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Was bisher bekannt ist Nach Angriff auf Fans von Atlas Delmenhorst: "Block H" nimmt Stellung

Die Fangruppierung "Block H" hat eine Stellungnahme zu dem Angriff auf Fans des SV Atlas Delmenhorst veröffentlicht. Was bisher zu dem Vorfall bekannt ist.
12.09.2023, 16:55 Uhr
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Nach Angriff auf Fans von Atlas Delmenhorst:
Von Christoph Bähr

Den Fanbus mit Anhängern des Fußball-Oberligisten SV Atlas Delmenhorst, der am Sonnabend von 20 bis 30 Vermummten angegriffen wurde, hatte die Gruppierung "Block H" organisiert. Am späten Montagabend veröffentlichte der "Block H" eine Stellungnahme zu dem Vorfall auf seiner Facebook-Seite. Was darin steht und was aktuell zu der Attacke auf die Atlas-Fans bekannt ist.

Der Ablauf: Nach der Rückkehr vom Spiel beim Heeslinger SC (1:1) hielt der Fanbus am Sonnabend gegen 21.15 Uhr am Parkplatz eines Sportgeschäfts am Hasporter Damm. Als die Atlas-Fans ausstiegen, explodierten laut Polizei Feuerwerkskörper. Dann sollen schwarz gekleidete und vermummte Menschen die Delmenhorster Anhänger attackiert haben. Die Polizei schrieb von Schlägen, Tritten und dem Einsatz von Pfefferspray. Danach sollen die unbekannten Täter durch die Grünanlagen zur Fridtjof-Nansen-Straße geflüchtet sein, um mit Autos davonzufahren.

Gemäß den Schilderungen vom "Block H" sollen die Angreifer auch Glasflaschen als Schlagwaffen benutzt und am Boden liegende Menschen weiter attackiert haben. Zu zweit oder dritt seien die Täter auf einzelne Fans losgegangen. Eine Anfrage unserer Zeitung bei der Polizei bezüglich dem Einsatz von Glasflaschen, von dem im Polizeibericht nichts steht, konnte am Dienstag noch nicht beantwortet werden.

Die Verletzten: Bei dem Angriff erlitt eine 47-jährige Delmenhorsterin nach Polizeiangaben Armverletzungen, ein 50-Jähriger aus dem Landkreis Wesermarsch zog sich eine Kopfverletzung zu. Beide seien im Krankenhaus behandelt worden. Fünf weitere Atlas-Fans hätten sich leicht verletzt. Laut "Block H" wurde bei der verletzten Frau ein vierfacher Ellenbogenbruch diagnostiziert, eine Operation sei notwendig. In dem Fanbus waren offenbar nicht nur Mitglieder des "Block H", auch andere Fans konnten sich einen Platz buchen. "Block H" schreibt von einer gemeinschaftlich organisierten Auswärtsfahrt. 

Die Hintergründe: Für den "Block H" ist klar, dass es sich um einen "politisch motivierten Angriff" handelte. Die Polizei hat das bislang allerdings nicht bestätigt und ermittelt in alle Richtungen. Den Ruf, politisch rechts zu stehen, hat der "Block H" schon länger. Die Gruppierung selbst bezeichnet sich als unpolitisch. Nach dem DFB-Pokal-Spiel des SV Atlas gegen den FC St. Pauli (0:5) am 12. August kursierten in sozialen Netzwerken Bilder von zwei bekannten Köpfen der rechten Szene, die unter den Zuschauern im Delmenhorster Stadion gewesen sein sollen. Einer soll sich im VIP-Bereich befunden haben, der andere im Block H der Stadiontribüne, wo auch die gleichnamige Fangruppierung die Spiele verfolgt. Bei vorherigen Atlas-Partien sollen hin und wieder ebenfalls bekannte Rechtsextreme im Stadion gewesen sein.

Die St. Pauli-Fans zeigten mit Sprechchören und einem Banner mit der Aufschrift "Euer einziger Kult sind eure Nazis – Atlas abschaffen" ihre Abneigung gegen die Delmenhorster Anhänger. Sowohl über das Banner als auch über die Anwesenheit der bekannten Rechtsradikalen wurde in regionalen sowie überregionalen Medien berichtet. Der SV Atlas betonte, er stelle sich "ausdrücklich gegen jede Form von Rassismus und Extremismus". Das Banner der St. Pauli-Anhänger bezeichnete der Klub als "widerwärtig und aus unserer Sicht nicht zu rechtfertigen".

Die Atlas-Fans vom "Block H" fühlen sich zu Unrecht in die rechte Ecke gedrängt und beklagen sich über "mediale Diffamierung". "Bei uns stehen der Fußball, die Leidenschaft und das Miteinander im Vordergrund. Wir fahren zum Fußball, um dort eine Gemeinschaft zu haben, um Bier zu trinken und zu pöbeln", heißt es in ihrer Erklärung. "Wir lassen uns in keine Ecke drängen! Fußballassis, nicht mehr, nicht weniger!"

Die Vorgeschichte: Bereits im November 2022 wäre es beinahe zu einem Angriff auf Fans des SV Atlas gekommen. Nach dem Regionalliga-Spiel beim Bremer SV (2:4) seien etwa 40 Vermummte in der Nähe des Neustädter Bahnhofs auf Delmenhorster Anhänger zugestürmt, teilte die Polizei damals mit. Einsatzkräfte verhinderten ein Aufeinandertreffen der beiden Gruppen. Es gab Anzeigen wegen versuchten Landfriedensbruchs. Wer die Angreifer waren, ist nach wie vor unbekannt.

Die Folgen: Die Verantwortlichen des SV Atlas äußern sich aktuell nicht weiter zu der Attacke auf die Fans. "Dieser Angriff ist verachtenswert", hatte der Verein kurz danach mitgeteilt. Nun lasse man die Polizei ihre Arbeit machen und vertraue in die Einsatzkräfte. Die Delmenhorster Polizei betonte in einer Mitteilung, dass sie "den brutalen Angriff aufs Schärfste verurteilt". Sie misst dem Vorfall große Bedeutung bei und hat eine Ermittlungsgruppe zur Aufklärung der Tat eingerichtet. Per Online-Portal können auch anonym Videos von dem Angriff hochgeladen werden.

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