Wenn Thade Hein neue Leute trifft, hört er immer noch häufig diese eine Frage: "Du hast doch damals die zwei Tore geschossen, oder?" Fünf Jahre ist das inzwischen her, doch Pokalheld bleibt eben Pokalheld. "Ich werde immer noch darauf angesprochen", erzählt Hein. Er trug mit seinem Doppelpack einen großen Teil dazu bei, dass der SV Atlas Delmenhorst das Niedersachsenpokal-Finale gegen den TuS Bersenbrück mit 3:2 gewann. Am 25. Mai 2019 war das. Auf den Tag genau fünf Jahre später steht der Mittelfeldspieler mit dem Fußball-Oberligisten nun erneut im Endspiel um den Niedersachsenpokal: Am Sonnabend (13.45 Uhr) geht es beim VfV Borussia 06 Hildesheim um den Titel und den Einzug in den DFB-Pokal. "Wenn wir unsere Qualität auf den Platz bringen, werden wir gewinnen", sagt Hein.
Der 25-Jährige ist einer von nur zwei aktuellen Atlas-Spielern, die 2019 schon dabei waren. Der andere ist Verteidiger Marlo Siech, der allerdings momentan verletzt ist. Der heutige Co-Trainer Florian Urbainski stand zudem vor fünf Jahren im Atlas-Tor. "Der Pokalsieg 2019 war ein Riesenerfolg für uns. Was danach los war, war der Wahnsinn. Das Stadion wurde praktisch von Atlas eingenommen", erinnert sich Hein.
Nicht als Torjäger bekannt
Dass ausgerechnet der waschechte Delmenhorster zum Matchwinner wurde, ist eine besondere Geschichte, denn torgefährlich ist er eigentlich nicht. "Ich bin nicht dafür bekannt, Tore zu machen", gibt Thade Hein zu und fügt an: "Im Finale stand ich einfach zweimal am richtigen Ort. Es hätte nicht besser passen können." In der 13. Minute traf er nach einer Freistoßflanke aus fünf Metern, in der 40. Minute staubte er zum zwischenzeitlichen 2:0 ab. Der Sieg gegen Bersenbrück brachte Atlas in den DFB-Pokal, wo das Jahrhundertspiel im Weserstadion folgte. Hein wurde beim 1:6 gegen die Bundesliga-Profis von Werder Bremen eingewechselt.
Das Endspiel gegen Bersenbrück war zwar eine Nummer kleiner, aber es war vor fünf Jahren als Teil der ARD-Konferenz zum Finaltag der Amateure live im Fernsehen zu sehen. Auch deshalb dürften sich so viele Menschen noch an Thade Heins Doppelpack erinnern. Am Sonnabend in Hildesheim ist die ARD wieder live dabei. "Man kriegt das als Spieler natürlich mit, verfolgt vorher schon ein bisschen die anderen Partien des Finaltags und sieht die vielen Kameras", sagt Hein. Wenn das Spiel laufe, sei das alles aber nebensächlich: "Auf dem Platz ist man zu sehr konzentriert, man nimmt eher die Stimmung im Stadion wahr als die Kameras."
Hoffen auf gute Stimmung
Während 2019 auf neutralem Grund im Hannoveraner Eilenriedestadion gespielt wurde, haben am Sonnabend die Hildesheimer den Heimvorteil auf ihrer Seite. Rund 3000 Zuschauer werden erwartet. "Einen neutralen Austragungsort hätte ich besser gefunden, aber ich bin davon überzeugt, dass unsere Fans in Hildesheim auch in Unterzahl die bessere Stimmung machen werden", sagt Hein.
Die Bedingungen im Hildesheimer Friedrich-Ebert-Stadion konnten sich die Atlas-Spieler am Montag schon einmal genau anschauen, als sie dort am letzten Oberliga-Spieltag eine 0:3-Niederlage kassierten. Trainer Dominik Schmidt nutzte die sportlich bedeutungslose Partie, um Akteuren aus der zweiten Reihe Spielpraxis zu geben. Somit stand auch Thade Hein zum dritten Mal in der laufenden Saison in der Startelf. "Wir wollten am Montag natürlich gewinnen, aber es ging eben nicht mehr um so viel. Im Pokalfinale wird eine andere Elf auf dem Platz stehen, das kann man nicht vergleichen", betont Hein. "Wir haben eine super Rückrunde gespielt und haben gute Chancen auf den Sieg. Jeder wird 110 Prozent geben."
Langwierige Verletzung überwunden
Der Mittelfeldspieler fiel wegen einer Sehnenentzündung im Sprunggelenk rund ein halbes Jahr aus. "Das zog sich länger hin als gedacht, das hat richtig genervt", sagt Hein. Aufgrund einer anderen Verletzung hatte er in der vergangenen Spielzeit bereits das Saisonfinale inklusive des Landespokalendspiels gegen den VfL Osnabrück (1:2) verpasst. Dieses Mal ist Hein dagegen rechtzeitig zum Saisonhöhepunkt fit geworden, seit vier Wochen trainiert er wieder voll mit. "Ich bin auf dem Weg zu 100 Prozent, mir fehlt eben noch die Spielpraxis", verdeutlicht er. Nach zwei Kurzeinsätzen spielte der Lehramtsstudent am Montag erstmals in diesem Jahr 90 Minuten lang für das Oberliga-Team.
Dass er am Sonnabend wieder in der Startelf steht, glaubt Hein allerdings eher nicht. "Ich hoffe, dass ich als Einwechselspieler zum Einsatz komme. Das entscheidet natürlich der Trainer und das hängt auch vom Spielverlauf ab", sagt er. Vielleicht braucht Atlas irgendwann dringend noch ein Tor? Dann hätte Dominik Schmidt mit Thade Hein jemanden in der Hinterhand, der genau weiß, wie man in einem Pokalfinale trifft.