Es ist noch keine zwei Monate her, da stand der SV Atlas Delmenhorst auf dem letzten Platz in der Fußball-Oberliga Niedersachsen und hatte konkrete Abstiegssorgen. Etwas vermessen erscheint es da, nur sechs Spiele später, bereits Relegationsrang zwei ins Visier zu nehmen. Und doch ist das die neue Realität, auch wenn derzeit die Abstiegszone näher ist als Platz zwei oder gar die Tabellenspitze. Im Verein vermeiden die Verantwortlichen es freilich tunlichst, zu ambitioniert beziehungsweise großspurig daherzukommen – auch wenn das ausgesprochene Ziel vor der Saison die Rückkehr in die Regionalliga war. Jeder weiß, wie die Lage inklusive der Trainerentlassung Dominik Schmidts Mitte Oktober war. Doch nachdem Key Riebau übernommen hatte, gewann Atlas fünf von sechs Partien und verlor nur einmal nach 70-minütiger Unterzahl durch einen Treffer in letzter Minute. Dadurch haben die Blau-Gelben nur noch zehn Punkte Rückstand auf den Tabellenführer SC Spelle-Venhaus. Und genau zu diesem Club geht die Reise am Freitag. Anpfiff in Spelle ist um 20 Uhr – sofern die Platzverhältnisse eine Partie zulassen.
Sollte der Hauptplatz nicht bespielbar sein, wird nicht auf dem Speller Kunstrasen gekickt und das Spiel fiele aus. "Wir fahren mit großer Vorfreude zum Spiel und wollen unsere Serie ausbauen. Es ist klar, dass es eine sehr schwierige Aufgabe wird. Aber wir sehen uns schon im Stande, dort etwas mitzunehmen", sagt Riebau.
Mit einem Sieg würde Atlas die Aufstiegsränge tatsächlich im Blick behalten, auch wenn der Weg nach oben weit bliebe. Beide Mannschaften sind unbestritten formstark: Beide gewannen vier der vergangenen fünf Spiele. Kein anderes Team der Liga holte in dem Zeitraum diese zwölf oder gar mehr Punkte.
Ausgeglichene Liga
Der SC erwischte nach dem Abstieg aus der Regionalliga einen durchwachsenen Oberliga-Saisonstart und gewann nur eine der ersten drei Begegnungen – mit 2:1 beim SV Atlas. Der Sieg war durchaus glücklich, hatten die Delmenhorster doch viele klare Torchancen, während Spelle kurz vor dem Ende seine einzige Möglichkeit im zweiten Durchgang nutzte. Dennoch rumpelte es bei den Spellern weiterhin. Nach acht Runden standen bereits vier Niederlagen und nur drei Dreier zu Buche, im September verlor die Truppe gar dreimal hintereinander. Doch es folgten achte Siege und nur noch zwei Pleiten und der Sprung auf Platz eins – auch wenn der Vorsprung nur zwei Punkte beträgt und Verfolger Schöningen noch zwei Nachholspiele hat. Insgesamt zeigt die für einen Tabellenersten eher durchwachsene Bilanz, wie ausgeglichen die Liga ist und dass Teams mit Serien schnell klettern können.
Mit 37 Toren bei 19 Auftritten, also quasi zwei im Schnitt, ist die Offensive das Prunkstück des SC. Einen echten Torjäger haben die Speller derweil nicht. Mit Elias Strotmann, Tom Winnemöller und Steffen Wranik trafen allerdings gleich drei Mann sechsmal, diverse Akteure zudem mindestens doppelt. "Sie sind brutal gefährlich, gerade nach Ballgewinnen. Wir müssen bei Ballverlusten höllisch aufpassen und sehr schnell zurückkommen. Spelle hat auch eine gute Chancenverwertung", weiß der Atlas-Coach. Zudem lasse der Gastgeber selbst wenig Chancen zu. "Sie haben eine sehr gute Struktur und arbeiten im 4-1-4-1 gut gegen den Ball. Sie machen die Räume eng", erklärt Riebau. Problematisch für Atlas ist zudem, dass Toptorschütze Steffen Rohwedder (neun Treffer) mit einer Oberschenkelverletzung ausfällt. Wahrscheinlich ist, dass Doppelpacker Justin Dähnenkamp an die Seite von Tobias Fagerström im Sturm rückt. Zudem muss Atlas noch einmal auf seinen gesperrten Schlussmann Damian Schobert verzichten.