Mit Scherzen ist es bekanntlich oft so, dass ein Fünkchen Wahrheit dahintersteckt. Der SV Atlas Delmenhorst teilte am Freitag mit, dass Bastian Fuhrken und Tammo Renken aus dem Vorstand beim Heimspiel in der Meisterrunde der Fußball-Regionalliga Nord gegen Teutonia Ottensen an diesem Sonnabend (16 Uhr, 3G-Regel) im Kader stehen. Das war natürlich ein Aprilscherz, aber auch ein Versuch, auf humorvolle Art mit der großen Personalnot umzugehen. Maximal 17 Spieler bilden laut Atlas-Trainer Key Riebau das Aufgebot gegen Ottensen, Co-Trainer Malte Müller mitgezählt. "Das wird ein Spiel mit ganz vielen Variablen", blickte der Coach voraus.
Hundertprozentig fit sind nicht alle Akteure. Das ist eine Folge des Corona-Ausbruchs beim SV Atlas, der zur Verlegung des Spiels bei Weiche Flensburg geführt hatte. Da inzwischen mehrere der infizierten Spieler die Quarantäne verlassen durften und nach einer ärztlichen Untersuchung auch wieder trainierten, wird die Partie gegen Ottensen ausgetragen. "Für eine Verlegung reicht die Zahl der Corona-Fälle nicht aus", sagte der Sportliche Leiter Fuhrken. Und der Vorsitzende Manfred Engelbart betonte: "Wir wollen auch spielen. Sonst zerschießen wir uns mit einem weiteren Nachholspiel das Osterfest."
Eine gute Ausgangslage schaffen
Unter den schwierigen Vorzeichen kommt es aus Riebaus Sicht ganz besonders auf den Start an: "Wir müssen in der ersten Halbzeit eine gute Ausgangslage schaffen, das kann es in der zweiten Halbzeit vereinfachen." Gleich mehrere Atlas-Spieler lagen aufgrund der Corona-Infektion mehrere Tage lang richtig flach. Der Coach rechnet daher damit, dass einigen im Laufe der Partie die Kräfte ausgehen könnten. "Eventuell müssen wir früh wechseln, aber das entscheidet sich alles erst im Spiel", sagte er. Dass es auf der Bank nicht allzu viele Alternativen gibt, macht es für den Trainer nicht einfacher. Da es auch in der zweiten Mannschaft einen Corona-Ausbruch gab, können kaum Spieler hochgezogen werden. Dazu ist Marek Janssen gelbgesperrt.
Immerhin kann Nico Matern nach überstandener Corona-Infektion spielen. Der Mittelfeldspieler wechselte in der Winterpause von Teutonia Ottensen nach Delmenhorst und ist besonders motiviert. "Nico brennt auf das Spiel", sagte Riebau. "Wir wollen ihm als Team helfen, damit er sich in den kommenden Tagen keine Sprüche anhören muss, sondern selbst ein paar Nachrichten an seine ehemaligen Teamkollegen verschicken kann."
Teutonias Stärke ist die Offensive
Natürlich hat Riebau sich mit Matern auch über Teutonias Stärken und Schwächen ausgetauscht. Durch eingehendes Videostudium kennt er den Gegner aber ohnehin gut. "Die große Stärke ist die Offensive. Teutonia verteidigt hoch und will frühe Ballgewinne erzwingen. Die haben alle Lust, nach vorne zu spielen, verlieren dadurch aber manchmal die Defensive aus dem Blick", schilderte der Atlas-Coach. Seine Mannschaft müsse bei Ballgewinnen schnell umschalten und wenig Fehler im Spielaufbau begehen. "Da wir in ungewohnter Aufstellung spielen müssen, geht Klarheit vor Risiko. Zur Not muss man den Ball auch mal auf die Tartanbahn bolzen", betonte Riebau.
Teutonia Ottensen hat den Drittliga-Aufstieg schon länger als Ziel ausgegeben und auch die Lizenz für die höhere Spielklasse beantragt. Der Start in die Meisterrunde verlief allerdings nicht wie erhofft: Es gab zwei Unentschieden gegen die U23-Teams von Werder Bremen (3:3) und Hannover 96 (4:4) sowie eine Niederlage beim VfB Oldenburg (0:3). "Beim VfB habe ich sie gesehen und war überrascht, dass sie mit ihrem stark besetzten Kader so klar unterlegen waren", sagte Fuhrken.
Aktuell herrscht zudem Unruhe beim Hamburger Stadtteilklub. Im Laufe der Woche gab Teutonia bekannt, dass der auslaufende Vertrag mit Trainer Dietmar Hirsch nicht verlängert wird. "Unterschiedliche Ansichten bezüglich einer weiteren Zusammenarbeit" gab Ex-Profi Hirsch als Grund für die Trennung am Saisonende an. "Das ist jetzt natürlich Kabinengespräch", sagte Atlas-Sportchef Fuhrken und fügte hinzu: "Wir haben mit den Folgen des Corona-Ausbruchs zu kämpfen, bei Teutonia gibt es etwas Unruhe. Vielleicht gleicht sich das ja aus, und wir sehen ein Spiel auf Augenhöhe."