Die Nachfrage nach Brennholz ist in den vergangenen Monaten bundesweit immens gestiegen. Der Boom begann mit dem russischen Einmarsch in die Ukraine, zur Mangelware hat es sich angesichts der gedrosselten Gaslieferungen aus Russland entwickelt. Mit dem Brennholz wollen sich immer mehr Menschen für einen möglichen harten Winter wappnen, beobachtet man beim Bundesverband Brennholzhandel und Brennholzproduktion.
Tim Hofmann aus Delmenhorst hat sich gerade erst einen Ofen ins Wohnzimmer gesetzt. "Der Ofen soll eine zusätzliche Heizoption darstellen, wir hatten ursprünglich vorwiegend an den Wohlfühlaspekt gedacht", sagt Hofmann. Eigentlich, so war seine Erwartung, würde der Sommer die richtige Jahreszeit sein, sich mit Brennholz zu bevorraten. In der Region sei Laubholz aber kaum noch zu bekommen. Nadelholz gilt eigentlich als verpönt, es wurde ihm aufgrund des hohen Harzgehaltes abgeraten, es zu verfeuern. Hofmann begann auch im Internet nach Brennholzanbietern Ausschau zu halten.
Brennholz aus dem Baumarkt
Bei einem bundesweit agierenden Baumarkt ist er fündig geworden, zwei Raummeter Mischlaubholz konnte er bestellen. Das Angebot war nicht günstig, es handelt sich aber um kaminfertiges, getrocknetes Material. "Man muss die Augen offenhalten", Hofmann sagt, das von ihm bestellte Holz sei schon teuer gewesen, hinzu kämen auch noch Versandkosten. "Aber im Winter wollen wir unbedingt mit dem Ofen starten, der Trend bei den Preisen geht ohnehin weiter nach oben", so seine Einschätzung.
Eine große Nachfrage verspüren auch die Förstereien in der Region, Delmenhorst gehört zur Bezirksförsterei Hatten. Etwa 5000 Hektar Waldgebiet, aufgeteilt auf rund 500 Besitzer, bilden das Revier. Rund Zweidrittel des Gehölzes sind in diesem Gebiet Nadelbäume. Die Fichte ist mit 45 Prozent und die Buche mit 18 Prozent an der gesamten Holzerntemasse beteiligt. In den Augen von Bezirksförster Hubert Brüning verhalten sich viele Verbraucher gerade "panisch". Wer sich für Nadelholz entscheide, bekomme jetzt auch welches. Der Brennwert entspreche dem von Erle und Birken, hält er einer verbreiteten Ablehnung entgegen. Wer nach den wertvolleren Holzarten Buche und Eiche suche, sollte abwarten, so sein Rat. Bei den Holzhändlern seien die Preise stark gestiegen. Zur Försterei kämen die wenigsten privaten Kunden, "überwiegend sind das Ältere, die sind daran noch gewöhnt". Brüning wünscht sich ein neues Verständnis im Umgang mit dem Wald. "Wir dürfen die Wälder nicht mehr allein als Wirtschaftswälder begreifen." Wo Wälder nachwachsen können, gebe es weniger Nadelholz, dem Mischwald gelinge es besser, sich auszusäen. "Die Natur weiß schon, was in den jeweiligen Umgebungen wachsen kann." Und die Wälder seien in ihrem Bestand auch nicht durch ein mögliches Abholzen gefährdet, vielmehr macht sich Brüning um immer weniger Regen und die sich ausbreitende Trockenheit Sorgen. Den Zustand der Fichtenwälder nennt er dafür als beispielhaft.
Nachfrage nach Öfen steigt
Einen Ansturm erleben nicht nur Brennholzverkäufer, auch Öfen sind gefragt wie nie. Die Händler können die exorbitant gestiegene Nachfrage vielerorts nicht mehr bedienen. Zwar habe der Trend zu unabhängigen Alternativen nicht erst jetzt eingesetzt, doch seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine habe sich die Situation zugespitzt, bestätigte etwa das Ofenhaus Colnrade auf Anfrage unserer Zeitung. Das Familienunternehmen zählt zu den größten Anbietern in Norddeutschland. Normalerweise dauere die Lieferung ein bis zwei Monate, aktuell liege die durchschnittliche Wartezeit für diverse Ofenmodelle bei neun bis zwölf Monaten. „Und selbst dann können einige Hersteller den Preis beim Lieferdatum nicht garantieren“, sagt Leiter Björn Dauskardt.
Holzdiebstahl kein Thema
Im Bereich der Polizeiinspektion Delmenhorst/Oldenburg-Land/Wesermarsch ist der Diebstahl von Holz bislang kein Thema, wie Polizeisprecher Albert Seegers unserer Redaktion erklärt. "Ich sondiere jeden Tag die Lage in unserer Inspektion. Entsprechende Sachverhalte habe ich noch nicht festgestellt oder sind bislang nicht zur Anzeige gebracht worden." Auch Bezirksförster Brüning sind Fälle von Holzdiebstahl nicht bekannt. Es sei ja auch mit ziemlichem Aufwand verbunden, geschlagenes Holz, das jeweils zu Stämmen in drei Metern Länge aufgestapelt werde, aus Wäldern zu entwenden.