Abstiegskampf in zwei Ligen, die neue Saison vorbereiten, Kurse für die Trainer-C-Lizenz besuchen – Jonas Meißner erlebt intensive Wochen. Als Trainer der zweiten Mannschaft der HSG Delmenhorst tut er aktuell alles, damit sein Team in der Handball-Landesliga Nord bleibt. Parallel hat er aber auch die Erstvertretung im Blick, die er ab der kommenden Spielzeit trainiert. Dort herrscht inzwischen immerhin Klarheit: Das Flaggschiff der HSG hat den Klassenerhalt geschafft und tritt weiterhin in der Oberliga Nordsee an. Meißner wird also mit nur 25 Jahren ab dem Sommer für ein Viertliga-Team verantwortlich sein. "Ich freue mich sehr über das Vertrauen, das mir der Verein schenkt", sagt er.
Jürgen Janßen, der bei der HSG Delmenhorst mit der Trainersuche beauftragt war, sprach auch mit mehreren externen Kandidaten für den Posten, holte sich jedoch Absagen. Das war die Chance für Jonas Meißner, der seit rund eineinhalb Jahren die zweite Mannschaft betreut. Im ersten Team teilen sich bis zum Saisonende die Spieler Frederic Oetken, Jörn Janßen und Tim Coors die Trainerrolle, nachdem Thies Libchen aufgrund von Querelen innerhalb der Handball-Spielgemeinschaft am Ende des vergangenen Jahres zurücktrat. "Ich habe damals gleich meine Unterstützung angeboten. Wenn alle drei auf dem Feld stehen, ist es gut, wenn noch jemand von draußen aufs Spiel guckt", erzählt Meißner. So brachte er sich auch auf die Liste der Kandidaten für den Trainerposten und erhielt als interne Lösung schließlich den Zuschlag.
Viele Abgänge
Auf Meißner wartet eine wahre Mammutaufgabe. Von den Leistungsträgern, die die HSG zum Klassenerhalt geführt haben, dürfte ihm keiner mehr zur Verfügung stehen. Die Torhüter Kevin Pecht (TV Neerstedt) und Bassam Farasha (ATSV Habenhausen) sowie die Feldspieler Jonas Pfeiffer (Studium), Tim Brauner (Habenhausen), Etienne Steffens (HC Bremen), Niclas Schanthöfer (hört auf), Til Sonnewald (HSG Schwanewede-Neuenkirchen) und Magnus Pröhl (TV Oyten) verlassen die Spielgemeinschaft. Die Routiniers Coors und Oetken wollen kürzertreten und nur noch im zweiten Team spielen. Mit diesem Schritt liebäugeln ebenfalls Janßen, Dominik Ludwig und Jonte Windels.
Gespräche mit möglichen Zugängen laufen derzeit. Ein Großteil der neuen ersten Mannschaft wird aber aus Akteuren des derzeitigen zweiten Teams bestehen. Die Ernennung von Jonas Meißner zum Cheftrainer ist somit folgerichtig, weil er diese Spieler bestens kennt. "Ich muss mich nicht einarbeiten, denn ich kenne den gesamten Verein genau", betont er. "Natürlich ist der Aderlass groß, aber wir wollen das Beste daraus machen." Der Schlüssel zum Erfolg liegt für Meißner in den Wochen vor dem Saisonstart: "Wir benötigen eine bombenmäßige Vorbereitung. Jeder soll physisch voll mithalten können, das braucht man für den Erfolg auf diesem Niveau."
Von Rademacher gelernt
Es dürfte also viel Schweiß fließen während der Saisonvorbereitung. Das erinnert an die Zeiten von Jörg Rademacher, der die HSG Delmenhorst zu einem Oberliga-Topteam formte und für sein hartes Training bekannt war. Meißner gehörte selbst zwischenzeitlich zum Oberliga-Kader und erlebte, wie Rademacher arbeitete. "Er ist ein Toptrainer, natürlich guckt man sich dann einiges ab", sagt der 25-Jährige. Auch von anderen Trainern habe er etwas lernen können: "Dinge, die ich gut fand, habe ich mir gemerkt."
Bis zur C-Jugend spielte der Schierbroker für den TSV Ganderkesee, dann wechselte er zur HSG Delmenhorst. Im Herrenbereich galt Meißner als vielversprechendes Talent mit einer Perspektive in der ersten Mannschaft, doch Verletzungen bremsten ihn aus. "Ich habe mir dreimal das Kreuzband gerissen und dann beschlossen, dass es keinen Sinn mehr hat", berichtet er. Bereits als Aktiver hatte er sich als Jugendtrainer engagiert. Nach dem Ende der Spieler-Laufbahn war sofort klar, dass er dem Handball an der Seitenlinie verbunden bleiben möchte.
C-Lizenz-Lehrgang endet im August
"Ich hatte schon immer Bock darauf, Trainer zu sein", unterstreicht Meißner. Noch bis August macht er seine Trainer-C-Lizenz. An mehreren Wochenenden stehen Termine an. Zum Heimspiel der HSG Delmenhorst II gegen Altenwalde Ende April SV (34:27) musste Meißner direkt vom Trainerlehrgang aus Celle anreisen. "Natürlich ist das aufwendig, aber die C-Lizenz bringt mich auch weiter", sagt er. Perspektivisch peile er die B-Lizenz an. Oberste Priorität hat aber erst einmal der Klassenerhalt der zweiten Mannschaft. "Ich bin optimistisch, dass wir es schaffen", unterstreicht Meißner. "Wir haben viele junge Spieler und sind zu oft unter unseren Möglichkeiten geblieben, aber die Qualität für den Klassenerhalt ist vorhanden."
In der kommenden Saison arbeitet Meißner erneut mit einem jungen, unerfahrenen Team, das sich dann im Haifischbecken Oberliga behaupten muss. "Wir werden Niederlagen verarbeiten müssen, das ist klar", gibt sich Meißner keinerlei Illusionen hin. Dennoch ist er überzeugt, dass die neu formierte Mannschaft zumindest mithalten kann. "Es haben schon andere Teams gezeigt, dass man sich über den Wettkampf an das Niveau anpassen kann", sagt Meißner. Als Beispiel nimmt er Jonas Pfeiffer, der vor der Saison aus der Landesklasse vom SVGO Bremen II zur HSG wechselte und von Spiel zu Spiel stärker wurde. "Solch einen Effekt erhoffen wir uns in der neuen Saison von der gesamten Mannschaft", verdeutlicht Meißner. Darauf will er sein Team vor Beginn der Spielzeit einschwören. Jeder wisse, was ihn erwarte. "Wir wollen gemeinsam kämpfen", betont Meißner und verspricht: "Niederlagen werden uns nicht aus der Bahn werfen."