Kaum jemand leidet so sehr mit dem SV Atlas Delmenhorst wie Bastian Fuhrken, der Sportliche Leiter und Mitgründer des Vereins. Nach der 1:2 (0:1)-Heimniederlage des Fußball-Regionalligisten gegen Blau-Weiß Lohne am Montag war ihm die große Enttäuschung anzusehen und er fasste sie auch in klare Worte. In den Wochen zuvor hatte Fuhrken stets versucht, Optimismus auszustrahlen, doch damit war es nun vorbei. "Es gibt nur noch wenig Hoffnung darauf, die Liga zu halten", sagte er. "Für mich ist das einer der bittersten Tage."
Die Tabelle sieht für die Blau-Gelben nach der achten Niederlage hintereinander in der Tat trostlos aus. Voraussichtlich wird es fünf Absteiger geben und der 14. Rang berechtigt zur Teilnahme an der Relegation gegen den Oberliga-Vizemeister. Bis zu diesem Relegationsplatz sind es für Atlas acht Punkte Rückstand bei sieben ausstehenden Partien. Und die Vorstellung gegen Lohne machte wenig Hoffnung auf eine Aufholjagd.
Das Interims-Trainerteam um Dominik Schmidt hatte Pascal Wiewrodt im Tor den Vorzug vor der bisherigen Nummer eins Eike Bansen gegeben. Atlas agierte in einem 4-2-3-1-System. Efkan Erdogan und Julian Stöhr kehrten nach ihren Gelbsperren zurück in die Viererkette. Im Sturmzentrum spielte Steffen Rohwedder anstelle von Dimitrios Ferfelis. Taktische Dinge waren allerdings zweitrangig, die Delmenhorster wollten das Duell gegen einen direkten Konkurrenten eigentlich über die Einstellung und Mentalität gewinnen, doch davon war im ersten Durchgang nichts zu sehen. Fuhrken entschuldigte sich sogar bei allen Delmenhorstern und allen Ehrenamtlichen im Verein für die Vorstellung.
Viele Fehler auf beiden Seiten
In einem schwachen Regionalliga-Spiel mit vielen kleinen Fehlern brachten die Gastgeber vor der Pause nicht einen vernünftigen Angriff zustande. Die Lohner glänzten vor 1100 Zuschauern keinesfalls, waren aber spielerisch überlegen. Ein gelungener Spielzug brachte die Gäste in Führung: Malte Wengerowski wurde auf der rechten Angriffsseite freigespielt und flankte scharf in die Mitte, wo Thorsten Tönnies den Ball zum 1:0 über die Linie drückte (21.). Kurz darauf war Atlas im Glück, als ein schöner Freistoß von Gianluca Przondziono an die Latte klatschte (26.). Den Nachschuss von Drilon Demaj parierte der bereits am Boden liegende Wiewrodt stark. "Mit dem 0:1 zur Halbzeit waren wir gut bedient. Es hätte auch 0:4 stehen können", gab Fuhrken zu.
Die Pausenansprache hielt Dominik Schmidt. "Die war mehr als deutlich. So darf man sich nicht präsentieren", sagte der Ex-Profi nach dem Abpfiff. In der zweiten Hälfte spielten die Delmenhorster dann etwas besser. Die große Verunsicherung war ihnen zwar weiterhin anzumerken, doch sie versuchten nun immerhin, zu Möglichkeiten zu kommen. Der Ausgleich fiel direkt mit der ersten guten Atlas-Chance: Steffen Rohwedder behauptete den Ball auf der rechten Seite und legte ab für Mattia Trianni, der aus 16 Metern das 1:1 erzielte (61.).
Wiewrodts fataler Aussetzer
Der Treffer gab den Gastgebern Sicherheit. "Wir brauchten danach 15 Minuten zum Durchatmen, da hätte das Spiel auch kippen können", sagte Lohnes Trainer Uwe Möhrle. Zwei gefährliche Freistöße von Tobias Steffen kurz hintereinander parierte Gäste-Torwart Christoph Bollmann jeweils stark (65./66.). Der so wichtige Sieg in diesem "Endspiel", wie Fuhrken die Partie im Vorfeld bezeichnet hatte, schien plötzlich wieder möglich zu sein, doch dann leistete sich Torwart Wiewrodt einen fatalen Aussetzer. Dreimal hatte er zuvor heranstürmende Gegenspieler nach einem Rückpass mit aufreizender Lässigkeit ausgetanzt, ehe er den Ball nach vorne spielte. In der 73. Minute ging Wiewrodt dieses Risiko ein viertes Mal ein, verlor den Ball aber an den eingewechselten Jannik Zahmel, der nur noch zum 2:1 einschieben musste. "Das war sehr unglücklich von Pascal, aber er hatte uns vorher mit seinen Paraden auch im Spiel gehalten. An ihm lag es nicht", stärkte Fuhrken seinem Keeper den Rücken.

Der negative Schlusspunkt: Efkan Erdogan sieht in der Nachspielzeit nach einem Foulspiel die Rote Karte.
Selbst nach diesem erneuten Rückschlag war der Ausgleich noch möglich. Der eingewechselte Ferfelis köpfte an die Latte (76.). In der Nachspielzeit wehrte Lohnes Malte Beermann dann einen Ferfelis-Schuss am Fünfmeterraum mit der Hand ab, aber Schiedsrichter Jannik Weinkauf ließ weiterspielen (90.+2). Danach war der Frust groß. Florian Stütz sah die Rote Karte für eine versuchte Tätlichkeit (90.+3), Erdogan für ein Foulspiel (90.+7). Einige Delmenhorster Fans versuchten nach dem zweiten Platzverweis, auf das Feld zu stürmen, wurden aber von Ordnern und dem herbeigeeilten Sportchef Fuhrken daran gehindert. Es war in jeglicher Hinsicht ein düsterer Nachmittag für den SV Atlas.