiel. Die Wochen der Wahrheit haben angefangen.“ Gegen Oberneuland gehe es um die Chance auf die Meisterrunde oder möglicherweise um Punkte, die beim Verpassen von Platz fünf in die Abstiegsrunde mitgenommen werden würden, unterstreicht Riebau.
Der SV Atlas (Platz sechs) und der FC Oberneuland (Platz sieben) trennten sich im Hinspiel 0:0 und befinden sich in einer ähnlichen Lage: Sie haben jeweils zehn Punkte auf dem Konto, doch die jüngsten zwei Begegnungen gingen verloren. Oberneuland musste Enttäuschungen gegen den SSV Jeddeloh (0:1) und Borussia Hildesheim (0:3) verkraften, während Atlas vor der Pleite gegen Werder eine ernüchternde 0:1-Heimpleite gegen den HSC Hannover kassiert hatte. „Da treffen zwei taumelnde Gegner aufeinander“, sagt Atlas-Trainer Key Riebau. Er erwartet von seiner Mannschaft, dass sie sich in diesem brisanten Duell erst einmal auf die Grundtugenden des Fußballs besinnt: „Nach dem Sieg in Rehden haben wir uns zu sicher gefühlt. Jeder hat jetzt gegen Oberneuland die Pflicht, auf dem Platz Leidenschaft zu zeigen für den Verein und für das Team, Fehler des Mitspielers auszumerzen und an die körperlichen Grenzen zu gehen.“
Die zwei Niederlagen zuletzt seien „zwei Ohrfeigen“ gewesen, sagt Riebau. „Jetzt müssen wir uns wehren und ein Zeichen setzen. Wenn die Mentalität bei beiden Teams gleich gut sein sollte, müssten wir einen Tick mehr Qualität im Einzelnen haben.“ Die Mannschaft habe den Ernst der Lage verstanden, glaubt Fuhrken. Nach der Rückkehr aus dem Urlaub habe er Spieler erlebt, die weiterhin positiv gestimmt, aber auch wild entschlossen seien. „Bei uns wissen jetzt alle: Wir müssen liefern“, ist Fuhrken überzeugt.
Was Atlas und Oberneuland ebenfalls verbindet, sind die Verletzungssorgen. Die Bremer, die von Motivator Kristian Arambasic trainiert werden, gaben kürzlich bekannt, dass Leistungsträger Onur Uzun mit einem Bänderriss mindestens sechs Wochen ausfallen wird. Neben dem Offensivmann fehlt Defensivspieler Lars Tyca seit rund einem Monat wegen eines Kreuzbandrisses. Der SV Atlas muss weiterhin auf die Langzeitverletzten Nick Köster und Efkan Erdogan sowie Mittelstürmer Dimitrios Ferfelis (Muskelfaserriss) verzichten. Bei Marek Janssen entscheidet sich kurzfristig, ob er sein Comeback geben kann.
Ohne die groß gewachsenen Angreifer Ferfelis und Janssen blieb Atlas in den jüngsten zwei Partien offensiv zumeist harmlos. Bastian Fuhrken sondiert daher bereits den Markt der vereinslosen Spieler. „Es muss natürlich jemand sein, der uns weiterhilft und der zum SV Atlas passt“, sagt der Leiter Leistungssport. „Sollte sich solch ein Spieler finden lassen, ist eine kurzfristige Verpflichtung denkbar.“ Der Fokus liege dabei klar auf Offensivspielern. „Es hat sich zuletzt gezeigt, dass wir die Ausfälle im Angriff nicht kompensieren konnten“, sagt Fuhrken. Gegen Oberneuland habe die Mannschaft nun die Chance zu beweisen, dass sie es besser könne und eine Verstärkung nicht zwingend notwendig sei.