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Fußball-Regionalliga Wie der SV Atlas Delmenhorst mit der Sieglos-Serie umgeht

Sechs Ligaspiele am Stück hat der SV Atlas Delmenhorst nicht mehr gewonnen. In der Tabelle sind die Abstiegsplätze nun bedrohlich nah. Was die Verantwortlichen zur aktuellen Lage sagen.
25.10.2022, 19:00 Uhr
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Wie der SV Atlas Delmenhorst mit der Sieglos-Serie umgeht
Von Christoph Bähr

Im Internet lässt manch einer gerne seinen Frust raus. Das ist nicht neu, und das war nun auch auf der Facebook-Seite des Fußball-Regionalligisten SV Atlas Delmenhorst zu sehen. Nach der 0:1-Heimniederlage gegen Eintracht Norderstedt gab es dort mehrere negative Kommentare zu lesen. Einige fürchten schon den nahenden Abstieg in die Oberliga, andere finden die taktische Ausrichtung zu defensiv. Derartige Kommentare sind immer mit Vorsicht zu genießen, doch sie zeigen, dass die Stimmung rund um den Delmenhorster Vorzeigeklub in den vergangenen Wochen deutlich schlechter geworden ist. Sechs Ligaspiele ohne Sieg in Serie und der Absturz auf Tabellenplatz 15 haben Spuren hinterlassen – bei den Fans, bei den Spielern und bei den Verantwortlichen.

"Ich ziehe mir alles rein, aber ich nehme mir nicht alles zu Herzen", sagt der Sportliche Leiter Bastian Fuhrken zur jüngsten Kritik aus dem Umfeld. "Wer sich etwas intensiver mit der Materie beschäftigt, weiß, dass einige Dinge unfair sind." Gegen Norderstedt sei es nun einmal darum gegangen, dass die verunsicherte Mannschaft im Duell mit einem sehr routinierten Gegner erst einmal kompakt stehe. "Wir haben das Spiel am Montag in einer 45-minütigen Sitzung per Videostudium analysiert. Da wurden die Spieler auch eingebunden", erzählt Fuhrken. "Der Plan, kompakt zu stehen, hat funktioniert. Aber in den Umschaltmomenten, die wir nutzen wollten, waren wir oft zu überhastet. Daran gilt es zu arbeiten, ohne die Kompaktheit zu verlieren."

Havelse-Spiel als Knackpunkt

Im Offensivspiel war den Blau-Gelben eine gewisse Verunsicherung nach den jüngsten Misserfolgen anzumerken. Für den Atlas-Vorsitzenden Manfred Engelbart liegt das Hauptproblem derzeit im Kopf der Spieler. "Der Knackpunkt war das Spiel gegen Havelse", sagt er. Am 8. Oktober führten die Delmenhorster gegen den Tabellenvorletzten bis zur 89. Minute souverän mit 2:0, ehe sie noch zwei späte Gegentore kassierten. "Das ist immer noch im Kopf drin", glaubt Engelbart.

Auf die gefühlte Niederlage gegen Havelse folgten zwei echte Niederlagen inklusive schwacher Leistungen gegen den SSV Jeddeloh (1:3) und Norderstedt. "Natürlich ist die Sorge da, dass wir jetzt in eine Negativspirale geraten, aber Sorgen um die Mannschaft mache ich mir überhaupt nicht", betont Engelbart. "Die Jungs sind fit, können Fußball spielen, die Stimmung ist gut, das Vertrauen ist da. Sie brauchen einfach nur ein Erfolgserlebnis." Für den Atlas-Chef ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, um auf das zuletzt schwächelnde Team verbal einzuhauen. "Man muss die Jungs eher in den Arm nehmen und aufbauen", sagt er. Trainer Key Riebau finde derzeit genau die richtigen Worte. "Er kommuniziert sehr gut. Das ist alles positiv", unterstreicht Engelbart. "Das Trainerteam und die Mannschaft machen sehr gute Arbeit."

Ferfelis und Schmidt fehlen

Am Anfang der Saison schlug sich die gute Arbeit auch in den Ergebnissen nieder. Aus den ersten fünf Ligaspielen holte Atlas zehn Punkte. Dass seitdem nur noch sechs Zähler aus neun Partien dazugekommen sind, hat auch mit der Personallage zu tun. In den zurückliegenden drei Ligaspielen musste der SVA ohne seinen besten Torjäger Dimitrios Ferfelis auskommen (acht Saisontore), der wegen eines Muskelfaserrisses in der Wade vorerst weiterhin ausfällt. "Er ist ein ganz wichtiger Faktor. Das fällt von außen nicht immer auf, aber ,Dimi' bindet zwei Innenverteidiger, ist enorm schwer zu verteidigen und hat zuletzt eben auch getroffen", unterstreicht Fuhrken. Abwehrchef und Kapitän Dominik Schmidt hat große Probleme mit seinem Knie, stand nur im ersten Saisonspiel in Hildesheim (1:1) kurzzeitig auf dem Platz und fällt bis auf Weiteres aus. "Er hat die ganze Vorbereitung mitgemacht und hatte daher seinen Anteil am guten Start. Seine Führung auf dem Platz fehlt uns enorm", sagt Fuhrken.

25 Gegentore kassierte der SVA bislang in 14 Partien, also rund 1,8 Gegentreffer pro Spiel. Auf der anderen Seite trafen die Delmenhorster 21-mal, also 1,5-mal pro Begegnung. Das reicht nicht aus, um das ausgegebene Zwischenziel eines einstelligen Tabellenplatzes zur Winterpause zu erreichen. Auch das Vorhaben, wieder dauerhaft mehr als 1000 Zuschauer pro Heimspiel begrüßen zu können, ist durch die zuletzt schwachen Leistungen gefährdet. Der Zuschauerschnitt liegt aktuell bei rund 900, gegen Norderstedt kamen allerdings nur 631 Menschen ins Stadion.

Der Blick geht nach unten

Immerhin: Beim nächsten Heimspiel dürften es deutlich mehr sein, denn am 5. November steht das Derby gegen den Erzrivalen Kickers Emden an, der derzeit auf dem letzten Platz liegt. Vorher müssen die Blau-Gelben an diesem Sonnabend bei der U21 des Hamburger SV antreten (13 Uhr), die Rang sieben belegt. "Das ist ein ganz starker Gegner", betont Fuhrken. Dennoch gelte es nun, schnellstmöglich wieder Erfolge einzufahren. "Jede Mannschaft fällt mal in ein Loch. Die wichtige Frage ist, wie lange der Abwärtstrend anhält."

Von einer Atlas-Krise will der Sportchef nicht sprechen. "Das wäre übertrieben." Allerdings geht der Blick in der Tabelle erst einmal nur nach unten. Drei Regelabsteiger gibt es in der Regionalliga Nord, die aus 19 Mannschaften besteht. Wenn ein Nordklub aus der dritten Liga den Gang nach unten antreten muss, kommt ein vierter Absteiger hinzu. Gerade ist der SV Meppen in Liga drei auf einen Abstiegsplatz abgerutscht. "Natürlich habe ich das wahrgenommen und mich dabei ertappt, wie ich direkt dachte, dass es dann bei uns einen Abstiegsplatz mehr gibt", sagt Fuhrken, der sich aber schnell selbst zur Räson rief: "Ich musste mir erst einmal klarmachen, dass bis Mai noch sehr lange Zeit ist und viel passieren kann."

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