„Es war ein Wochenende zum Vergessen. Viel von dem, was nicht passieren durfte, ist eingetreten“, stellte Henning Bremer, Trainer der Männer-Mannschaft des HC Delmenhorst, fest. Die Horrorvorstellung des Hallenhockey-Teams war weitestgehend Realität geworden: Durch hohe Niederlagen beim Braunschweiger THC II (2:14 (1:6) am Sonnabend) sowie beim Bremer HC (3:13 (0:10) am Sonntag) und zwei Siege des DHC Hannover II überholten die Landeshauptstädter Delmenhorst auf den letzten Metern der Oberliga-Hinrunde. Die Hannoveraner haben durch ihre ersten Punkte in dieser Saison nun auch sechs Zähler auf dem Konto und die bessere Tordifferenz. Delmenhorst steht jetzt auf dem vorletzten Platz, der unter Umständen den Abstieg bedeutet. Nur ein Teil des Schreckensszenarios erfüllte sich nicht, aber der ist der wichtigste: Die Saison wird nicht abgebrochen, der Abstieg ist also nicht besiegelt.
Ursprünglich hatte sich Bremer für ein vorzeitiges Ende der Spielzeit ausgesprochen, im Team hatte es Unsicherheiten aufgrund der Corona-Lage gegeben. Angesichts der neuen sportlichen Situation sagte Bremer nun: „Es ist wichtig für uns, dass es weitergeht. Ich bin trotz aller Bedenken froh. Denn ein Abbruch hätte wahrscheinlich unseren Abstieg bedeutet.“ Trotz der Erleichterung bleibt Ärger über den Verlauf des Wochenendes. Klar: Sowohl die Pleite gegen Braunschweig als auch der Misserfolg gegen Bremen kamen nicht unerwartet, denn beide Teams gehören zu den absoluten Spitzenreitern in der Spielklasse. Bremer hatte vorab betont: „Wir dürfen uns nicht abschießen lassen.“ Genau so kam es jedoch: „Drei Halbzeiten sind total in die Hose gegangen.“ In Braunschweig ging über die komplette Spieldauer zu viel schief. „Wir haben uns da aufgegeben. Das darf nicht passieren.“
Besonders katastrophal lief die erste Partie
Die personellen Vorzeichen waren bereits sehr unglücklich: Die wertvollen Spieler Robert und Ulrich Hader mussten kurzfristig für die Braunschweig-Partie absagen. Dabei war die Lage ohnehin schon angespannt. So fielen etwa alle drei Torhüter aus, weshalb Bremer erneut ins Tor musste. „Wir haben so nicht oft zusammengespielt und nicht die Qualität“, gestand Bremer nachher mit Blick auf die zur Verfügung stehenden Akteure. „Wir haben uns an die Wand spielen lassen“, wurde der Trainer deutlich. Ein wesentliches Problem war der Umgang mit eigenem Ballbesitz: Meist ging das Spielgerät deutlich zu einfach verloren, der Gegner hatte es also zügig zurück. Delmenhorsts Tore (1:1 und 2:14) erzielte Jan von Bassen nach Strafecken. Auch dies lässt durchaus die Ungefährlichkeit aus dem Spiel erkennen. Das Deckungsverhalten ließ ebenfalls deutlich zu wünschen übrig. Bremer reagierte und stellte von einer Mann- auf eine Raumorientierung um. „Nach 2 Minuten habe ich wieder auf Manndeckung umgestellt.“ Denn Besserung trat keineswegs ein.
In Bremen waren die Hader-Brüder wieder dabei. Aber auch sie konnten die Chancenlosigkeit im ersten Durchgang nicht verhindern. „Wir sind in der ersten Halbzeit überrannt worden, waren immer hinten dran“, merkte Bremer an. Die Manndeckung griff erneut nicht. Aber diesmal stellte der Coach nicht um: „Wir standen unter Dauerdruck. Da ist es schwierig, eine Veränderung vorzunehmen – zumal ich mich auf meine eigene Leistung konzentrieren musste und im Tor nicht alle Positionen im Blick hatte.“ Mit einem zweistelligen Spielstand ging es in die Pause, in dieser wurde die Taktik dann angepasst: Nun setzte Delmenhorst wieder auf eine Raumdeckung – diesmal mit mehr Erfolg. „In der zweiten Halbzeit haben wir auf Augenhöhe gespielt und genauso viele Tore gemacht wie der Gegner“, sagt Bremer. Joris Gomolla (1:10), Robert Hader per Siebenmeter (2:10) und Jan Ahrens (3:12) trafen für die Gäste. Der zweite Durchgang machte Bremer Mut für die letzte Begegnung in diesem Kalenderjahr.
Die erste Rückrundenpartie steht an
Am Sonntag tritt Delmenhorst ab 15 Uhr beim punktlosen Schlusslicht, dem Goslarer HC 09 an. In der Hinserie gewann das Team von Trainer Bremer mit 9:4. Nun wollen sie sicher auch im Rückspiel siegen? „Wir müssen. Aber wir fahren mit einem guten Gefühl hin“, sagt der Coach. Ein Dreier wären dringend nötige Punkte für den anvisierten Klassenerhalt. Bei der Begegnung kann Bremer aller Voraussicht auf eine „vollere Mannschaft“ zurückgreifen. Mit Louis Ax (zuletzt schwere Prellung) wird wohl wieder ein Tormann zur Verfügung stehen. Bremer könnte wie üblich ausschließlich als Trainer fungieren. Im Training in dieser Woche soll der Fokus auf dem eigenen Ballbesitz liegen. Denn im Spiel nach vorne misslang bei den jüngsten zwei Niederlagen zu viel – vor allem eben gegen Braunschweig.