Stefan Keller hat sich noch einmal richtig ins Zeug gelegt. Mit weißem Rauschebart und blauem Weihnachtsmannkostüm, auf dem in gelber Farbe das Logo des SV Atlas Delmenhorst prangte, war er am vergangenen Sonnabend im Delmenhorster Stadion unterwegs. Als Atlas-Weihnachtsmann verteilte er 300 Berliner an die Fans, die das letzte Heimspiel des Jahres gegen Phönix Lübeck (1:1) verfolgten. Dass das Vorstandsmitglied des SV Atlas damit den Großteil der 520 Stadionbesucher versorgen konnte, war einerseits positiv, zeigte andererseits aber auch, dass der Zuschauerzuspruch nicht allzu groß war. Wieder einmal. Elf Heimspiele hat der SVA bis zur Winterpause in der Fußball-Regionalliga Nord bestritten. Dazu kam das Pokal-Viertelfinale gegen Blau-Weiß Lohne (4:2). Nimmt man diese zwölf Partien, lag der Zuschauerschnitt bei 922. Insgesamt kamen 11.061 Menschen zu den Spielen.
Damit hat der Viertligist das Ziel, das er sich vor Saisonbeginn gesteckt hatte, bisher deutlich verfehlt. Zur Erinnerung: Unter dem Motto "Wieder mit Euch" wollte Atlas den Zuschauerschnitt auf 1500 steigern. Dazu wurden die Eintrittspreise gesenkt. Weitere Maßnahmen wie der neue Container mit Bar am Spielfeldrand und die Einlaufkinder sollten ebenfalls dabei helfen, mehr Menschen ins Stadion an der Düsternortstraße zu locken. Die Zuschauerzahlen sind bislang im Vergleich zur vergangenen Spielzeit jedoch etwa gleich geblieben. Auch da lag der Schnitt knapp unter 1000.
Was sagt der Verein zum bisherigen Zuschauerschnitt? "Die Zuschauerzahlen entsprechen weder der Notwendigkeit noch dem eigenen Anspruch", sagt Stefan Keller, der im Atlas-Vorstand für Kommunikation, Marketing und Vertrieb zuständig ist. Aufgeben wolle deswegen aber niemand beim SVA: "Wir bleiben dran und organisieren zusätzliche Aktionen wie die Berliner-Aktion gegen Phönix Lübeck. Das Angebot im Stadion stimmt."
Inwiefern variieren die Zuschauerzahlen je nach Terminierung? "Es wurden mehrere Wochenendtage ausprobiert, aber selbst nach dem Pokalerfolg gegen Lohne folgte ein überschaubarer Besuch gegen den TSV Havelse", sagt Keller. Der SV Atlas hat zwei Spiele am Freitagabend bestritten, dabei war der Zuspruch mit einem Zuschauerschnitt von 1128 am größten. Der Haken an der Sache: Freitagabendspiele sind nur im Frühling und Sommer möglich, wenn es länger hell ist. Der Hauptplatz des Delmenhorster Stadions verfügt bekanntlich über kein Flutlicht. Die Kosten für den Bau einer Anlage sind für das kommende Jahr im städtischen Haushalt enthalten. Ein Flutlicht am Hauptplatz würde sicherlich zu häufigeren Atlas-Spielen am Freitagabend führen. Ob es mit dem Bau wirklich zeitnah klappt, bleibt abzuwarten.
Zwei Partien absolvierte Atlas in der aktuellen Saison an einem Sonntagnachmittag. Dabei kamen im Schnitt 994 Fans. Bei den sieben Begegnungen an einem Sonnabendnachmittag betrug der Schnitt lediglich 767. Der Verein hat bereits mehrfach darauf verwiesen, dass die Termine am Sonnabend für die ehrenamtlichen Helfer und auch die Spieler besser zu bewerkstelligen seien als Partien am Sonntag. Neben den Wochentagen spielen zudem immer auch weitere Faktoren eine Rolle bei den Zuschauerzahlen. Gibt es Parallelveranstaltungen in der Nähe wie etwa Heimspiele der Werder-Profis? Wie ist das Wetter? Wie attraktiv ist der Gegner? Und vor allem: Wie gut ist die Mannschaft gerade drauf?
Wie steht der SV Atlas im Regionalliga-Vergleich da? Auch wenn der SVA mit seinen bisherigen Zuschauerzahlen überhaupt nicht zufrieden ist, wird er immer noch von vielen anderen Regionalligisten um seine Fans beneidet. Zuschauerkrösus der Spielklasse ist Tabellenführer VfB Lübeck, der im Schnitt rund 3400 Fans bei seinen Heimspielen begrüßt. Aufsteiger Blau-Weiß Lohne erreicht mit rund 1100 ebenfalls einen beachtlichen Zuschauerschnitt. Dahinter liegen in der Zuschauertabelle drei Klubs relativ eng beieinander: Phönix Lübeck (938), Weiche Flensburg (912) und eben der SV Atlas, der auf einen Schnitt von 874 kommt, wenn man nur die elf Ligaspiele heranzieht und das Pokalspiel gegen Lohne weglässt.
Wie geht es nach der Winterpause weiter? Sieben Heimspiele hat der SV Atlas in der Regionalliga Nord noch zu bestreiten. Dabei hat sich der Fokus offenbar von Sonnabend auf Sonntag und Freitagabend verschoben. Laut Atlas-Stadionzeitung wird gegen Werder Bremens U23 (12. Februar 2023), Lohne (26. Februar) und den VfB Lübeck (2. April) nach derzeitigem Stand am Sonntagnachmittag gespielt. Die letzten drei Saisonheimspiele gegen den SSV Jeddeloh (21. April), die U21 des Hamburger SV (5. Mai) und den Bremer SV (19. Mai) sind für Freitagabende geplant. Lediglich die Partie gegen den BSV Rehden (18. März) soll an einem Sonnabendnachmittag ausgetragen werden. Zusätzlich zu den Ligaspielen steht das Pokal-Halbfinale gegen den Drittligisten VfB Oldenburg in Delmenhorst auf dem Programm. Der genaue Termin ist noch offen. Atlas würde gerne am Ostermontag, 10. April 2023, spielen.
Insgesamt spricht vieles dafür, dass der SVA den Zuschauerschnitt im kommenden Jahr noch erhöhen kann. Gegner wie Werders U23, Lohne, der VfB Lübeck, der Bremer SV und vor allem der VfB Oldenburg versprechen vierstellige Besucherzahlen.