Herr Coors, Sie sind einer der zwei Spieler der HSG Delmenhorst, bei denen eine Corona-Infektion festgestellt wurde. Wie geht es Ihnen?
Tim Coors: Zwei oder drei Tage lang hatte ich leichten Husten und Schnupfen, konnte auch nicht richtig riechen und schmecken. Seit eineinhalb Wochen fühle ich mich aber wieder topfit. In Quarantäne musste ich natürlich trotzdem bleiben. Jetzt habe ich einen PCR-Test gemacht und bekomme das Ergebnis am Freitag. Wenn es negativ ausfällt, ist die Quarantäne beendet.
Am Sonnabend steht das Spiel beim HC Bremen an. Sind Sie dabei?
Der Plan ist, dass ich mitfahre, sofern der Test negativ ausfällt. Ich will mich dann mit der Mannschaft aufwärmen und danach zusammen mit "Rade" (Trainer Jörg Rademacher, Anm. d. Red.) entscheiden, ob und wie lange ich spielen kann. Ich konnte jetzt natürlich zwei Wochen lang nicht trainieren. Wenn ich so lange keinen Ball geworfen habe und dann wieder anfange, habe ich oft erst einmal Probleme mit der Schulter. Ob ich gegen den HC Bremen, wie zuletzt, gleich 60 Minuten durchspielen kann, weiß ich nicht.
Angesichts der großen Verletzungssorgen ist Ihr Trainer sicher froh, wenn Sie sich wieder einsatzbereit melden. Das Pech, das die HSG Delmenhorst seit Saisonbeginn verfolgt, gipfelte nun in den zwei Corona-Infektionen. Wie geht die Mannschaft mit den ständigen Rückschlägen um?
Das ist wirklich keine normale Saison. Unsere erste Sieben ist fast komplett hinfällig. Mit Jörn Janßen fehlt unser Haupttorschütze, mit Janik Köhler unser Abwehrchef. Wir müssen Spieler aus der zweiten Mannschaft einbauen, aber die müssen sich natürlich erst einmal zurechtfinden. Klar müssen wir unsere Ziele daher zurückschrauben.
Eigentlich wollte die HSG Delmenhorst in der Oberliga oben mitmischen ...
Ich hatte einen Fünfkampf erwartet zwischen Nienburg, Altjührden, dem HC Bremen, dem TvdH Oldenburg und uns. Unter den aktuellen Voraussetzungen ist es für uns allerdings nicht möglich, da mitzumischen.
Wie geht die Mannschaft mit der schwierigen Situation um?
Wir müssen jetzt einfach das Bestmögliche herausholen und von Spiel zu Spiel gucken. In Altjührden haben wir gut mitgehalten und hätten mit etwas mehr Alternativen im Kader bestimmt etwas holen können. Durch die Ausfälle kriegen junge Spieler mehr Spielzeit, zum Beispiel Sam und Sohail Ramin. Für ihre Entwicklung ist es gut, dass sie mehr Verantwortung übernehmen müssen.
Als Sie 2017 zu Ihrem Jugendverein HSG Delmenhorst zurückkehrten, sollten Sie das "Projekt 2020" vorantreiben – mit dem Ziel, dass die HSG im Jahr 2020 in der dritten Liga spielt. Zunächst kam aber die Pandemie dazwischen, jetzt das Verletzungspech. Ist das Ziel dritte Liga erst einmal abgehakt?
Corona hat uns eineinhalb Jahre gekostet. In der laufenden Saison wäre der Aufstieg für uns bei einem optimalen Verlauf sicherlich möglich gewesen. Trotz all unserer Probleme habe ich die Hoffnung darauf aber noch nicht ganz aufgegeben. Gegen die Topteams Nienburg und TvdH Oldenburg spielen wir erst im kommenden Jahr. Dann können hoffentlich einige Verletzte wieder dabei sein. Man sollte uns noch nicht abschreiben.
Sie waren viele Jahre in der zweiten und dritten Liga aktiv. Ist es da frustrierend, in der Oberliga nur im Tabellenmittelfeld zu stehen?
Natürlich will ich immer oben mitspielen. Jetzt könnte man sich den Kopf darüber zerbrechen, warum das momentan nicht der Fall ist, aber so bin ich nicht gepolt. Ich will immer das Beste aus der Situation machen. Wie schon gesagt, können unsere Jungen aktuell wertvolle Erfahrungen sammeln. Vielleicht bringt sie das weiter, und wir können dann mit ihrer Hilfe in der nächsten Saison um den Aufstieg kämpfen.
Noch einmal zurück zu Ihrer Corona-Infektion: Sie haben sich trotz vollständiger Impfung infiziert. War der Schreck da erst einmal groß?
Nein, ich wusste ja, dass das trotz einer Impfung passieren kann. Ich wurde auch relativ früh geimpft, vielleicht hatte die Wirkung schon etwas nachgelassen. Zum Glück hatte ich keinen schweren Verlauf, das könnte ja auch der Impfung zu verdanken sein.
Und wie haben Sie die Zeit in der Quarantäne überstanden? Wurde Ihnen langweilig?
Unser Hund hat mich beschäftigt. Ansonsten habe ich mich an einige Aktivitäten aus meiner Studienzeit erinnert und mal wieder am Rechner gezockt oder Netflix geschaut.