Die vergangenen beiden Sommer waren wild. Der SV Atlas Delmenhorst glich einer einzigen Wechselbörse. Im Jahr 2023 gingen nach dem Abstieg aus der Fußball-Regionalliga Nord insgesamt 17 Spieler weg, dafür kamen 16 neue dazu. Im vergangenen Jahr waren es 14 Abgänge und 14 Zugänge. Nach diesen großen Umbrüchen brauchte die Mannschaft jeweils eine ganze Weile, um sich zu finden, und startete schlecht in die folgende Saison. Solch ein Szenario soll sich beim aktuellen Tabellenzweiten der Oberliga Niedersachsen in diesem Sommer nicht wiederholen. "Es wird keinen personellen Umbruch geben", versichert Sportvorstand Bastian Fuhrken und untermauert seine Aussage mit einer Zahl: "Mit 14, 15 Spielern aus dem aktuellen Kader haben wir uns schon auf eine Vertragsverlängerung geeinigt."
In den kommenden Wochen werde der Verein diese Personalien nach und nach verkünden. Bekannt ist bereits, dass sich Stammtorwart Damian Schobert, Stamm-Innenverteidiger Marlo Siech, Kapitän Ibrahim Temin und Torwart-Talent Dominick Auras bis 2027 an den SV Atlas gebunden haben. Mittelfeld-Routinier Josip Tomic, Ersatztorwart Luca Kemna und Abwehr-Youngster Milan Szybora besitzen ohnehin einen Kontrakt bis 2026. "Wir wollen so viele Jungs wie möglich halten, und es sieht gut aus. 16 bis 19 Spieler sollen bleiben", sagt Fuhrken. 24 Akteure stehen derzeit insgesamt im Atlas-Aufgebot, die große Mehrheit von ihnen dürften also weiterhin das blau-gelbe Trikot tragen.
Frühzeitige Vertragsgespräche
Durch überzeugende Leistungen haben die Spieler in den vergangenen Monaten schließlich auch Eigenwerbung betrieben. Zehn Siege, ein Unentschieden und nur eine Niederlage aus den zurückliegenden zwölf Oberliga-Spielen ließen die Delmenhorster auf Platz zwei springen. Dass ein Verein Spieler, die gute Leistungen bringen, halten will, liegt auf der Hand. Allerdings wecken solche Akteure auch bei anderen Klubs Begehrlichkeiten. Zusammen mit dem Sportlichen Leiter Stephan Ehlers habe er daher frühzeitig die Gespräche gesucht und versucht rechtzeitig, Klarheit zu schaffen, sagt Fuhrken.
Hat Atlas also aus den Fehlern der vergangenen beiden Jahre gelernt? Ganz so einfach sei das alles nicht, betont Fuhrken. Die vielen Abgänge seien schließlich nicht geplant gewesen. Auch in den vergangenen Jahren habe man die Zukunftsplanung frühzeitig gestartet, doch es sei schwieriger gewesen, Zusagen zu bekommen, sagt der Sportvorstand. Nach dem Regionalliga-Abstieg war absehbar, dass sich viele Spieler neu orientieren würden. Dagegen konnte der Klub wenig ausrichten. Im vergangenen Jahr wurden einige Akteure durch attraktive Angebote weggelockt, allen voran Ousman Touray, Shamsu Mansaray und Kerem Sari, die zum Ligarivalen FSV Schöningen gingen.
In diesem Jahr ist die Ausgangslage der Delmenhorster günstig. Seitdem Key Riebau auf den Trainerstuhl zurückgekehrt ist, läuft es beim SV Atlas schließlich traumhaft gut. Der Regionalliga-Aufstieg ist ebenso möglich wie der Einzug in den DFB-Pokal, denn die Blau-Gelben stehen bekanntlich im Landespokal-Halbfinale gegen den TuS Bersenbrück. Die positiven Zukunftsaussichten führten dazu, dass viele Spieler gerne bei Atlas bleiben würden, wie Fuhrken berichtet.
"Wenn man um den Klassenerhalt kämpft, sind die Gespräche oft schwierig, weil keiner weiß, in welcher Liga es in der neuen Saison weitergeht. Aktuell ist die Ausgangslage ganz anders. Man muss die Spieler in den Vertragsgesprächen manchmal eher ein bisschen bremsen, sie strotzen natürlich momentan vor Selbstvertrauen." Was der Sportvorstand damit meint: Die Erfolgsserie sorgt dafür, dass die Forderungen der Spieler eher etwas höher ausfallen. Das ist ein Problem, dem sich Fuhrken aber gerne stellt.