So etwas hat im Fußball zweifellos Seltenheitswert. Gleich zweimal stand Hakan Cengiz unter der Woche alleine auf dem Trainingsplatz. Nach Informationen des DELMENHORSTER KURIER kamen die Spieler des Bezirksligisten TuS Heidkrug weder am Mittwoch noch am Donnerstag zum angesetzten Training. Zwischen Cengiz, der erst seit Jahresbeginn das Traineramt innehat, und der Mannschaft soll es mächtig gekracht haben. Ob das Heimspiel des Bezirksliga-Schlusslichts gegen den TuS Obenstrohe am Sonntag (14 Uhr) stattfindet, ist offen.
Der Rasenplatz am Bürgerkampweg sei bespielbar, erklärte der Sportliche Leiter Ismail Ismailoglu am Freitagabend. Als Trainer werde er an der Seitenlinie stehen, erklärte Ismailoglu weiter. Er werde auch das Abschlusstraining am Sonnabend leiten. Dass Cengiz freigestellt wurde, wollte der Sportliche Leiter allerdings nicht bestätigen.
Cengiz hat beim TuS Heidkrug einen Vertrag bis Juni 2025 unterschrieben und will seinen Pflichten nach eigener Aussage nachkommen, indem er Training anbietet und zu den Spielen erscheint. Weiter wollte sich der Ex-Profi am Freitag nicht äußern. Dass die Heidkruger Spieler nicht mehr mit Cengiz zusammenarbeiten wollen, dürfte nach dem jüngsten Trainingsboykott allerdings klar sein. Aus Sicht einiger Spieler verlangt der Trainer offenbar zu viel vom Team und ist zu rüde im Umgang, wie zu hören war.
Luca Rautenhaus, geschäftsführender Vorstand des TuS Heidkrug, wollte am Freitag ebenfalls nichts zum Chaos rund um das erste Herrenteam sagen. Er ist aktuell merklich genervt vom Durcheinander in der Fußball-Abteilung und bediente sich sehr bildlicher Sprache: "Wir stehen in einem brennenden Haus und sollen es mit einer Tasse Wasser löschen." Am Donnerstagabend hatte der Vorstand zu dem Thema getagt. Konkrete Ergebnisse des Treffens wollte Rautenhaus nicht öffentlich kundtun. "Wir werden das alles erst einmal intern besprechen", betonte er.
Neue Führungsriege dringend gesucht
Eines war Rautenhaus wichtig: "Wir wollen als Vorstand für den gesamten Verein arbeiten, müssen uns aber aktuell nur um die Fußballabteilung kümmern. So können wir den Gesamtverein nicht voranbringen." Der Vorstand habe den Fußballern daher nun "die Pistole auf die Brust gesetzt". Rautenhaus erklärte: "Wir vom Vorstand helfen, wo es geht, doch eine Abteilung muss in der Lage sein, sich selbst zu führen und selbst Entscheidungen zu treffen. Dafür braucht es dringend Ehrenamtliche, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen."
Fußball-Abteilungsleiter Sven Herrmann ist bekanntlich zurückgetreten. Bereits Mitte Januar hatten mit dem Klubvorsitzenden Sascha Voigt und dessen Stellvertreter Lars Rolwes zwei Funktionäre ihre Ämter abgegeben, die der Fußballabteilung nahestanden. "Unser Schiedsrichter-Obmann Nico Hoyer ist der letzte Funktionsträger in der Fußballabteilung, alle anderen sind zurückgetreten. Das ist kein hinnehmbarer Zustand", hielt Luca Rautenhaus fest. Es müsse sich nun schnell eine neue Führungsriege finden. "Am besten wären drei Leute, die sich die Abteilungsleitung teilen", sagte das Vorstandsmitglied.
Und was passiert, wenn sich niemand für die ehrenamtlichen Aufgaben findet? "Die drastischste Maßnahme wäre es, die Fußballabteilung aufzulösen", erklärte Rautenhaus, fügte aber gleich hinzu: "Wir wollen keine Drohungen aussprechen, und wir haben auch noch keinen Tag X festgelegt, bis zu dem wir Klarheit haben wollen."