Nach dem 2:0-Sieg über den Heeslinger SC freute sich Steffen Rohwedder kurz, dann packte er an. Der Stürmer des SV Atlas Delmenhorst schnappte sich eine Holzbank von der Tartanbahn und trug sie zurück ins Stadiongebäude. Der 27-Jährige ist erst in der Winterpause zum Fußball-Oberligisten gewechselt, aber er weiß bereits, was genau zu tun ist – auf und neben dem Platz. Verwunderlich ist das nicht, schließlich ist es Rohwedders zweites Engagement beim SV Atlas. Nur ein halbes Jahr lief er für den SC Wiedenbrück in der Regionalliga West auf, dann zog es ihn zurück nach Delmenhorst. Für den Angreifer ist bereits jetzt klar: "Das war der richtige Schritt. Ich fühle mich wohl, habe Spaß am Fußball, fahre immer gerne zum Training."
Rohwedder erkämpfte sich direkt einen Stammplatz im Sturmzentrum. In allen vier Spielen seit der Winterpause stand er für Atlas auf dem Platz – dreimal in der Startelf, einmal als Joker. Zwei Treffer gelangen ihm dabei. Natürlich freue er sich über die Tore, sagt Rohwedder, nachdem er gegen Heeslingen getroffen hat, und betont: "Wichtiger ist aber, dass wir als Team erfolgreich sind."
Dennoch: Ein Stürmer braucht Tore, das weiß jeder Fußballer. Ein halbes Jahr lang musste Rohwedder ohne persönliches Erfolgserlebnis auskommen. Beim SC Wiedenbrück gelang ihm in elf Pflichtspielen kein Treffer. In der Regionalliga West kam er zumeist auch nur zu Kurzeinsätzen. "Ich habe dort kein Vertrauen gespürt, und Vertrauen ist für einen Spieler ganz wichtig. Meiner Ansicht nach habe ich gut trainiert, aber kam dann trotzdem wieder gar nicht oder nur kurz zum Einsatz", sagt Rohwedder.
Von der Bezirksliga in die Regionalliga
Wiedenbrücks Coach Daniel Brinkmann setzte eher auf andere Stürmer. Rohwedder, den alle nur "Steppo" nennen, entschied sich daher zu einem Winterwechsel und verließ den aktuellen Tabellenzwölften der Regionalliga West. Weitergebracht habe ihn das Wiedenbrück-Intermezzo trotz allem, betont er. "Die West-Staffel ist enorm stark, die Qualität ist sehr hoch."
Zuvor kannte Rohwedder nur die Regionalliga Nord, und das auch noch nicht lange. 2022 kam er vom Bezirksligisten Eintracht Cuxhaven zum damaligen Regionalligisten SV Atlas. Der Angreifer sprang drei Ligen nach oben und bewältigte diese Herausforderung erstaunlich gut. Zunächst glänzte er bei den Blau-Gelben als Joker mit wichtigen Toren und bekam dann immer mehr Spielzeit. Acht Treffer und sechs Torvorlagen in 33 Pflichtpartien lautete Rohwedders Bilanz nach seiner ersten Saison bei Atlas.
Seine starken Leistungen machten den vielseitig einsetzbaren Angreifer für den SC Wiedenbrück interessant, und Rohwedder wollte diese Chance wahrnehmen. Mit den Atlas-Verantwortlichen kommunizierte er dabei stets offen, was sich später auszahlen sollte. "Dass die Rückkehr klappte, lag auch daran, dass er im Sommer einer von den Spielern war, die immer ehrlich und vernünftig zu uns waren", erklärt Sportchef Bastian Fuhrken.
Konkurrenzkampf mit Gysbers
Also ging Rohwedder zurück nach Delmenhorst. Es heißt immer, dass man die Wohlfühlzone auch mal verlassen muss. Wenn das allerdings nicht nach Wunsch funktioniert, kann es sehr angenehm sein, wieder dorthin zurückzukehren, wo es einem gut ging. Das merkt Steffen Rohwedder gerade. "Jetzt spüre ich das Vertrauen", betont er. Trainer Dominik Schmidt setzt auf den kopfballstarken Stürmer, ließ ihn allerdings beim ersten Spiel nach der Winterpause gegen Schöningen zunächst auf der Bank. "Das war überhaupt kein Problem für mich. Phil Gysbers hatte gut trainiert und sich den Einsatz verdient", sagt Rohwedder. Er kam dann als Joker in die Partie und traf direkt.
War das Sturmzentrum im vergangenen Jahr eine Problemzone des SV Atlas, so gibt es aktuell gleich zwei Mittelstürmer, die Tore schießen. Gysbers kommt in diesem Jahr bereits auf drei Treffer, Rohwedder auf zwei. "Beide machen es sehr gut. Es ist jedes Mal eine schwierige Entscheidung, wer von ihnen in der Startelf steht", sagt Coach Schmidt. Dass er einen starken Rivalen im Kampf um den Platz im Angriff hat, findet Rohwedder gut: "Konkurrenzkampf ist wichtig, der treibt uns alle an."
Der Rückkehrer hat mit dem SV Atlas schließlich noch viel vor. Die vier Spiele seit Rohwedders Wechsel verliefen bekanntlich allesamt siegreich. Insgesamt haben die Blau-Gelben jetzt sechs Erfolge in Serie eingefahren. Als Rohwedder kam, lag Atlas auf Rang zehn. Inzwischen ist der Regionalliga-Absteiger auf den sechsten Platz geklettert und hat den Anschluss nach oben hergestellt. Rohwedder betont: "Ich habe von Anfang an gesagt, dass ich mit Atlas aufsteigen und den Pokal gewinnen will."