Auf den ersten Blick ist alles so wie vor einem Jahr. Der SV Atlas Delmenhorst beendet die Saison auf dem dritten Platz der Fußball-Oberliga Niedersachsen und verpasst damit die Regionalliga-Aufstiegsrunde knapp. Die Enttäuschung darüber müssen die Blau-Gelben nun schnell verarbeiten, um den Fokus auf das anstehende Finale im Niedersachsenpokal richten zu können. Das hatten wir alles schon einmal im Mai 2024, und doch gibt es Unterschiede. "Wir sind bis zum Schluss stabil geblieben, haben die schwierigen Auswärtsspiele bei Lupo Martini und jetzt beim SV Wilhelmshaven gewonnen. Das macht mich zuversichtlich für das Endspiel", sagte der Sportliche Leiter Stephan Ehlers.
In der vergangenen Saison verspielte Atlas den zweiten Platz dagegen schon am vorletzten Spieltag. Zum Abschluss gab es dann eine 0:3-Pleite in einer tabellarisch bedeutungslosen Partie beim VfV Borussia 06 Hildesheim. Fünf Tage später traten die Delmenhorster wieder in Hildesheim an, konnten für das Pokalfinale den Schalter aber nicht mehr umlegen und unterlagen 0:2. Dieses Mal geht Atlas mit einem verdienten 4:2-Sieg gegen Wilhelmshaven ins Endspiel, nach dem Abpfiff wurden die Spieler von den Fans gefeiert. "Diese Euphorie wollen wir jetzt mitnehmen und den Pokal holen", betonte Kapitän Ibrahim Temin.
Nur ein Punkt fehlt
Trotz der verpassten Relegation gehen die Blau-Gelben mit breiter Brust in das Pokalfinale am kommenden Sonnabend, 24. Mai, beim BSV Rehden (18 Uhr). Seit der Amtsübernahme von Coach Key Riebau verbuchten sie schließlich in 22 Pflichtspielen 16 Siege, vier Unentschieden und nur zwei Niederlagen. In der Liga holte Atlas unter Riebau 49 von 63 möglichen Punkten und damit deutlich mehr als jede andere Mannschaft in diesem Zeitraum. Im Saisonfinale verhinderten zwar eine 1:3-Niederlage gegen den FC Verden 04 und ein 2:2 gegen Hildesheim den Sprung auf Rang zwei, den die FSV Schöningen mit nur einem Zähler mehr innehat, vor allem aber fehlten Atlas in der Gesamtabrechnung die Punkte aus dem ersten Teil der Spielzeit. Als Trainer Dominik Schmidt nach dem 13. Spieltag gehen musste, lagen die Delmenhorster bekanntlich mit nur zehn Zählern auf dem letzten Platz.
"Den Saisonstart haben wir leider komplett verhauen. Klar hat uns auch die Niederlage gegen Verden weh getan, aber irgendwann kommt eben mal so ein Spiel, das man verliert", blickte Temin zurück und betonte: "Wir sind jetzt kurz traurig, dass es nicht für den zweiten Platz gereicht hat, aber dann bereiten wir uns mit voller Kraft auf das eine krasse Spiel vor, das wir noch vor uns haben. Wir hatten zwei Saisonziele. Den Aufstieg haben wir leider verpasst, aber das zweite Ziel Pokalsieg können wir noch erreichen."
Die Atlas-Fans als Faktor
Coach Riebau äußerte sich nach dem Wilhelmshaven-Spiel ähnlich: "Heute dürfen wir alle traurig sein, aber morgen muss das abgehakt sein, denn wir können die Saison trotzdem noch krönen." Bloß keine Enttäuschung aufkommen lassen, sondern gleich weitermachen und die Spannung hochhalten – so gehen sie bei Atlas die Woche vor dem Finale an. Am Montag, Mittwoch und Sonnabendvormittag wird trainiert. Für den Endspielgegner Rehden ging es derweil am letzten Spieltag um nichts mehr, er verlor mit 1:2 in Hildesheim. "Dieses Ergebnis hat natürlich nichts zu bedeuten, aber vielleicht hilft uns der Sieg gegen Wilhelmshaven auch im Finale ein bisschen. Ich bin stolz auf die Mannschaft und auf die Fans, die das Spiel zu einem Heimspiel für uns gemacht haben. Ich hoffe, dass die Stimmung in Rehden genauso gut sein wird. Dann müssen wir einfach den Pokal holen", sagt Temin.
Der Kapitän gehört zu den zwölf Atlas-Spielern, von denen bereits bekannt ist, dass sie ihren auslaufenden Vertrag verlängert haben. Auch das ist ein wichtiger Unterschied zum vergangenen Jahr. Damals stand vor dem Finale in Hildesheim bereits fest, dass viele Spieler den SV Atlas verlassen werden oder zumindest darüber nachdenken. Trainer Schmidt beklagte nach dem verlorenen Endspiel dann auch, dass nicht alle Akteure fokussiert genug gewesen seien. Nach zwei großen personellen Umbrüchen in den vergangenen beiden Jahren will Atlas in diesem Sommer den Großteil des Kaders zusammenhalten und ist dabei auf einem guten Weg. Das bedeutet auch: Die Spieler, die bleiben, spielen in der neuen Saison selbst im DFB-Pokal, wenn sie es schaffen, jetzt den Niedersachsenpokal zu holen. "Ich denke, dass wir uns schon auf die neue Spielzeit freuen können. Wir sind bereits sehr weit mit den Vertragsverlängerungen und werden den Kader punktuell verstärken", hält Ehlers fest und fügt hinzu: "Wir werden in der nächsten Saison sicher keine schwächere Mannschaft haben als jetzt."