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Fußball-Regionalliga Wie Atlas Delmenhorst gegen Havelse den sicheren Sieg aus der Hand gab

Der SV Atlas Delmenhorst sah bis zur 89. Minute wie der sichere Sieger aus, doch dann schlug der TSV Havelse aus dem Nichts zu.
09.10.2022, 00:39 Uhr
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Wie Atlas Delmenhorst gegen Havelse den sicheren Sieg aus der Hand gab
Von Christoph Bähr

Das Unheil kam völlig unerwartet. Ein malerischer Regenbogen über dem Delmenhorster Stadion verzückte die Zuschauer, die gerne hinschauten, denn das Spiel war praktisch entschieden. Der Fußball-Regionalligist SV Atlas Delmenhorst führte am Sonnabend kurz vor Schluss mit 2:0 gegen den TSV Havelse und sah wie der sichere Sieger aus. Alles war also in bester Ordnung, doch dann kamen die letzten Minuten der Partie, und entspannte Siegesstimmung verwandelte sich in große Enttäuschung. Zwei späte Gegentore fast aus dem Nichts ließ der SVA noch zu und musste sich mit einem 2:2 (1:0) gegen den Tabellenvorletzten begnügen. "Bitterer kann es nicht laufen", hielt Atlas-Trainer Key Riebau fest. "Wenn man bis zur 89. Minute mit 2:0 führt und dann nicht gewinnt, ist man fassungslos."

Wie der ganze Schlamassel passieren konnte, wusste der Coach kurz nach dem Abpfiff selbst noch nicht so recht. "Wir werden das analysieren müssen", sagte Riebau. "Das sind natürlich zwei verlorene Punkte, und das tut brutal weh." Im Vergleich zum 4:2-Sieg im Pokal gegen Blau-Weiß Lohne hatte Riebau die Startelf auf vier Positionen umgebaut. Eike Bansen rückte wieder für Pascal Wiewrodt zwischen die Pfosten. Philipp Eggert spielte für Julian Stöhr als Linksverteidiger. Olivér Schindler ersetzte Willem Hoffrogge auf der Sechser-Position. Und Mustafa Azadzoy spielte anstelle von Efkan Erdogan. Allerdings wurde Azadzoy im offensiven Mittelfeld aufgeboten und Florian Stütz rückte auf Erdogans Position in der Viererkette.

Eckball bringt die Führung

Atlas agierte in einem 4-2-3-1-System. Ousman Touray nahm die vordere Position ein, der etatmäßige Mittelstürmer Dimitrios Ferfelis war doch nicht rechtzeitig fit geworden. Havelse setzte auf ein flaches 4-4-2-System und stand sehr tief. "Wir wussten, dass Atlas im letzten Drittel immer gefährlich werden kann. In der ersten Hälfte haben wir jedoch zu passiv agiert und keinen Druck auf den Ball bekommen", sagte Gästetrainer Samir Ferchichi. Das Geschehen spielte sich vor 650 Zuschauern fast nur in der Hälfte des kriselnden Drittliga-Absteigers ab. Stütz mit einem abgefälschten Schuss (8.) und Mattia Trianni nach Ablage von Marco Stefandl (13.) scheiterten an Havelses Torwart Jannes Tasche. Es war eine Ecke, die Atlas das wichtige 1:0 brachte: Schindler flankte, Leo Weichert verlängerte per Kopf, und Mattia Trianni drückte den Ball über die Linie (14.). Bei der knappen Führung blieb es bis zur Pause. "Wir haben die erste Halbzeit klar dominiert, ohne zwingend zu sein", fasste Riebau zusammen.

Ferchichi brachte zum zweiten Durchgang mit Torben Engelking und Marco Drawz zwei frische Offensivspieler. Havelse stand fortan höher und versuchte zumindest mal, nach vorne zu spielen. "Anfang der zweiten Halbzeit hatten wir ein paar Probleme", sagte Riebau. Und Ferchichi betonte: "Wir hatten einen besseren Zugriff." Wirklich gefährlich wurden die Gäste trotzdem nicht. Ganz anders der SV Atlas: In der 63. Minute wechselte Riebau Steffen Rohwedder und Willem Hoffrogge ein. Nicht einmal zwei Minuten später flankte Hoffrogge auf Rohwedder, der zum 2:0 einköpfte (65.).

"Das Spiel war eigentlich vorbei"

Danach war weiterhin kein richtiges Aufbäumen der Gäste zu erkennen. Atlas hatte alles unter Kontrolle, und Havelses Coach Ferchichi sagte später: "Mit dem 2:0 war das Spiel eigentlich vorbei." Der Drittliga-Absteiger versuchte, den Druck zu erhöhen. Dadurch boten sich den Delmenhorstern Räume zum Kontern, die diese allerdings nicht zu nutzen wussten. "Wir hatten so viele Umschaltaktionen, die wir nicht gut ausgespielt haben", bemängelte Riebau. Seine Spieler agierten oft zu zögerlich oder spielten zu ungenaue Pässe. Dass sich das noch rächen könnte, dachte allerdings niemand. Zu harmlos waren die Havelser, die Atlas-Keeper Bansen erst in der 67. Minute durch einen ungefährlichen Schuss von Yannik Jaeschke erstmals prüften.

Riebau wechselte durch, ansonsten passierte nicht viel. Es schien so, als wäre der Regenbogen der einzige Höhepunkt der Schlussphase, doch dann lag der Ball wie aus dem Nichts im Tor der Delmenhorster. Nach einem Havelser Konter hatten Eggert und der eingewechselte Oliver Rauh nicht energisch genug geklärt. Ilir Qela flankte auf den ebenfalls eingewechselten Eliakim-Mbila Kukanda, der freistehend zum 1:2 traf (89.). "Dass wir bei einer 2:0-Führung kurz vor Schluss in einen Konter laufen, ist völlig unverständlich", sagte Riebau. Atlas war auf einmal völlig von der Rolle. Nach einer Hereingabe von Kukanda stimmte die Zuordnung nicht, schließlich prallte der Ball von Eggerts Oberschenkel unglücklich zum 2:2 ins eigene Netz (90.+1). "Für uns ist es natürlich ein Punktgewinn. Die Mannschaft hat bis zum Schluss gefightet", betonte Havelses Trainer Ferchichi. Im Delmenhorster Stadion herrschte nach dem späten Ausgleich derweil eine Stimmung wie nach einer Niederlage. Die Zuschauer waren genauso schnell verschwunden wie der schöne Regenbogen, und auch die Spieler huschten enttäuscht in die Kabine.

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